Ingolstadt
Jetzt wird's hitzig

Elternbeirat der Lessingschule wartet verärgert auf die zugesagten Klimageräte für die Klassencontainer

21.06.2018 | Stand 23.09.2023, 3:32 Uhr

−Foto: Hauser

Ingolstadt (DK) Die Grundschule Gotthold Ephraim Lessing hat erneut Anlass zur Klage: Den Klassen, die seit Jahren in Containern unterrichtet werden, sind Klimageräte versprochen worden. Aber statt der erhofften zwölf wurden bisher nur drei installiert, davon zwei interessanterweise auf der Nordseite. Der Rektor und der Elternbeirat haben kaum Hoffnung, dass es in diesem Sommer noch was wird mit der Abkühlung. Derweil stieg die Temperatur in den Containern gestern auf über 30 Grad. Entsprechend heizt sich die Verärgerung der Eltern auf.

Der Freitag soll Frische bringen. Endlich. Viele Grundschüler an der Lesssingstraße dürften den Temperatursturz herbeisehnen. Und natürlich auch ihre Lehrerinnen, der eine Lehrer im Kollegium und der Rektor, denn in den Containern, in denen seit Jahren Klassen unterrichtet werden müssen, wird die Hitze immer drückender. Gut über 30 Grad wurden in dieser Woche gleich mehrmals gemessen. Die Stadt hat der Schule schon vor einem Jahr so genannte Klimageräte versprochen, die Abkühlung bringen. Zwölf Stück sollten es werden: je eines für die acht Klassenzimmer in den Containern sowie die vier Gruppenräume dort, die ebenfalls für Unterricht genutzt werden.

Doch bisher sind erst drei Klimageräte installiert worden. Davon zwei in Klassenräumen auf der Nordseite der im vergangenen Jahr sogar noch aufgestockten Containeranlage, wie Schulleiter Michael Enzinger bestätigt. Er berichtet von 32 Grad, die gestern um 9.45 Uhr in einer der Klassen gemessen wurden.

Die Klimageräte würden wirklich viel Kühle bringen, sagt der Rektor. Die fest installierten natürlich mehr als die mobilen Apparate, doch in der Grundschule Gotthold Ephraim Lessing ist man inzwischen schon für jedes frische Lüftchen dankbar; aber es schaut schlecht aus, dass es in diesem bisher ziemlich heißen Sommer noch was wird mit den versprochenen neun Geräten, die ausstehen.

Am Dienstagabend erfuhr der Elternbeirat davon. Und reagierte sauer: "Jetzt werden wir schon wieder benachteiligt", sagt Katja Hirschböck, Mitglied des Gremiums. Die anderen Mütter und Väter stimmen ihr zu. "Wir warten seit Jahren auf den lang beschlossenen Neubau der Schule, viele Kinder müssen in Containern sitzen, und jetzt schafft es die Stadtverwaltung nicht mal, die zugesagten Klimageräte herzubringen. Ja hört das denn nie auf?" Ein Vertreter des städtischen Hochbauamts (das übrigens nach wie vor keinen Leiter hat) habe dem Elternbeirat bei einem Treffen am 31. Mai 2017, als es um die umstrittene Aufstockung der Behelfsklassenräume ging, versichert, "dass die Containerlösung über ausreichend Klimageräte verfügen wird und man sich im Hochbauamt eine weitere bauliche Beschattung oberhalb des Containerdachs einfallen lassen würde", daran erinnert mit Blick auf das Protokoll Sabine Meuser, die Schriftführerin des Elternbeirats. Katja Hirschböck ergänzt: "Dass man die ersten Geräte ausgerechnet auf der Nordseite installiert hat, verstehen wir auch nicht. Das ist kaum zu glauben!"

Man darf die Stimmung unter den Müttern und Vätern der Kinder von der Lessingstraße mittlerweile als erhitzt bezeichnen - da helfen auch die voraussichtlich sinkenden Temperaturen in den nächsten Tagen nichts.

Michael Klarner, der Sprecher der Stadt, berichtet von guten Aussichten: "Zusätzliche Geräte für die Lessingschule wurden in der vergangenen Woche bestellt. Die ersten davon werden in absehbarer Zeit in den Klassenzimmern installiert, vielleicht einige sogar schon in der nächsten Woche." Da wäre es dann Ende Juni. Und keine fünf Wochen mehr bis zum Beginn der Sommerferien. Das könne man erklären, so Klarner. Die Schulcontainer seien mit einer Beschattung und so genannten Kaltdächern ausgerüstet worden. Aber als dennoch der Ruf nach technischen Geräten zur Abkühlung laut wurde, habe man diese nachbestellt.

Die Lessing-Grundschule ist bereits seit Jahren ein heikles politisches Terrain. Wie berichtet, hat sich der schon beschlossene Neubau der Schule im Konradviertel immer wieder erheblich verzögert. Container stehen seit 2009 im Pausenhof; sie kosten die Stadt jährlich eine hohe Summe. Nach aktuellem Stand der Zusicherungen soll die neue Schule 2021 bezugsfertig sein. "Uns stehen also noch mindestens drei Sommer in Containern bevor", sagt Schulleiter Enzinger. "Es wäre daher schön, wenn die Klimageräte bald kämen."

Die Opposition verfolgt die Entwicklung an der Lessingstraße argwöhnisch. Stadtrat Georg Niedermeier (BGI) hat sich über die Zustände in den Containern informiert. Gestern sagte er dazu dem DK: "Für mich als ehemaligen Lehrer ist das ein Unding! Ich kann mir unter solchen Verhältnissen keinen regulären Unterricht vorstellen." Hitzefrei sei auch keine Lösung, weil noch Klassenarbeiten geschrieben werden. Außerdem finde an der Lessingstraße in allen Klassen Ganztagsbetrieb statt. "Was mich besonders ärgert, ist die Tatsache, dass das Problem seit einem Jahr bekannt ist und Abhilfe versprochen wurde. Besonders rätselhaft ist für mich, warum die Verwaltung es in diesem Zeitraum nicht schafft. Es waren Beschattungen und Klimaanlagen versprochen worden!"

Mit Bezug auf einen aktuellen Diskurs merkt Niedermeier an: "Wenn ich ganz böse sein würde, dann könnte ich sagen, dass Herr Lösel aus dem Flugmodus runterkommen sollte. Einfach mal bei der Lessingschule landen und hier die Probleme lösen. Dann kann er wieder autonom und digital weiterfliegen."

Christian Silvester