Ingolstadt
Polygonal, eigenständig, multifunktional

Wettbewerb zum Neubau der Kammerspiele: Jury entscheidet sich einstimmig für Entwurf des Hamburger Büros Blauraum

14.12.2018 | Stand 23.09.2023, 5:24 Uhr
Der Siegerentwurf und die weiteren beiden Arbeiten, die im Stadtrat zur Abstimmung kommen sollen: Das Hamburger Büro Blauraum (Modell oben) will ebenso wie der Drittplatzierte Staab Architekten (Modell unten rechts) einen polygonalen Neubau für die Kammerspiele. Der Zweitplatzierte Morger Partner Architekten (Modell unten links) setzt auf einen streng rechtwinkeligen Bau mit integrierter Werkstatt. −Foto: Hammer

Ingolstadt (DK) Das Preisgericht hat gesprochen: Sieger des städtischen Architektenwettbewerbs zur Gestaltung der neuen Kammerspiele ist das Hamburger Büro Blauraum. Die Planer überzeugten die Jury mit einem völlig eigenständigen polygonalen Baukörper, der südlich des Stadttheaters, jenseits der Schut terstraße, im kleinen Park zwischen Tränktorstraße und Schlosslände entstehen soll. Der Entwurf, so heißt es, sei einstimmig angenommen worden.

Auch die beiden Büros, die auf den Plätzen 2 und 3 landeten (Morger Partner Architekten, Basel, und Staab Architekten, Berlin), haben sich für den Standort jenseits der Schutterstraße entschieden. Es sei sehr schnell klar gewesen, dass eine solche Positionierung bei separater Anordnung der zugehörigen Werkstätten die funktionalste und ansprechendste Lösung darstelle, sagte Stadtbaurätin Renate Preßlein-Lehle am Freitagabend nach der Juryentscheidung.

Insgesamt waren 15 Arbeiten im Wettbewerb. Eine Erweiterung des Theaters nach Nordosten, also zum Schloss hin, war schon zuvor kategorisch ausgeschlossen worden, nachdem erste Gedankenspiele, die in diese Richtung gegangen waren, wegen der drohenden Störung dieser von vielen geschätzten Sichtachse in der Öffentlichkeit auf viel Kritik gestoßen waren.

Erster und dritter Preisträger siedeln der Werkstattbereich der Kammerspiele als flache Anbauten ans Stadttheater an und verbinden den Hämer-Bau über einen unterirdischen Gang mit dem Neubau. Der Zweitplatzierte sieht den technischen Bereich hingegen direkt bei der Bühne im Neubau und verzichtet demzufolge auf eine direkte Anbindung. Hier fühlte sich die Jury allerdings durch eine streng rechtwinkelige Gestaltung mit gestaffelten kubischen Elementen angesprochen.

Das Preisgericht, das den ganzen Freitag über im Kulturzentrum Halle 9 beim Hauptbahnhof getagt hatte, entschied auch über drei Ankäufe - sozusagen Ehrenpreise, die nicht mehr ins politische Auswahlverfahren in den Stadtratsgremien gelangen, deren Qualität aber derart überzeugte, dass die jeweiligen Büros jetzt nicht für Gotteslohn gearbeitet haben. Es handelt sich um Entwürfe von Schulz und Schulz (Leipzig), Glass Kramer Löbbert (Berlin) und Waechter + Waechter (Darmstadt).

Der Jury gehörten Mitglieder des Stadtrates, der Verwaltung und des städtischen Gestaltungsbeirates an. Dessen stellvertretender Vorsitzender, der Berliner Architekt Wilfried Wang, lobte den "selbstbewussten" Auftritt des siegreichen Entwurfs von Blauraum, der sich durch seine Terrassenstruktur an den Hämer-Bau anlehne, aber eine "neue Materialität" verspreche. Die Glasfronten dieses Entwurfs garantierten eine "Öffnung rundherum", also sowohl zum Theater als auch zur Donau hin. Auf der Südseite, zum Park gewandt, sei sogar eine Freilichtbühne denkbar.

Wang zeigte sich sicher, dass die Stadt und ihr Theater hier ein "zeitgemäßes, modernes und auch neue, interessierte Gruppen ansprechendes Gebäude" bekommen werden. Intendant Knut Weber lobte die multifunktionale Ausrichtung des Blauraum-Entwurfs. Er spiele mit den Formen des Hämer-Baus und setze dennoch einen "sehr eigenen Akzent". Weber: "Er erfüllt alle Bedingungen, die wir für einen modernen Theaterbau brauchen."
 


Der Stadtrat wird aus den drei Preisträger-Entwürfen voraussichtlich im kommenden Frühjahr den politisch tragfähigen aussuchen, ohne an die jetzige Reihung gebunden zu sein. Es wird auch eine breite Bürgerbeteiligung zugesagt, so dass im neuen Jahr also noch manche Diskussion über die jetzt auserkorenen Pläne zu erwarten sein dürfte. Alle 15 Entwürfe sollen auch direkt nach den Feiertagen öffentlich zugänglich sein. Die Stadtbaurätin nannte den 7. Januar als angestrebten Eröffnungstermin für eine Ausstellung sämtlicher Arbeiten im Alf-Lechner-Museum an der Esplanade.

Bernd Heimerl