Ingolstadt
Ingolstadt zieht junge Erwachsene an

Die Stadt wächst jedes Jahr um fast 1700 Menschen - Aber Familien mit Kleinkindern ziehen ins Umland

22.01.2019 | Stand 23.09.2023, 5:43 Uhr
Trotz der eher kühlen Temperaturen flanierten viele Menschen durch die Ingolstädter Fußgängerzone und nutzten den verkaufsoffenen Feiertag. −Foto: Anna Hausmann

Ingolstadt (DK) 138.000 Einwohner: So viele zählte die Stadt zu Jahresbeginn, und es werden immer mehr. Unter Bayerns Großstädten hat die Schanz den größten Anteil der 6- bis 18-Jährigen. Bei einer durchschnittlichen jährlichen Bevölkerungszunahme wie seit 2011 (1700 Menschen) könnte die Marke von 150.000 Bürgern bereits in sieben Jahren erreicht werden. Nur Familien mit Kleinkindern ziehen verstärkt ins Umland.

Bei den Ursachen des Bevölkerungswachstums spielte der "natürliche Saldo", also die Differenz aus Geburten und Sterbefällen, jahrzehntelang kaum eine Rolle, so die Statistiker der Stadt: "Das Bevölkerungswachstum war fast ausschließlich durch den Wanderungssaldo, die Differenz aus Zuzügen und Wegzügen, bestimmt. Erst mit dem Beginn höherer Geburtenzahlen ab 2013 und dann besonders ab 2014 stieg der natürliche Saldo, weil die Anzahl der Sterbefälle nur geringfügig höher wurde." Seit 2014 beträgt danach der Geburtenüberschuss rund ein Fünftel des gesamten Bevölkerungswachstums. In exakten Zahlen: Im Vorjahr kamen 1641 "echte" Schanzer zur Welt, während 1267 Ingolstädter starben.

Die anderen vier Fünftel der Einwohnerzunahme sind folglich auf den Wanderungssaldo zurückzuführen. "Der Überschuss der Zuzüge über die Wegzüge betrug 2018 nach der
vorläufigen Auswertung des Melderegisters knapp 1300 Personen", so die Statistiker. Wie bereits früher kommen hauptsächlich junge Erwachsene zwischen 21 und 30 nach Ingolstadt. Dagegen wandern Familien mit Kindern unter 3 Jahren teilweise ab, wie Analysen aus den vergangenen Jahren zeigen, und zwar hauptsächlich in die umliegenden Landkreise. Auch ältere Menschen ab 60 zieht es weg von Ingolstadt.

Wie geht's weiter? Das Bayerische Landesamt für Statistik geht von einem sehr starken Rückgang der Zuwanderung nach Ingolstadt aus und sieht die Stadt in 20 Jahren bei rund 143.000 Einwohnern (die Zahlen des Landesamts und der Stadt weichen etwas voneinander ab). Dieser Berechnung stellt die Stadt nach den Erfahrungen der vergangenen Jahre drei eigene Szenarien gegenüber, die ein Zuwanderungsplus von 10.000, 15.000 oder 20.000 Personen unterstellen.

Danach könnte die Einwohnerzahl Ingolstadts bis in rund 20 Jahren bei 147.000, 154.000 oder sogar bei über 160.000 Personen liegen. Zusätzlich würde auch der Geburtenüberschuss bei höherer Zuwanderung junger Erwachsener noch kräftiger ausfallen und die Einwohnerzahl zusätzlich erhöhen. Allerdings sind solche Prognosen mit großen Unsicherheiten behaftet.

Aufschlussreich ist in diesem Zusammenhang stets auch ein Blick über den Tellerrand hinaus. Im Vergleich der bayerischen Großstädte hat Ingolstadt die größten prozentualen Bevölkerungsanteile in der Altersgruppe zwischen 6 und 18 Jahren. Bei den noch nicht schulpflichtigen Kindern liegt nur München noch etwas davor. Bei der Altersstufe 18 bis 30 Jahren macht sich nach Angaben der Ingolstädter Statistiker die längere Hochschultradition der Universitätsstädte Würzburg, Regensburg und Erlangen bemerkbar, die hier die höchsten Anteile verzeichnen.

Ab 65 Jahren liegt Ingolstadt bei einem Anteil von 18,5 Prozent und damit "im Mittelfeld der bayerischen Großstädte". Jedoch wird es innerhalb der Altersgruppen in den nächsten 20 Jahren zu größeren Verschiebungen kommen. "Auch in Ingolstadt gibt es bis dahin mit Abstand die stärkste Zunahme in der Altersgruppe ab 65 Jahren und älter (plus 6900)", so die Ingolstädter Statistiker.
 

Bernhard Pehl