Ingolstadt
Waffenhändler, Dealer oder Aufschneider?

In Prozess gegen einen 24-Jährigen geht es auch um verdeckte polizeiliche Ermittlungen

11.09.2018 | Stand 23.09.2023, 4:02 Uhr
Symbolbild −Foto: DPA

Ingolstadt (DK) In der Anklage geht es um Waffen- und Drogenhandel, doch ob ein junger Mann, gegen den seit Dienstag vor der 1. Strafkammer des Landgerichts verhandelt wird, wirklich ein ausgebuffter Dealer ist, muss sich erst noch weisen. Nach den ersten Einlassungen des 24-Jährigen deutet einiges darauf hin, dass er sich bei seinen - letztlich nicht zustande gekommenen - dunklen Geschäften womöglich übernommen hat. Zudem war er bei den Anbahnungen auch noch ausgerechnet an einen V-Mann und einen verdeckten Ermittler der Polizei geraten.

In dem Verfahren wird einiges darauf ankommen, wie sehr die 1. Strafkammer der Auffassung der Staatsanwaltschaft folgen will, dass es sich um einen Fall der Schwerkriminalität mit womöglich in größerem Stil agierenden Hintermännern handeln könnte. Der Angeklagte hatte immerhin einiges dazu getan, diesen Eindruck zu erwecken: Er hatte bei zwei Vorgängen im Ingolstädter Umland gegenüber seinem potenziellen Kunden (eben jenem verdeckten Ermittler des Landeskriminalamtes) angekündigt, ein Kilogramm Kokain und auch zwei scharfe Pistolen besorgen zu können ? zum Schwarzmarktpreis von insgesamt 58.000 und später immerhin noch 44.000 Euro. Das wirkte auf die Polizei derart professionell, dass sie den jungen Mann fortan abhörte und später matt setzte. Seit dem vorigen November sitzt er in Untersuchungshaft.

Der Angeklagte, bei dem immerhin auch eine nicht mehr schussbereite Pistole sichergestellt werden konnte, stellte sich zum Prozessauftakt als Kleinkrimineller dar, der zwar selber Drogen konsumiert, aber nie mit größeren Mengen gehandelt habe. Bei dem in der Anklage angeführten großen Deal habe er selbst nicht gewusst, wie er die versprochene Ware beschaffen solle; deshalb habe es letztlich auch kein Geschäft gegeben. Angetrieben worden, so die Aussage, sei er stets nur durch seine hohen Schulden. Angeblich hatte er sich beim Kauf einer Eigentumswohnung und beim Leasen eines Autos sowie einigen anderen Verpflichtungen finanziell völlig verhoben.

Das Gericht hörte am ersten Prozesstag unter anderem den verdeckten Ermittler des LKA an ? allerdings nichtöffentlich, weil dessen Identität nicht bekannt werden darf. Auch ein Waffengutachter und ein psychiatrischer Sachverständiger sollen im Zuge des dreitägigen Verfahrens gehört werden. Fortsetzungstermin ist erst Ende September.

Bernd Heimerl