Ingolstadt
Viele offene Fragen nach Massenschlägerei

Polizei ermittelt wegen versuchten Tötungsdelikts: 20-jähriger Deutscher und 18-jähriger Afghane verletzt

16.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:41 Uhr
Das Umfeld der Donaubühne am Südufer des Flusses war am Donnerstagabend der Schauplatz einer größeren Auseinandersetzung zwischen zwei rivalisierenden Gruppen. Die genauen Hintergründe sind der Polizei laut deren Angaben aber noch nicht bekannt. Klar ist nur, dass mindestens neun Personen beteiligt waren und zwei davon verletzt wurden. Sie haben alle sehr unterschiedliche Nationalitäten. −Foto: Hammer

Ingolstadt (DK) Was passierte am Donnerstagabend an der Donaubühne. Und warum? Die Schlägerei zweier Gruppen gibt der Polizei noch Rätsel auf. Die Kripo ermittelt wegen eines Tötungsversuchs, da ein 20-jähriger Deutscher eine Kopfverletzung erlitt. Einen konkreten Beschuldigten gibt es aber (noch) nicht.

Am Tag nach dem blutigen Zwischenfall ist mindestens genauso viel klar wie unklar. Das wird auch in der Mitteilung deutlich, die aus dem Polizeipräsidium zu dem Vorfall versendet wird. Die Rahmenhandlung scheint bekannt zu sein, da sie ein Zeuge mitbekommen und per Notruf der Polizei gemeldet hatte: Gegen 20.20 Uhr gingen am Südufer der Donau zwei größere Gruppen aufeinander los. Wie der Zeuge laut Polizei beobachtete, kamen dabei unter anderem ein Elektroschocker und ein Baseballschläger zum Einsatz. 15 Streifenwagen eilten herbei. Die Schläger flüchteten in verschiedene Richtungen. Eine Großfahndung lief an, die viele Ingolstädter mitbekamen, da der Polizeihubschrauber lange kreiste. Die Beamten konnten neun junge Männer zwischen 17 und 24 Jahren festsetzen, die beteiligt gewesen sein sollen.

Darunter sind als offenbar zentrale Figuren ein 18-jähriger Afghane und ein 20-jähriger Deutscher, die beide verletzt wurden und ins Krankenhaus mussten. Während der junge Afghane nur ambulant behandelt werden musste, erlitt der Deutsche so schwere Kopfverletzungen, dass er stationär aufgenommen wurde. Die Ärzte würden nach Polizeiangaben nicht von einer Lebensgefahr ausgehen. Die Ingolstädter Kriminalpolizei ermittelt nun wegen eines versuchten Tötungsdelikts.

Dabei sind sehr viele Fragen offen: So gibt es (noch) keinen konkreten Beschuldigten, der für die Kopfverletzungen des 20-Jährigen verantwortlich sein soll. Es sei, so sagte Polizeisprecher Jürgen Weigert auf DK-Nachfrage, bisher nicht klar, wer in welcher Konstellation auf welcher Seite stand und wie an der Tat beteiligt war. Etwas Rätsel in diesem Zusammenhang geben der Polizei auch die völlig unterschiedlichen Nationalitäten der Beteiligten auf. Es sollen dem Vernehmen nach drei Deutsche (aber teils auch mit Migrationshintergrund) sowie ein Serbe, ein Kosovare, ein Syrer, ein Afghane und noch weitere Ausländer beteiligt gewesen sein. Das sind nur die bisher bekannten Personen. Die Polizei geht laut Weigert - auch wegen der Schilderungen des Zeugen - von noch mehr Schlägern aus, die bisher nicht ermittelt werden konnten.

Die neun bekannten Beteiligten wurden vorübergehend festgenommen, sind aber alle wieder auf freiem Fuß. "Wenn wir in den Ermittlungen zu entsprechenden Erkenntnissen kommen, würde man natürlich reagieren", so Weigert. Heißt: Verhaftungen stehen im Raum. Immerhin geht die Kripo ja von einem Tötungsversuch aus.

Gefunden haben die Beamten im Umfeld der Donaubühne neben dem erwähnten Elektroschocker und Baseballschläger weitere mutmaßliche Tatwerkzeuge. Was genau, das will die Polizei aus "ermittlungstaktischen Gründen" (noch) nicht sagen. Was wie eingesetzt wurde, sei ja Täterwissen.

Drei weitere spektakuläre Fälle

Ingolstadt (hl) Drei tatsächliche oder zumindest mutmaßliche Vorfälle mit kriminellem Hintergrund aus den vergangenen Monaten sind von der Polizeiinspektion Ingolstadt inzwischen so weit ausgeleuchtet worden, dass die entsprechenden Akten an die Staatsanwaltschaft weitergegeben werden konnten. Die Ermittlungsbehörde hat jetzt auf DK-Anfrage folgende Sachstände bekanntgegeben:

 

Bedrohung am Schulzentrum Südwest: Nachdem Ende Februar ein 41-jähriger Mann ermittelt wurde, der in den Wochen zuvor in der Ochsenschlacht aus einem Auto heraus Schüler bedroht haben soll, hat es bei dem Verdächtigen eine Hausdurchsuchung gegeben. Allerdings sind die Ermittlungen in diesem Fall noch nicht abgeschlossen.

Überfall mit Motorsäge: Der tätliche Angriff auf einen Pizzaboten am späten Abend des 2. Januar vor einem Mehrfamilienhaus an der Keplerstraße hatte wegen des besonderen Tatwerkzeugs weithin für Aufmerksamkeit gesorgt. Mit einer laufenden Handkettensäge soll einer der drei mutmaßlichen Täter auf den in sein Auto geflüchteten, zuvor arglosen Pizzalieferanten losgegangen sein. Das Opfer stand Todesängste aus. Die Polizei konnte die Verdächtigen schon kurz darauf stellen; es ergingen Haftbefehle. Zwei der Beschuldigten befinden sich nach wie vor in Untersuchungshaft, ein dritter Haftbefehl wurde gegen Auflagen außer Vollzug gesetzt. Die Staatsanwaltschaft spricht auch hier von anhaltenden Ermittlungen. Sie wartet noch auf einige Spurengutachten.

Tumult im Transitzentrum: Bereits ein gutes Vierteljahr liegt nun die große Randale unter Asylbewerbern bei einer Taschengeldausgabe Ende November 2017 in der früheren Oberstimmer Kaserne zurück. Seinerzeit hatten sich Bedienstete des Landkreises Pfaffenhofen und Sicherheitsleute vor rund 100 aufgebrachten Bewohnern, überwiegend Nigerianer, in einem Kassenraum verbarrikadieren müssen, bis die Polizei kam. Als Rädelsführerin war eine Frau ausgemacht worden, gegen die laut Ermittlungsbehörde inzwischen ein Strafbefehl wegen Beleidigung ergangen ist. Drei weitere Strafbefehle ergingen demnach gegen Männer, die sich des Landfriedensbruchs schuldig gemacht hatten. In sieben weiteren Fällen wurden die Verfahren eingestellt.