Ingolstadt
Wiedersehen mit der Traumfabrik

Die Artistengruppe kommt im Januar ins Stadttheater - 2007 steckten Brandstifter nachts ihr Zelt an

17.12.2018 | Stand 23.09.2023, 5:25 Uhr
So sah es 2007 nach der Brandstiftung im Zelt der Traumfabrik auf dem Ingolstädter Volksfestplatz aus: Das Feuer hatte die Stuhlreihen und das Zeltdach zerstört. −Foto: Richter/Archiv

Ingolstadt (DK) Der letzte Besuch in Ingolstadt hat sich eingebrannt. Als das Akrobatik-Ensemble Traumfabrik 2007 mit seiner Tournee in der Stadt gastierte, übergossen Brandstifter nachts Stühle mit Heizöl und zündeten sie an. Die Folge: 250.000 Euro Schaden und abgesagte Vorstellungen. Im Januar wagen Rainer Pawelke (71) und sein Sohn Ingo (43) einen neuen Versuch: Diesmal kommt die Traumfabrik ins Stadttheater - und möchte viele Jahre bleiben.

Von den Stuhlreihen waren nur noch noch die Metall-Gestelle erkennbar, das lodernde Feuer hatte sich durch die Decke gefressen (ausführlicher Artikel). Rainer Pawelke war entsetzt, welches Bild ihm sich bot, als er auf die Überreste seines Zeltes schaute. In Ingolstadt fand die Tournee seiner Traumfabrik damit ein jähes Ende, in anderen Städten lief sie Dank eines Ersatz-Zelts weiter.Die Täter hat die Polizei bis heute nicht ermittelt. Die Versicherung kam für den Schaden auf.

Das war im November 2007. Damals hatte Rainer Pawelke gegenüber dem DONAUKURIER angekündigt, dass sein Ensemble 2009 nach Ingolstadt zurückkehren würde - doch aus diesem Versprechen wurde nichts. Im kommenden Januar nun werden die Akrobaten wieder Saltos schlagen und Feuer spucken - und zwar nicht in einem Zelt, sondern im Stadttheater.

"In den vergangenen Jahren hat es terminlich nicht hingehauen, aber jetzt haben wir eine Lösung gefunden", sagt Rainer Pawelkes Sohn Ingo, der die Geschäfte des Familienbetriebs führt. Sein 71-jähriger Vater, der Kopf der Traumfabrik, ist nach wie vor für die Künstler und deren Einlagen verantwortlich.

In den Jahren 1976 bis 1980 entwickelte Rainer Pawelke als Dozent an der Universität Regensburg ein Sporttheater, das sich in den folgenden Jahrzehnten zum weltweit anerkannten Showtheater entwickelt hat. Aus den Studenten auf der Bühne sind Profis geworden. Seit fast vier Jahrzehnten rauben die Pawelkes ihrem Publikum den Atem - sie sind mit ihrer Show durch deutsche Fernsehstudios und die ganze Welt getourt.

Seit Mitte der 1990er-Jahre gibt es die "Nach-Weihnachts-Tournee", wie Ingo Pawelke sagt. Sieben Städte in Bayern hat das 20-köpfige Künstler-Ensemble bislang zwischen Dezember und Februar besucht, 2019 steht erstmals Ingolstadt auf dem Kalender der Traumfabrik. Insgesamt sieht das straffe Programm 36 Vorstellungen vor. "Wenn wir eine Stadt aufnehmen, bleiben wir dabei", verspricht Ingo Pawelke. Das heißt: Die Traumfabrik will sich in Ingolstadt etablieren, und hat sich den 3. und 4. Januar gesichert - gleich auf mehrere Jahre. So lange der Veranstaltungskalender des Stadttheaters reicht, haben sich die Pawelkes eingebucht. Bis 2022. Und wenn es nach ihnen geht, auch darüber hinaus: "Wahrscheinlich für immer", sagt Pawelke.

Bisher laufe der Kartenverkauf für die vier Vorstellungen im Ingolstädter Festsaal gut, sagt er. Kein Wunder, schließlich landen Eintrittskarten für Theater oder Zirkus nicht selten als Geschenk unterm Christbaum. Der Zeitpunkt ist geschickt gewählt.

Worauf genau die Zuschauer sich freuen dürfen, kann Ingo Pawelke selbst gar nicht so recht beschreiben: "Uns kann man nicht in eine Schublade stecken. Wir sind eine Mischung aus Varieté, Zirkus und Theater." Auch der weltbekannte Cirque du Soleil fällt in diesem Zusammenhang als Vergleich.

Eines steht allerdings fest: Es wird eine fünf Meter hohe Wand geben, auf die sich die "beste Trampolin-Truppe der Welt" katapultieren wird. Unter den 20 Künstlern werden auch Feuer-Artisten sein. Der Rückschluss auf den Brand von vor elf Jahren bleibt natürlich nicht aus: "Wir hoffen, dass diesmal nichts passiert", sagt Ingo Pawelke und lacht.

Die Vorführungen finden jeweils zwei Mal täglich im Festsaal des Stadttheaters statt, und zwar am 3. Januar um 16 und 20 Uhr und am 4. Januar um 15 und 19 Uhr. Tickets gibt es im Internet und in den Vorverkaufsstellen des DONAUKURIER, in der Tourist-Info am Hauptbahnhof und im Westpark. Weitere Informationen unter www.traumfabrik.de.
 

Julian Bird