Ingolstadt
Winterschäden stoppen Flugverkehr

Startbahnen in Manching gesperrt - Fugenmaterial hat sich gelöst - Audi weicht nach Nürnberg aus

01.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:45 Uhr
Audi-Flieger: Der Autobauer unterhält ab Manching täglich Verbindungen nach Györ, Brüssel und Wolfsburg. Die Maschinen gehen nun notgedrungen ab Nürnberg. −Foto: Rössle

Manching (DK) Sicherheit genießt bei der Wehrtechnischen Dienststelle 61 in Manching absolute Priorität. Daher wurden nach der routinemäßigen Begehung am Mittwochabend beide Startbahnen gesperrt. Wegen des Frosts hat sich Fugenmaterial zwischen den Betonelementen gelöst.

Keine Starts und keine Landungen auf dem Manchinger Flugplatz seit Mittwochabend. "Wir verhindern, dass etwas passiert", fasst es Andreas Schmidt, Leiter Stab bei der WTD 61, zusammen. "Es ist eine Sicherheitsmaßnahme."

Was ist passiert? "Wir haben bei unserer täglichen Routine-Begehung der Startbahnen Auslösungen beim Fugenmaterial festgestellt", erklärt Schmidt. "Das ist vergleichbar mit der Verfugung der Fliesen in einem Badezimmer. Nur die Teile auf der Landebahn sind deutlich größer. Wie ein Kieselstein oder auch größer." Die Schäden traten laut Schmidt wegen der zuletzt sehr niedrigen Temperaturen auf.

Ein solches Teil könnte, aufgewirbelt durch eine landende oder startende Maschine, enormen Schaden anrichten und zu einer Katastrophe führen. Schmidt spricht von einem "FOD". Das heißt Foreign Object Damage und bedeutet Beschädigung durch Fremdkörper. "Das ist ein zu großes Sicherheitsrisiko", sagt Schmidt. Da Flugsicherheit an oberster Stelle steht, gab es keine andere Möglichkeit als die sofortige Sperrung. Nur eine Bundeswehrmaschine durfte gestern starten: "Wegen besonderer Notwendigkeit mit einer Einzelfreigabe", sagt Schmidt. "Die Starbahn wurde vor und nach dem Start gesäubert."

Betroffen von der Sperre ist auch der als Sonderflugplatz klassifizierte zivile Teil. Er wird von der Ingolstadt-Manching Airport GmbH (IMA) genutzt, täglich fliegen Shuttleverkehrsflieger und Firmenflieger von Audi. IMA-Chef Jörg Baustetter spricht in einer ersten Reaktion von "Super-GAU", der Stillstand trifft laut Baustetter aber nicht nur die IMA, sondern auch die Airline und eben Audi. "Starten durften die Flugzeuge heute Morgen noch, sie sind also alle raus", sagte Baustetter gestern zufrieden. Er hofft auf ein baldiges Ende der Sperre: "Mit steigenden Temperaturen könnte das Problem, das vor allem die Südbahn betrifft, verschwinden." Vorerst plant die IMA mit Stillstand bis Montagmittag. Hubschrauber dürfen übrigens noch fliegen.

Die Audi-Firmenflieger, die ansonsten täglich von Manching das ungarische Györ, das belgische Brüssel und Wolfsburg anfliegen, weichen nach Aussage von Unternehmenssprecherin Christina Floss derzeit auf den Flughafen Nürnberg aus: "Alle Standorte im Flugplan werden angeflogen. Der Passagiertransfer von Manching nach Nürnberg und zurück wird über einen Busshuttle sichergestellt." Die Umstände nimmt Audi hin: "Da für Audi die Sicherheit der Fluggäste an erster Stelle steht, ist für uns diese Entscheidung grundsätzlich nachvollziehbar." Über den Flugdienstleister Private Wings steht die Audi-Abteilung Flugservice/Fahrzeugmanagement in ständigem Kontakt mit dem Flughafen Manching. Aktuelle Einschätzungen der Flughafenverantwortlichen gehen von einer voraussichtlichen Öffnung einer Startbahn ab dem kommenden Montag um 12 Uhr aus. "Ab diesem Zeitpunkt planen wir auch, unseren Flugbetrieb in Manching wieder aufzunehmen."

Schmidt kann dagegen noch nicht sagen, wie lange die Sperre andauert: "Die Infrastrukturstellen der Bundeswehr sind eingeschaltet, auch die Fachleute vom Staatlichen Bauamt Ingolstadt, das auch Bauaufgaben des Bundes wahrnimmt, wissen Bescheid." Baustetter kann sich eine leichte Kritik nicht verkneifen: "Der Zustand ist ja schon länger bekannt. Aber die Mühlen bei der Bundeswehr mahlen offensichtlich langsam." Durch die jüngste Kälte ist es laut Baustetter "eskaliert. So eine Situation war eigentlich nur eine Frage der Zeit." Wobei er der WTD 61 die Schuld nicht in die Schuhe schieben will: "Hut ab, die helfen, wo sie nur können. Aber die Bürokratie der Bundeswehr kostet viel Zeit." Baustetter baut auf den nahenden Temperaturanstieg. Sie sind "ein Strohhalm". Und wenn das keine Besserung bringt? "Dann wird es wohl Ende März".

"Sperren gibt es auf dem Flugplatz aber auch ohne die momentanen Probleme immer wieder", betont Schmidt. Bei normalen Instandsetzungen, bei schlechtem Wetter oder wenn irgendetwas kaputt ist, ruht der Flugverkehr an sogenannten "Platzschließungstagen" auch. Aber dann nur kurzfristig und mit absehbarem Ende.

Die Südbahn war in den Jahren 2010 und 2011 aufwendig saniert worden - für 35 Millionen Euro. Drei Jahre später musste sie wegen Baumängeln erneut gesperrt und repariert werden. Damals war abbröckelnder Beton zur Gefahr für den Flugbetrieb geworden. Vorteil damals: Die Nordbahn blieb während der Sanierungsarbeiten in Betrieb.