Ingolstadt
ICE-Trasse als Abfallgrube

Arsen- und Schwefelbelastung bei Baustellenaushub für Stromleitung: Umweltamt gibt Entwarnung

05.07.2018 | Stand 02.12.2020, 16:07 Uhr
Baustelle auf Wanderschaft: Gegenüber von Tor 7 und dem Karosseriebau in der Halle N60 des Audi-Werks werden derzeit im Auftrag des Bayernwerks Leerrohre für eine Hochspannungsleitung verlegt. Weiter östlich an der ICE-Bahnlinie wurden die Arbeiten unterbrochen, nachdem der Boden erhöhte Arsen- und Schwefelkonzentrationen aufwies, wie Laborproben ergaben. −Foto: Foto: Eberl

Ingolstadt (DK) Während gleich nebenan Audi und die Stadt neue Straßen, Brücken und Parkhäuser bauen, verlegt die Firma Bayernwerk eher unspektakulär eine Hochspannungsleitung im Boden. So hat auch kaum jemand mitbekommen, dass wegen Arsen- und Schwefelbelastungen im Untergrund die Arbeiten teilweise gestoppt werden mussten.

Auf einem etwa 800 Meter langen Abschnitt der Trasse seien beim Aushub zunächst "optische Auffälligkeiten" entdeckt worden, bestätigte Bayernwerk-Pressesprecher Christian Martens auf Anfrage des DK. Daraufhin habe man, um sicher zu gehen, insgesamt 13 Laborproben nehmen lassen, von denen acht "Belastungen unterschiedlicher Art" aufgewiesen hätten. "Dazu gehört auch der Arsenwert."

Die Stadt bescheinigt dem Unternehmen, in der Sache korrekt vorgegangen zu sein. "Eine Beteiligung des Umweltamtes ist nach derzeitigem Kenntnisstand nicht erforderlich", erklärte Stadtsprecher Michael Klarner. "Die ordnungsgemäße Entsorgung beziehungsweise Verwertung kann anhand von Begleitpapieren nachgewiesen werden." Die Umweltbehörde hätte nur dann einbezogen werden müssen, wenn die Gutachter eine Gefahr für die "Pfade Boden-Nutzpflanze, Boden-Grundwasser oder Boden-Mensch" erkannt hätten.

Nach Angaben des Bayernwerk-Sprechers ist die gesamte Leitungstrasse etwa 3,3 Kilometer lang. Sie soll das Umspannwerk Etting (an der Abzweigung der Ettinger Straße und der Ostumgehung) mit dem Umspannwerk Audi (an der Carl-Zeiss-Straße) verbinden. Hintergrund sei der gestiegene Energieverbrauch, Ziel die Versorgungssicherheit auch in Zukunft. Die Leerrohre für die 110-kV-Hochspannungsleitung werden etwa 1,75 Meter tief im Boden verlegt. "Wir bewegen relativ viel Erde", beschreibt Martens das Vorgehen. Beim Aushub werden die Bodenschichten getrennt voneinander gelagert, um danach den Kabelgraben wieder so aufzufüllen, dass es keine Setzungen gibt. "Es gehört zur Sorgfalt der Kabelbaustellen, dass der Boden danach eben und wieder nutzbar ist."

So jedenfalls der Plan. Durch die Bodenbelastungen, die auf der Oberhaunstädter Seite in der Nähe der im Jahr 2006 eröffneten ICE-Bahntrasse entdeckt wurden, sei mit "Mehraufwand und zeitlichem Verzug" zu rechnen, sagt der Unternehmenssprecher. Doch für eine "Wanderbaustelle" wie diese sei das nicht so gravierend. In dieser Woche waren die Bautrupps zum Beispiel neben der Ostumgehung gegenüber von Audi-Tor 7 zugange. Ende dieses, Anfang nächsten Jahres soll die komplette Leitung verlegt sein, erwartet Martens. Zum Ursprung der auffälligen Bodenwerte mit erhöhten Arsen- und Schwefelkonzentrationen heißt es in der Erklärung von Stadtsprecher Klarner, dass "immer wieder Abfälle vom Bau der ICE-Trasse zum Vorschein gekommen" seien. Ziegelreste hätten einer "inzwischen abgerissenen Ziegelei zugeordnet werden" können. "Es ist davon auszugehen, dass es sich um Arsen geogenen, das heißt natürlichen Ursprungs handelt. Die Schwefelbelastung kann mit der Feuerungsanlage der Ziegelei in Verbindung gebracht werden." Auch wenn offenbar keine Schäden für Mensch und Umwelt zu befürchten sind - finanzielle Auswirkungen für den Pächter des betroffenen landwirtschaftlichen Grundstücks hat die Sache schon, weil die Fläche zeitweise nicht nutzbar ist. Ein Immobilienmakler macht in dessen Auftrag die Ansprüche gegenüber dem Bayernwerk geltend. Wie er dem DK sagte, würden die finanziellen Verluste des Landwirts von dem Unternehmen ausgeglichen.