Ingolstadt
Zoff in der Öffentlichkeit

Streit zwischen Vermieter und Wirt eskaliert für alle Passanten sichtbar - während das Lokal geschlossen ist

19.07.2018 | Stand 23.09.2023, 3:46 Uhr
Eindeutige Ansage: Inzwischen ist das Plakat, auf dem der Eigentümer den Bosco-Wirt auffordert, dem Lokal fernzubleiben, wieder entfernt worden. −Foto: Foto: privat

Ingolstadt (DK) Manchmal kehren Wirte nach dem Sommerurlaub im Süden gar nicht mehr zurück. Beim Ristorante Bosco an der Donaustraße wollte nun der Vermieter, dass der Pächter die Räume nach seiner Rückreise nicht mehr betritt - was er auch öffentlich kundtat. Hintergrund ist ein schon länger schwelender Streit, der auch vor Gericht verhandelt wird.

Es war eine klare Ansage, die da bis vor Kurzem am Eingang des Restaurants zu lesen war: "Der Laden bleibt geschlossen. Bei Eintritt begehen Sie einen Hausfriedensbruch, was ich zur Anzeige geben werde", teilte der Hauseigentümer Hermann Mengele unter Angabe seiner Telefonnummer dem Pächter Massimo Bosco auf einem von innen angeklebten Plakat mit - für jeden, der dort vorbeiging, deutlich sichtbar unter der Bekanntmachung des Restaurants, dass man bis 29. Juli im Urlaub weilt.

Nach Informationen unserer Zeitung geht dieser ungewöhnlichen Eskalation ein lang anhaltender Streit voraus. Es geht um angeblich nicht gezahlte Mieten und kostspielige Renovierungsarbeiten, die wohl notwendig, aber möglicherweise nicht abgesprochen waren. Ganz genau wird man wohl nicht mehr feststellen können, wer was mit wem abgesprochen hat. Denn die Frau des Eigentümers, mit der der Wirt den Mietvertrag 2016 unterzeichnet hatte, ist dieses Jahr verstorben. Offenbar beruft er sich auf mit ihr getroffene Vereinbarungen. Wie der Wirt damals auch gegenüber dem DK angekündigt hatte, waren vor dem Einzug umfangreiche Umbaumaßnahmen nötig, um die Räume, in denen zuvor eine Filiale der Kette Coffee Fellows untergebracht war, für den Restaurantbetrieb zu ertüchtigen. Zum Beispiel musste ein Fettabscheider eingebaut werden; auch wegen der gestiegenen Brandschutzanforderungen nahm der Pächter Anpassungen vor. Offenbar gab er diese Umbauten selbst in Auftrag und stellte sie dann dem Vermieter in Rechnung - der aber nicht zahlen wollte. Es geht um einen Betrag in hoher fünfstelliger Höhe. Nach DK-Informationen regelte der Wirt das dann, indem er die Miete reduzierte beziehungsweise irgendwann gar nicht mehr zahlte. Das wollte sich der Eigentümer nicht bieten lassen und klagte.

Beim Landgericht, wo sich der Eigentümer - die Familie Mengele - und die Boscos gegenüberstehen, bestätigte Sprecher Frank Nießen gestern ein vom Eigentümer angestrengtes Räumungsverfahren, in dem es um "wechselseitige Zahlungsverpflichtungen" gehe. Der erste Termin sei im Juni gewesen, das Verfahren befinde sich allerdings noch in einem frühen Stadium, sagte Nießen.

Für die Eigentümerseite verlief der erste Gerichtstermin offenbar nicht zufriedenstellend. Die Eigentümer tauschten danach die Schlösser aus und klebten das Plakat an die Tür - wohl um Fakten zu schaffen.

Fragt man bei beiden Parteien nach, bekommt man als Antwort nicht viel mehr zu hören, als dass man sich zum jetzigen Zeitpunkt nicht äußern wolle. Die Pächter selbst, das Ehepaar Bosco, weilen im USA-Urlaub und waren dort gestern nicht zu erreichen. Allerdings wandte sich ihre Anwältin Marion Reisenhofer stellvertretend an den DK. Sie verwies auf das "laufende Verfahren", die "kurzfristige Zuspitzung" mit dem Plakat wollte sie nicht kommentieren. Sie erklärte nur, dass ihr die neuen Schlüssel inzwischen vorlägen.

Für den Eigentümer sprach die Tochter Karin Mengele, die auf Nachfrage einräumte, aus einem Impuls heraus für die Zuspitzung verantwortlich zu sein. Sie habe die Schlüssel aber jetzt den Anwälten übergeben. Inhaltlich wollte auch sie keine Stellungnahme abgeben.

Wenn die Pächter Anfang kommender Woche zurückkehren, werden sie wohl in ihr Lokal zurückkommen können. Die Fronten allerdings bleiben wohl verhärtet.
 

Thorsten Stark