Ingolstadt
Multimedia in jedes Klassenzimmer

Stadt lässt sich Digitalisierungsoffensive in Schulen und Kitas vier Millionen Euro kosten

24.04.2018 | Stand 23.09.2023, 3:01 Uhr
Digitale Medien sind mittlerweile im modernen Klassenzimmer nicht mehr wegzudenken. −Foto: Foto: Hauser

Ingolstadt (DK) Alle Klassenzimmer sollen fest installierte sogenannte Multimediaeinheiten bekommen: Die Stadt will zusätzlich vier Millionen Euro in die Digitalisierung von Schulen und Kitas in der Bildungsregion Ingolstadt investieren.

Für OB-Referent Christian Siebendritt ist es nicht zuletzt auch ein Stück Chancengleichheit im Hinblick auf die Bildungsvoraussetzungen - unabhängig vom Geldbeutel der Eltern: "Alle Schülerinnen und Schüler sollen im Unterricht das elementare Wissen über und für die vernetzte Welt von morgen erfahren", sagte er gestern vor der Presse. Deshalb will die Stadt die Multimediaausstattung der Klassenzimmer bis 2020 vervollständigen respektive ältere Systeme ersetzen.

Man mag es sehen, wie man will, daran vorbeikommen wird man nicht mehr: Der digitale Wandel revolutioniert das Lehren und Lernen und stellt Schulen und Schüler vor neue Aufgaben. Die Schule der Zukunft erfordert eine Digitalisierung der Klassenzimmer. "Wir brauchen eine IT-Ausstattung, die im Unterricht nicht nur eine reine Wissensvermittlung ermöglicht, sondern alle Schülerinnen und Schüler beim Erwerb von zukunftsfähigen Kompetenzen wie Fach-, Methoden-, Sozial- und Selbstkompetenz unterstützt und sie optimal auf die Anforderungen einer zunehmend digitalisierten Berufswelt vorbereitet", so Kultur- und Bildungsreferent Gabriel Engert.

In seinem Grundsatzbeschluss "Digitales Ingolstadt - Zukunftsfähiges Ingolstadt" hat sich der Stadtrat das Ziel gesetzt, beim Thema Digitalisierung aktiv zu handeln. Dies soll nun in den städtischen Kitas und Schulen umgesetzt werden. Das Digitalisierungskonzept der Stadtverwaltung wird den Gremien im kommenden Sitzungslauf ab dem 2. Mai zur Entscheidung vorgelegt. Bereits jetzt, im laufenden Haushaltsjahr 2018, wird knapp eine halbe Million Euro für Neu- und Ersatzbeschaffungen multimedialer Ausstattungen in den Ingolstädter Schulen verwendet. Ab dem nächsten Jahr bis 2020 sollen über 3,6 Millionen Euro in die Digitalisierung der städtischen Bildungseinrichtungen, Kitas und Schulen investiert werden. Geplant ist der baldige Abschluss der derzeit laufenden Multimediaverkabelung in allen Gebäuden und Klassenzimmern, der Ausbau der erforderlichen Wlan-Infrastruktur (geplant sind rund 500 Wlan-Anschlüsse) sowie die Ausstattung aller 1090 Klassenzimmer mit festinstallierten Multimediaeinheiten (Beamer, Dokumentenkameras und Whiteboards) - derzeit verfügen laut Engert rund 900 Klassenzimmer darüber. Außerdem sollen alle Schule Tablets in Klassensätzen erhalten. Alle Schulen arbeiten künftig mit der Webanwendung Office 365.

Auch im vorschulischen Bereich halten die digitalen Medien Einzug, denn die digitale Kindheit ist längst Realität. Im Jahr 2014 nutzte etwa ein Viertel der vier- und fünfjährigen Kinder regelmäßig digitale Medien, 18 Prozent der Fünfjährigen waren damit bereits mehr als eine Stunde pro Tag beschäftigt. Aktuelle Untersuchungen belegen, dass 2017 bereits 70 Prozent der Kinder im Kita-Alter mehr als eine halbe Stunde täglich mit dem Smartphone ihrer Eltern spielen. "Wir wollen Chancen und Risiken der Digitalisierung vermitteln und den Erwerb von Medienkompetenz fördern", so Gabriel Engert. Den Kindern müsse die Möglichkeit geboten werden, sich auf eine digitalisierte Zukunft vorzubereiten und einen kreativen und risikobewussten Umgang damit frühzeitig zu erlernen. Wie Engert betonte, beinhalte dies auch die Kommunikation mit den Eltern sowie die Fortbildung der Lehrer und Erzieher. "Die Fördermöglichkeiten aus dem Digitalpakt II des Freistaates Bayern werden selbstverständlich ausgeschöpft", so Engert.

Kommentar von Thorsten Stark

Manche Eltern werden es kritisch sehen, dass ihre Kinder nun auch in den Ingolstädter Kindertagesstätten und Schulen noch viel stärker mit den digitalen Medien konfrontiert werden sollen − wie es jetzt der Bildungsreferent und der OB-Referent in der städtischen Pressekonferenz angekündigt haben. Aber seien wir doch ehrlich: Schon die Jüngsten haben, abgesehen von einigen Ausnahmen, inzwischen permanent Zugang zu Smartphone, Tablet und Videospielen − sie gerade in den Bildungseinrichtungen künstlich davon fernzuhalten, ist nicht sinnvoll. Vielmehr sollten die Kinder dort den richtigen Umgang damit lernen − was zu Hause leider oft nicht ausreichend stattfindet. Denn hoffentlich stellt sich die Stadt unter "Digitalisierungsoffensive" nicht nur vor, für vier Millionen Euro irgendwelche Multimediaeinheiten anzuschaffen, sondern vor allem, den Kindern Medienkompetenz zu vermitteln, damit wir eben nicht eine Generation digitaler Zombies heranzüchten. Dann wäre diese städtische Initiative begrüßenswert.

Bernhard Pehl