Ingolstadt
Schnee - mitten im Winter

Ehrenamtliche Helfer schütten auf Initiative des Stadtjugendrings einen Snowpark am Scherbelberg auf

28.12.2018 | Stand 23.09.2023, 5:30 Uhr
Gekonnt und furchtlos schoss die achtjährige Magdalena am Freitag über die kleine Sprungschanze auf dem Schlittenhang des Scherbelbergs. Der Schnee, rund 40 Kubikmeter (vier Lkw-Ladungen), stammt aus der Saturn-Arena. Junge Helfer haben den Snowpark des Stadtjugendrings angelegt. −Foto: Eberl, Moser

Ingolstadt (DK) Sonnenschein, klare Luft und ordentlich Schnee auf der Piste: perfektes Wetter zum Start der Ingolstädter Wintersportsaison. Zumindest auf dem Scherbelberg. Der Schnee ist künstlich, und ringsum strahlt alles grün, aber das stört die Kinder überhaupt nicht. Am Freitag stürzten sich die Ersten begeistert auf den Hang. Der Snowpark verdankt sich dem Stadtjugendring und der Freizeitanlagen-Gesellschaft.

"Let's go!", ruft die achtjährige Magdalena, holt Schwung und saust auf ihrem Plastikschlitten den Hang hinab. Ihr Bruder Korbinian (10) und ihr Freund Emiliano (9) nehmen sofort die Verfolgung auf, ebenfalls mit vollem Tempo und strahlenden Gesichtern. Die Kinder nähern sich zielgenau der kleinen Sprungschanze, heben ab - und klatschen in den Schnee. Begeisterung. Die drei stürmen gleich wieder hinauf, um erneut ins Tal zu rutschen. Denn hier oben auf dem Scherbelberg ist Hochgebirge! Also zumindest für Ingolstädter Verhältnisse. Viele Generationen von Schanzer Kindern sind auf dieser Piste mit Schlitten heruntergebrettert; sie hatten ja sonst nichts, außer vielleicht dem Hügelchen im Hindenburgpark, aber das ist noch niedriger als der Scherbelberg.

In diesem bisher schneelosen Winter freuen sich kleine Ingolstädter um so mehr, wenn sie sich auf Schlitten austoben können. "Der Schnee ist super!", berichtet Magdalena nach ihrem nächsten kunstvollen Crash. Die Kinder kennen sich da aus. "Wir fahren nämlich auch alle gerne Ski", erzählt Korbinian. Die drei haben das Snowpark genannte Weihnachtsferiengeschenk bereits am Tag seiner Entstehung entdeckt. "Ich war am Donnerstag in der Fronte", erzählt Emiliano, "und da habe ich gesehen, wie ein Laster Schnee ausgekippt hat". Das findet er super.

Die Idee, den Scherbelberg künstlich zu beschneien, hatte Stefan Moser, der Geschäftsführer des Stadtjugendrings Ingolstadt (SJR), schon vor mehr als zehn Jahren. Man hat dafür sogar in Südtirol eine Schneekanone geschenkt bekommen. "Aber leider war die Umsetzung nicht möglich, weil für die Schneeproduktion entsprechend kaltes Wasser in Ingolstadt fehlte", berichtet Moser. Ein zufälliges Gespräch mit Thomas Hehl, dem Geschäftsführer der Freizeitanlagen GmbH, die für die Ingolstädter Eislaufflächen zuständig ist, brachte im Sommer aber den Durchbruch. Moser erfuhr, "dass als Abfallprodukt der Eisflächenaufbereitung jeden Tag einige Kubikmeter Schnee anfallen, der bisher entsorgt wurde".

Seit Mitte Dezember sammelten die Eismaschinenfahrer unter der Leitung von Leonhard Lazarus neben der Saturn-Arena den Schnee für den Snowpark des SJR. "Selbst der Dauerregen über Weihnachten und einige Tage mit zehn Grad konnten dem deponierten Schnee nicht wirklich viel anhaben", erzählt Moser. Jetzt wurden 40 Kubikmeter - vier volle Lkw-Ladungen - zum Scherbelberg transportiert und dort "dank vieler kräftiger ehrenamtlicher Hände verteilt", erzählt Moser. "Präpariert wurde die Piste in schweißtreibender Arbeit von etwa zehn jungen Snowboardern, denen ein besonderer Dank gilt!"

Der Snowpark soll den ganzen Winter über bis in die Faschingsferien gepflegt werden. Das Befahren erfolgt auf eigene Gefahr. Am 6. Januar wird erstmals neuer Schnee nachgelegt. "Das sind die richtigen Aktionen, um junge Leute an die frische Luft zu locken", sagt Moser. Mit "minimalem finanziellen Aufwand" (Schnee als Abfallprodukt) könne man große Freude bereiten.

Zurück auf der Piste: Hinter Emiliano, Magdalena und Korbinian arbeitet sich ein Vater mit seinem kleinen Sohn auf einem roten Plastikbob mühsam den Hang hinunter. Es flockt nicht so recht. Aber dank viel Armarbeit schafft es der Doppelsitzer doch noch nach unten. "Da brauchen wir besseres Gerät", stellt der Vater lächelnd fest. Die zwei kommen bestimmt bald wieder.

 

Christian Silvester