Ingolstadt
Der optische Kampf im Festungsbau

Architektin Janet Görner hat die neue Dauerausstellung im Neuen Schloss entworfen - Schau ist ab 4. Juni für Besucher geöffnet

15.05.2019 | Stand 23.09.2023, 7:01 Uhr
In der Dürnitz des Neuen Schlosses ist der beeindruckende Wald aus Langwaffen entstanden. Die Einfassung hat Architektin Janet Görner in Absprache mit den Ausstellungsmachern des Armeemuseums als Podest in einem Blauton gestaltet. Ab 4. Juni ist alles für die Öffentlichkeit zu sehen. −Foto: Hammer

Ingolstadt (DK) In gut zwei Wochen öffnet das Bayerische Armeemuseum den ersten Teil seiner komplett überarbeiteten Dauerausstellung im Neuen Schloss.

Von großer Hektik ist in diesen letzten Tagen vor dem 3. Juni (Festakt mit geladenen Gästen wie Wissenschaftsminister Bernd Sibler) und 4. Juni (Öffnung für Besucher) in den Festungsmauern nicht wirklich eine große Spur. Das hängt mit dem Zeitplan zusammen, den die Verantwortlichen und Dienstleister sehr gut eingehalten haben, wofür Janet Görner verantwortlich. Als Architektin trägt die neue Dauerausstellung optisch die Handschrift der Berlinerin.

Die richtige Gestaltung für das Neue Schloss zu finden, ist nicht einfach. Sie habe bisher viel in "nüchternen Museen" gestalten sollen, können und dürfen. Einfache, kahle, moderne Räume. "Mit was aber geht man in diese sehr schönen und prägnanten Räume? ", fragt Görner selbst über die Dürnitz und die anderen eindrucksvollen Säle in Ingolstadt. "Wir waren uns natürlich einig, dass wir sie wirken lassen und nicht zubauen. " Deshalb war für die Dauerausstellung, die ein Vierteljahrhundert oder länger hier aufgebaut sein dürfte, eine eigene Sprache zu finden - eine moderne Ausstellung als Kontrast.

"Es ist auch ein Luxus, die Dürnitz raumgreifend zu bespielen", schwärmt Görner. Entstanden ist dort ein beeindruckender "Igel", so der militärische Fachausdruck, aus 120 Langwaffen, die mit dem entsprechenden Lichtspiel in ihrer Anordnung noch eindrucksvoller wirken. Als Rahmen hat Görner hier tiefblaue Podeste gewählt ("ein Präsentierteller"). Einen Stock höher, mit dem zentralen Motto "Die Schlacht", sind sie feurig rot.

Die Zusammenarbeit sei hervorragend gelaufen, sagt Tobias Schönauer vom Armeemuseum, einer der beiden Kuratoren des ersten Teils der Dauerausstellung. Wenngleich das Aufeinandertreffen beider Seiten von Natur aus nicht ganz ohne Frontlinie verlaufen kann. "Der Wissenschaftler weiß natürlich alle Details, findet alles wichtig", sagt Ausstellungsarchitektin Görner schmunzelnd. Die Frage sei eben nur, was ein Besucher in den Räumen überhaupt auf- und mitnehmen könne. "Auch wenn es dann schmerzlich ist, dass man von 20 schönen Exponaten vielleicht nur ein Viertel ausstellen kann. " Diese herausragenden Stücke dann aber auch entsprechend einzeln und im Zusammenwirken zu präsentieren, sei die Aufgabe und Herausforderung. Görner spricht von drei Wahrnehmungsebenen, auf die es ankomme: den Großeindruck (die schnelle Erfassung des Hauptthemas über große Gemälde oder große Exponate), die Hauptebene (alles generell Wichtige) und die Vertiefungsebene, auf der sich der mehr interessierte Besucher aktiv bei Stücken zusätzliche Informationen abholen kann; Klappen öffnet, Schubladen zieht, Hörer ans Ohr hält oder Filme abspielen lässt. All das muss bedacht und arrangiert - und zudem ins richtige Licht gerückt werden. Auch dafür ist die Architektin zuständig.

Janet Görner bringt Ingolstadt-Erfahrung mit, auch für die Räume. Sie gestaltete bereits die Sonderausstellung "Ordnung und Vernichtung - Polizei im NS-Staat", die im Sommer 2012 im Reduit Tilly lief. Zudem ist noch bis Jahresende ihr zweites Auftragswerk für das Haus zu besichtigen: die Sonderausstellung im Neuen Schloss zum Deutschen Krieg von 1866 ("Nord gegen Süd").

Ihre Lieblingserinnerung an das aktuelle Projekt in der Schanz, so beschreibt es Görner selbst, ist bisher der Gang ins Museumsdepot. "Waffe über Waffe, alles voll", sagt sie beeindruckt. Einen großen Teil dieser Begeisterung werden Besucher in der Ausstellung ab 4. Juni wiederfinden.

Christian Rehberger