Ingolstadt
Das etwas andere Gymnasium

Bei der Amtseinführung des Apian-Chefs Alfred Stockmeier beschwört die Schulfamilie den besonderen Geist des Hauses

15.11.2018 | Stand 02.12.2020, 15:14 Uhr
Fast 50 Jahre Apian-Geschichte auf einem −Foto: Alfred Stockmeier mit seinen Vorgängern Karl-Heinz Haak, Walter Schäfer und Franz Riederer, einst der Gründungsdirektor (von links). Der Ministerialbeauftragte Christoph Henzler überreichte die Ernennungsurkunde. Fotos: Silvester

Ingolstadt (sic) Wenn das kein Grund zu feiern ist.

2009 haben die Planungen für den Neubau des Apian-Gymnasiums begonnen, und keine zehn Jahre später sitzt bei der Amtseinführung von Schulleiter Alfred Stockmeier der damit beauftragte Architekt mitten unter den Festgästen: Heinz Werndle. So schnell kann es gehen. Der neue Apian-Chef bekommt obendrein ein passendes Präsent mit ambivalenter Symbolik - und historischer Relevanz: einen gelben Bauarbeiterhelm.

Den überreicht aber nicht etwa der Architekt und auch nicht Stockmeiers Vorgänger Karl-Heinz Haak, im Amt von 2011 bis 2018, sondern dessen Vorgänger Walter Schäfer, Apian-Chef von 1997 bis 2011. Persönlich. Schäfer hat den Helm einst im Amt erhalten, "weil man dachte, es geht jetzt los mit den Bauarbeiten", erzählt der Personalratsvorsitzende Thomas Behr; die Planungen für den Neubau des Gymnasiums im Schulzentrum Südwest laufen wie gesagt schon eine Weile. 2029 soll der Stadt zufolge aber wirklich alles vollendet sein. Stockmeier ist dann 67 Jahre alt und hart an der Pensionsgrenze.

Doch jetzt wird er erst einmal begrüßt. Mit einer Herzlichkeit, die im bayerischen Schulwesen eher nicht zum Standard gehört. Stockmeier, geboren 1962, aufgewachsen in Ringsee, 1981 Abitur am Apian, ist "Apianer mit Leib und Seele". Das bekennt er mehrmals. Und diese Verbundenheit kommt auf der Feier wie ein Echo zurück. Immer wieder. Er wollte unbedingt an sein Apian. Der Karriereweg führte den Lehrer für Deutsch und Katholische Religionslehre jedoch 1993 ins Katharinen-Gymnasium. Dort habe er sehr gerne unterrichtet, betont er. 2008 wurde er - man darf wohl dennoch anfügen: endlich! - an das Apian berufen, als stellvertretender Schulleiter. "Den kleinen Umweg übers Katherl wollen wir mal großzügig überspringen", merkt Kollege Behr an.

Stockmeier gehört, heißt es, zu jenen heimatbewussten Süd-Ingolstädtern, die nur dann den Norden dieser Stadt aufsuchen, wenn es sich gar nicht vermeiden lässt. Natürlich absolvierten auch seine Brüder Christof, Hubert und Markus das Apian. Ebenso seine Söhne Rafael und Kilian.

Rafael, jetzt Student, steigt plötzlich zur Überraschung seines Vaters auf die Bühne, wo er mit Kathi Kirschner großartig "No Diggity" von Ed Sheeran & Passenger singt. Jubel. Iris Eberl, die neue stellvertretende Schulleiterin, hat dem Direktor ein eigens manipuliertes Programmblatt untergejubelt, auf dem der Name des Sohnes fehlt. "Ich war wirklich völlig ahnungslos", sagt Stockmeier. Auch die anderen, allesamt bejubelten Musikbeiträge seiner Schüler rühren ihn sichtlich. "Ich bin überwältigt! "

Christoph Henzler, Ministerialbeauftragte für die Gymnasien in Oberbayern-West, hat knallhart recherchiert: Stockmeier ist 1972 auf das Apian übergetreten und hat 1989 seine Frau Ingrid geheiratet. "Gegen Ihre Verbundenheit zum Apian ist Ihre Ehe geradezu jugendlich frisch", sagt der Mann fürs Offizielle in seiner launigen 28-minütigen Rede.

Die Schulfamilie stelle "wirklich ganz toll unter Beweis, wie man auch in schwierigen Zeiten voller Widrigkeiten etwas aus seiner Schule machen kann! ", sagt Stadträtin Simona Rottenkolber in ihrem Grußwort. Das vormals eher düstere Gebäude sei inzwischen "hell und einladend". Simona Rottenkolber (deren Vater Peter Schnell das Schulzentrum Südwest 1977 eingeweiht hat) repräsentiert das entgegengesetzte Ingolstadt. Sie ist Altstadt-Schanzerin (von dort aus fährt man nur in den Süden, wenn es gar nicht mehr anders geht) und hat das Reuchlin-Gymnasium besucht. "Wir haben als Schüler zum neuen Apian rübergeschaut und gesagt: ,Das sind die anderen. ' Und die waren ja auch anders! "

Das sind sie heute noch. Worauf man im Apian natürlich großen Wert legt. Der "besondere Spirit dieser Schule", das einzige Gymnasium im Süden der Stadt, kehrt wie ein Refrain in allen Reden wieder. Dagmar Schreiber-Hiltl, die Elternbeiratsvorsitzende, überreicht Stockmeier ein T-Shirt mit dem Aufdruck: "Wo Apian draufsteht, ist auch Apian drin. " Schülersprecher Paul Zehentbauer bietet dem Direktor mit dem Satz "Never change a winning team! " die Fortsetzung der guten Zusammenarbeit an.

Am Ende singt der große Chor euphorisch "Apianer ein Leben lang - und das bleibt man auch! " Schaut ganz so aus.