Ingolstadt
Das etwas andere Lufttaxi

Bayerische Teamarbeit: Fraundorfer Aeronautics und Uedelhoven Studios wollen die Tensor in Serie bringen

23.11.2020 | Stand 23.09.2023, 15:36 Uhr
Gemeinsames Projekt: Christoph Fraundorfer (links) und Jürgen Uedelhoven wollen das Fluggerät Tensor in Serie bringen. −Foto: Fraundorfer Aeronautics

Gaimersheim/ Donauwörth - Das Luftfahrt-Start-up Fraundorfer Aeronautics aus Donauwörth und das Gaimersheimer Design- und Entwicklungsunternehmen Uedelhoven Studios schließen eine strategische Partnerschaft. Ziel ist, das neue Fluggerät Tensor in Serie zu bringen und für gewerbliche Einsätze weiterzuentwickeln

Der Marktstart des ersten Modells Tensor 600X ist für das kommende Jahr geplant. Ihren Erstflug hat die Maschine bereits im Januar nach Erhalt der Verkehrszulassung absolviert - der Chef persönlich ist der Testpilot. Seitdem hat der Prototyp ungefähr 40 Starts und Landungen absolviert - alle vom Flugplatz Donauwörth-Genderkingen aus, wo auch der City-Airbus seine ersten Tests durchlief.

Die Tensor will das Terrain der Advanced Air Mobility erobern - ein Luftfahrzeug, das Menschen und Fracht schneller, sicherer, leiser und kostengünstiger als Hubschrauber transportieren kann. "Wir starten im Bereich der Personal Mobility, wo ich eine Maschine wie einen Zweit- und Drittwagen nutze", erklärt Christoph Fraundorfer, Gründer und CEO von Fraundorfer Aeronautics. Die Anschaffungskosten seien vergleichbar mit denen eines höherpreisigen Autos - mehr will er zunächst nicht verraten.

Die Tensor ist ein neu entwickelter Kombinations-Tragschrauber und kann in Bereichen fliegen, wo bisherige Luftfahrzeuge an ihre Grenzen stoßen. Sie ist geeignet für einen Einsatz im urbanen Umfeld, beispielsweise für Zubringerdienste von Flughäfen. Aber auch zwischen Städten sowie in Regionen mit schwacher Infrastruktur soll das Fluggerät Vorteile bieten, beispielsweise für Rettungsdienste oder im Katastrophenschutz. Denn eine herkömmliche Start- und Landebahn benötigt die Maschine nicht.

Die beiden bayerischen Unternehmen arbeiten schon seit mehreren Jahren zusammen. "Unser gemeinsames Ziel ist es, das Feld der Advanced Air Mobility erstmals tatsächlich zu bedienen", sagt Jürgen Uedelhoven, CEO von Uedelhoven Studios, die unter anderem bekannt sind für ihre spektakulären Showcars. Doch den Autozulieferern geht es bekanntlich gerade nicht so gut: "Natürlich sehe ich neue Chancen in einem anderen Geschäftszweig", meint Uedelhoven. "Auch im Hinblick auf die Zukunft der Automobilindustrie: Es schweben ja düstere Wolken über uns."

Voneinander lernen - so lautet die Devise. Herkömmliche Methoden der Luftfahrtindustrie seien oft nicht mehr praktikabel, nicht wirtschaftlich genug und zu zeitaufwändig, so Fraundorfer. Deshalb kamen Uedelhoven Studios mit an Bord: "Wir verwenden jetzt unsere Expertise aus der Autoindustrie erstmals in der Luftfahrtindustrie", erklärt Uedelhoven. Das Design- und Entwicklungsunternehmen setzt für die Tensor Konzepte in wenigen Wochen um, die mit herkömmlichen Methoden aus der Luftfahrtindustrie viele Monate benötigen würden. Dabei spielt die Kosteneffizienz eine wichtige Rolle.

Auf Basis seiner patentierten Technologie bringt Fraundorfer Aeronautics ab 2021 ein zweisitziges Luftfahrzeug für Personal Air Mobility und mittlere Strecken zwischen 50 und 600 Kilometern auf den Markt. Die Technologie ermögliche es, praktisch senkrecht starten zu können, so Fraundorfer. Die Maschine fliege auch bei schlechteren Wetterbedingungen sicher, sei effizient und auf alternative Antriebe ausgelegt - ob elektrisch oder mit Wasserstoff. Leiser und emissionsärmer fliegen - gerade im Berreich der Urban Air Mobility (UAM) spielt ist das unabdingbar, um Akzeptanz in der Bevölkerung zu gewinnen.

Das neue Fluggerät erfüllt bereits heute die Sicherheitsstandards, die Grundlage sind für die notwendigen rechtlichen Zulassungen. Ingolstadts Wirtschaftsreferent Georg Rosenfeld, der künftig auch die UAM-Initiative steuern soll, hat sich die Maschine bereits angeschaut. "Für uns ist es sehr schön, jemanden zu haben, der versteht, was wir tun", sagt Fraundorfer über den promovierten Physiker, der im Rathaus als "Zukunftsmacher" gilt. "Er hat den nötigen fachlichen Hintergrund und den Weitblick, das Potenzial unserer Entwicklung zu erkennen." Vor allem zielt die bayerische Partnerschaft auch darauf ab, die Arbeitsplätze vor Ort zu halten oder neue zu gewinnen- ein Aspekt, der immer mehr Bedeutung gewinnt.

Fraundorfer Aeronautics will noch höher hinaus: Bis 2023 will das Start-up mit der Tensor 800X eine unter Europäischen Luftfahrtregularien zugelassene und gewerblich einsetzbare Maschine auf den Markt bringen, die das Zeug hat für kommerzielle Einsätze, zum Beispiel als Lufttaxi, in der Logistik oder für Versorgungsflüge in schwer erreichbare Regionen.

DK

Suzanne Schattenhofer