Gaimersheim
Das Einfache tun und Unmögliches fordern

Bildungsveranstaltung "Energievision 2050" am Gymnasium Gaimersheim über Klimaschutz

27.02.2019 | Stand 02.12.2020, 14:32 Uhr
Die Bildungskampagne "Energievision 2050" machte gestern Halt am Gymnasium Gaimersheim. −Foto: Schmidl

Gaimersheim (DK) "Wenn an vielen kleinen Orten viele kleine Menschen viele kleine Dinge tun, wird sich das Angesicht unserer Erde verändern." Landrat und Schirmherr Anton Knapp stellte dieses afrikanische Sprichwort in den Mittelpunkt seines Grußworts zur gestrigen Bildungsveranstaltung am Gymnasium Gaimersheim. Dort war der Hamburger Verein Die Multivision mit seiner Kampagne "Energievision 2050 - Unser Klima. Meine Energie. Deine Zukunft" zu Gast.

Das Ziel, die Treibhausgas-emissionen bis zum Jahr 2050 um über 90 Prozent zu senken, sei eine riesige Herausforderung. Darin waren sich Knapp, Schulleiter Manfred Ruckdäschel und Multivision-Moderator Jonas Laß einig. Und auch darin, dass jeder seinen Beitrag dazu leisten müsse. "Wir als Gesellschaft müssen uns bewegen", sagte Laß angesichts der "Riesenaufgabe, die vor uns steht". Er sprach dabei nicht nur, aber vor allem die jüngeren Generationen an: "Ihr Schüler von heute seid nicht schuld am Klimawandel, aber ihr könnt die Generation sein, die ihn besiegt hat." Und auf seine Frage, wer meine, dass das Ziel zu erreichen sei, meldeten sich fast alle - es gab nur wenige Skeptiker. Allerdings: Auf die Folgefrage, wer eine Idee habe, was zu tun sei, blieben - zumindest in der Gruppe der Fünft- und Sechstklässler - erst einmal viele Hände unten.

Aber dann kitzelte Laß doch noch viele Vorschläge aus den Gymnasiasten heraus: mehr Windräder bauen, Regenwälder nicht abholzen, Stromverbrauch senken, Felder in Wälder umwandeln, weniger Plastik, weniger platzfressende Luxushäuser bauen und so weiter.

Doch was kann der einzelne (junge) Mensch tun? Viel, behauptete Laß und verwies dabei nicht nur auf die in einem Film gezeigten Beispiele von Bengü Sahin, der Jugend-forscht-Siegerin, die sich mit der umweltfreundlichen Redox-Flow-Batterie befasste, oder von Randi Sandmann, der Klimabotschafterin von Plant for the Planet, der Stiftung, die die Vision hat, zu den bestehenden rund 3000 Milliarden Bäumen weltweit noch 1000 Milliarden weitere zu pflanzen.

Solche Visionen seien absolut wichtig, betonte auch Zukunftsforscher Ludwig Engel in den Filmbeitrag: "Seien wir realistisch, fordern wir das Unmögliche", sagte der Futurologe dort.

Absolut nicht unmöglich ist dagegen, was die Fünft- und Sechstklässler dann als eigene Beträge zur Senkung des Ausstoßes von Treibhausgasen vorschlugen. Sich nicht von der Mutter zur Schule chauffieren lassen, sondern mit dem Rad oder Bus fahren beziehungsweise zu Fuß gehen, keine Plastikumschläge mehr für Hefte, mehr Recyclinghefte verwenden oder auch Leitungswasser statt Mineralwasser aus Plastikflaschen trinken waren nur einige Beispiele.

Die Überraschung stand dann vielen Schülern ins Gesicht geschrieben, als Laß von der "grauen Energie" zur Herstellung von Produkten sprach. Am Beispiel von Smartphones führte er an, man könne sehr viel Energie sparen, wenn man ein Handy fünf oder sechs Jahre nutze anstatt alle Jahre ein neues zu kaufen. Auf seine eigene Kohlendioxidbilanz könne zudem jeder achten, wenn er beispielsweise Flugreisen reduziere. Wenn man sich dann vor Augen halte, dass heute durchschnittlich jeder Deutsche 11000 Kilogramm CO2 jährlich ausstoße und dieser Wert auf etwa 1000 Kilogramm reduziert werden soll, müsse man auch wissen, dass allein ein Flug von Düsseldorf nach Mallorca bereits mit 680 Kilogramm pro Kopf zu Buche schlage...

Den Bogen zur Schule schlug Laß dann wieder, als er meinte, seine jungen Zuhörer sollten keinesfalls die Bildung vernachlässigen, denn das sei "ein Pfund für die Zukunft". Mit einer guten Bildung könne man "das Unmögliche fordern, aber zuerst das Einfache tun".Energievision 2050Meine Energie. Deine Zukunft" tourt für drei Jahre durch die weiterführenden Schulen in Deutschland. Sie wird an rund 2000 Schulen Station machen und rund 500000 Schüler erreichen.

Projektträger der Kampagne sind der Bildungsträger Die Multivision - Verein für Jugend- und Erwachsenenbildung (er wurde von der Unesco als eine von 54 Maßnahmen im Bereich Bildung für nachhaltige Entwicklung ausgezeichnet), Help - Hilfe zur Selbsthilfe, der Deutsche Städte- und Gemeindebund sowie die Stiftung Plant for the Planet.

Unterstützt wird das bundesweite Schulprojekt vom Verband Kommunaler Unternehmen (VKU) und vom Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW).

Am Gymnasium Gaimersheim, wo rund 650 Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen 5 bis 11 an der Veranstaltung teilnahmen, traten zudem als örtliche Sponsoren noch die Audi-Stiftung für Umwelt und die Raiffeisenbank Gaimersheim-Buxheim auf. 

nos