Ingolstadt
Das Herz der Stadt pulsiert

Sound- und Lichtinstallation von David Rimsky-Korsakow und Markus Jordan jeden Abend am Stadttheater

08.04.2021 | Stand 23.09.2023, 17:52 Uhr
"Lichtblick" im Lockdown: Die neue Installation am Stadttheater ist jeden Abend zu sehen und zu hören. −Foto: Hauser

Ingolstadt - Es ist ein Lebenszeichen.

 

Die neue Kunstinstallation am Stadttheater macht sicht- und hörbar, dass sich auch im Corona-Lockdown einiges tut im "Herz der Stadt", wie sich das Theater selbst gerne nennt. In der neuen Online-Rubrik des Hauses, der "Sparte X", können Theaterfreunde schon länger unterschiedliche neue Produktionen aus dem Stadttheater erleben. Das aktuelle Kunstwerk im Gebäude unterstreicht dazu den ganz analogen Anspruch der Kultur-Institution, auch jenseits von einzelnen Aufführungen, in das öffentliche Leben der Stadt hineinzuwirken.

 

Mit seinen viel beachteten Eisskulpturen hat der Ingolstädter Künstler und Theatermitarbeiter Markus Jordan im Februar bereits ein solches Zeichen gesetzt. Damals stellte er die Erstarrung dar, die das kulturelle Leben im allgemeinen Lockdown erfasst hat. Seine aktuelle Arbeit ist dagegen voller Bewegung, ein Beleg für die Vitalität des Stadttheaters, auch wenn seine Türen derzeit geschlossen bleiben müssen. Dabei zeichnen Laserstrahlen Muster auf eine aufgespannte Folie im Foyer des Hämer-Baus. Die hellen Lichtpunkte und -striche regen ein phosphoreszierendes Leuchten an, dass sich zu unwirklichen Nachbildern zusammensetzt. Vom Theaterplatz aus sind die Bilder durch die Glasfront des Baus für das Publikum zu sehen. "Lichtblick" nennen Jordan und Theaterintendant Knut Weber die künstlerischen Arbeiten an und mit dem Gebäude. "Die Botschaft lautet: Wir sind noch da", erklärt Jordan und verbindet sein Kunstwerk mit einem Rätsel: Die Formen, die sich auf der Leinwand bilden, haben teils direkt mit dem denkmalgeschützten Bau zu tun. Theatergängern könnten die archaisch wirkenden Gebilde deswegen durchaus bekannt vorkommen.

 

Seine aktuelle Installation verwirklichte Jordan in Zusammenarbeit mit David Rimsky-Korsakow. Der Komponist und Klangkünstler erweitert die Lichtarrangements um eine Klang- und Musikcollage. "Markus und ich arbeiten schon lange nebeneinander", berichtet der gebürtige Ingolstädter, der mittlerweile in Berlin lebt. "Am Kap 94 etwa oder im Stadttheater. " Ein gemeinsames Projekt war da offenbar nur eine Frage der Zeit. "Ich finde es eine ganz logische Idee, das Theater auch zum Klingen zu bringen", sagt der 32-Jährige. Es habe gerade im Lockdown das "Bedürfnis, sich mitzuteilen". Das Bild eines Herzens passe dazu sehr gut, findet der Künstler. Ein Herz allerdings, dass seiner Aufgabe, die Stadt mit Lebenswichtigem zu versorgen, derzeit nur eingeschränkt nachkommen kann - die Pandemie als Rhythmusstörung. Für seine Geräuschinstallation hat sich Rimsky-Korsakow am Herzschlag orientiert. "Es schlägt und pulsiert, mal aufgeregter, mal ruhiger. " Die Soundcollage ist in vier Sätzen angelegt und besteht unter anderem aus verfremdeten Geräuschen, die Rimsky-Korsakow rund um das Theater aufgenommen hat: das Plätschern des Brunnens, Verkehr auf der Schutterstraße, Stimmengewirr am Viktualienmarkt, die Donau. Wenn man so will, wird das Stadttheater damit zum Resonanzkörper der Stadt.

 

Zu sehen und zu hören ist die Licht- und Soundinstallation bis auf Weiteres jeden Abend "von Sonnenuntergang bis zur Ausgangssperre", wie Jordan sagt. Es sei denn, im Theater wird geprobt und die Geräusche würde stören. Denn hinter den Kulissen wird weiter gearbeitet und auch Markus Jordan hat schon Ideen für den nächsten "Lichtblick" .

DK

Johannes Hauser