Ingolstadt
Flucht aus dem Verlies ist jederzeit möglich

Escape-Rooms: Ingolstädter Betreiber verweisen nach tragischem Unfall in Polen auf umfangreiche Sicherheitsvorkehrungen

07.01.2019 | Stand 23.09.2023, 5:34 Uhr
Abenteuerlicher Rätselspaß: In der Fun-Arena an der Manchinger Straße führt Mitarbeiterin Jasmin (r.) zwei junge Kunden für den DK-Fotografen durch einen Escape-Raum, der gut überwacht wird. −Foto: Eberl

Ingolstadt (DK) Der tragische Unfall im polnischen Koszalin, wo am vergangenen Freitag fünf Teenager durch Rauchgase in einem sogenannten Escape-Room ums Leben gekommen sind, lenkt den Blick auf eine Freizeitaktivität, die weltweit im Aufwind ist und bislang als unbedenklicher, spielerischer Nervenkitzel durchging. Auch in Ingolstadt bieten zwei Unternehmen die Erprobung von Teamgeist in solchen Ausbruchsszenarien an. Sie versichern, dass hier dank vielfältiger Sicherheitsvorkehrungen und ständiger Kontrolle nach menschlichem Ermessen keine Gefahr besteht.

Mal für maximal eine Stunde in einer Gruppe die Flucht aus einem (nur scheinbar) abgeschotteten Raum zu planen und so gefahrlos ein kleines Abenteuer in einer nicht alltäglichen Umgebung zu erleben, das lockt immer mehr junge Leute und offenbar da und dort auch ältere Semester. Christian Katzenmüller, der als Geschäftsführer der Fun-Arena an der Manchinger Straße inzwischen neben allerlei anderem Freizeitspaß auch drei Escape-Szenarien im Programm hat, spricht von einem durchaus familientauglichen Angebot. Auch Mario Crisan vom Mitbewerber Puzzle Escape Room an der Heydeckstraße berichtet, dass sich in den dortigen Fluchträumen ganz normale Leute aller Altersklassen die Klinke in die Hand geben, ohne dass irgendjemand tatsächlich eingesperrt wird und in Gefahr geraten kann.

Beide Geschäftsleute betonen die durchaus vielschichtigen Sicherheitsauflagen, die in Deutschland für den Betrieb einer solchen Anlage bestehen. Verlangt werde ein regelrechtes Sicherheitskonzept, bei dem auch alle Brandschutzauflagen zu erfüllen seien - mithin genau das, was jetzt beim schlimmen Unfall in Polen mit fünf Todesopfern offenbar nicht oder nicht ausreichend vorhanden gewesen sein dürfte. Die 15-jährigen Mädchen waren dort am Freitag nach den bisherigen Verlautbarungen durch eine Kohlenmonoxidvergiftung erstickt, weil in einem Nebenraum ihres Verlieses ein Brand ausgebrochen war.

Zuständig für die Zulassung der Escape-Rooms sind in Deutschland die Bauaufsichtsstellen der Kommunalverwaltungen. In Ingolstadt hat laut Stadtsprecherin Ingrid Schmutzler das Bauordnungsamt über die entsprechenden Sondernutzungsanträge zu entscheiden. Es gehe dabei nicht ohne Prüfung der brandschutztechnischen Auflagen ab. Das Amt für Brand- und Katastrophenschutz macht da - wie bei jedem Gewerbebetrieb - strenge Vorgaben.

Unternehmer Katzenmüller verweist auf gut 130 Brandmelder, die er in seinen drei Fluchtszenarien und in ihrem Umfeld installiert hat. Die Sensoren melden demnach einen Alarm direkt an die Berufsfeuerwehr. Jeder einzelne Raum (eine Escape-Anlage besteht in der Regel aus mehreren Zimmern) wird laut Katzenmüller auch mit Kameras überwacht, es bestehe zudem eine Sprechverbindung in eine ständig besetzte Kontrollzentrale, die von den Kunden jederzeit genutzt werden könne. Mario Crisan vom Konkurrenzunternehmen berichtet von genau solchen Sicherheitsvorkehrungen auch in seinen Escape-Rooms.

Beide Anbieter wollen übrigens mit einem bei Laien verbreiteten Missverständnis aufräumen: In den Ingolstädter Fluchtanlagen, die der Atmosphäre wegen durchweg im Stil abenteuerlicher Schauplätze (von der antiken Tempelanlage bis zum verlassenen Kernreaktor) gehalten sind, wird niemand wirklich eingeschlossen. Es geht zwar immer darum, Rätsel um verschlossene Türen zu lösen, aber zumindest der Hauptzugang, durch den die abenteuerlustigen Kunden in ihre Spielwelt gelangen, wird nicht verschlossen. Jeder, dem der Spielspaß vergehe, so heißt es, könne sofort wieder in die Freiheit gelangen oder werde auf Wunsch hinausgeleitet.

Bernd Heimerl