Ingolstadt
Friday for Fechtgasse

Förderkreis der Heilig-Geist-Spitalstiftung will zur Demo aufrufen, wenn er anders nicht gehört wird

31.05.2019 | Stand 02.12.2020, 13:50 Uhr
Aufruf zur Aktivität: Vereinssprecher Florian Straub (v.r.) und Bernd Rachner im Bürgerhaus Neuburger Kasten. −Foto: Hammer

Ingolstadt (DK) "Fridays for future?" Was die Jungen können, können wir schon lange - das sagen sich viele Teilnehmer einer Veranstaltung, zu der am Freitagnachmittag die Förderer der Heilig-Geist-Spitalstifung etwa 50 überwiegend ältere Gäste begrüßen konnten.

Wenn der Freundeskreis - demnächst als eingetragener Verein - sich anderweitig im Rathaus kein Gehör verschaffen könne, soll zu einer Kundgebung aufgerufen werden, kündigte Initiator Bernd Rachner an. Also möglicherweise "Friday for Fechtgasse", wo das Altenheim bisher untergebracht ist und es nach dem Willen der Aktivisten auch bleiben soll.

"Auch Senioren können demonstrieren", sagte Rachner im Neuburger Kasten, und sie würden ein großes Wählerpotenzial vertreten. "Es geht um Transparenz. Hat die Stadtregierung nicht begriffen, was Transparenz heißt? " In Rachners Zwischenbericht und den Wortmeldungen aus dem Publikum wurde immer wieder offenkundig, wie wenig sich die Heimbewohner und ihre Angehörigen von der Stadtspitze wahrgenommen, verstanden oder gar ernstgenommen fühlen.

Unter den Zuhörern fanden sich einige amtierende Stadträte von SPD, ÖDP und BGI, aber keiner aus der Regierungspartei. Nur CSU-Ruheständler Sepp Christl hatte mit seiner Frau den Weg ins Bürgerhaus auf sich genommen, um sich anzuhören, was die Mahner über die Entwicklung der Spitalstiftung zu sagen hatten. Als eine Zuhörerin die Bemerkung beisteuerte, sie habe davon gehört, dass dieses Thema aus dem Wahlkampf herausgehalten werden solle - sie bezog sich offenbar auf eine Erklärung von Fraktionschefin Patricia Klein -, kam schallendes Gelächter auf.

Rachner, eine der treibenden Kräfte des Fördervereins, kennt das Altenheim Fechtgasse auch, weil seine Mutter dort untergebracht ist. "Und sie lebt dort gut", versicherte er. Der Verein verfolge das Ziel, den Altstadtstandort zu erhalten. "Wenn es Veränderungen gibt, sollen sie innerhalb dieses Hauses erfolgen. " Der Vereinssprecher zitierte aus einem Papier des bayerischen Sozialministeriums von 2010 - Chefin damals die Ingolstädterin Christine Haderthauer - über die Teilhabe von Senioren am gesellschaftlichen Leben.

Die dort aufgeführten Voraussetzungen träfen in nahezu idealer Weise auf den Standort in der Fechtgasse zu: Versorgungsmöglichkeiten mit Gütern des täglichen Bedarfs, mit Medikamenten, Nähe zu Veranstaltungen, Arztpraxen, Mobilität auch bei körperlichen Einschränkungen. Man könne als Angehöriger, berichtete Rachner als Sohn, auch mal mit seiner Mutter ein Eis essen gehen oder in einer Wirtschaft der Innenstadt einkehren.

Edith Möller, die für den Förderverein in der Altstadt Unterschriften und viele Erfahrungen gesammelt hat, nannte einen weiteren Vorzug des bisherigen Standortes Fechtgasse: Besucher des Heimes lobten immer die gute Erreichbarkeit mit dem Bus von außerhalb. Eine andere Aussage Möllers lässt wenig Gutes über das derzeitige Ansehen der Spitalstiftung erahnen: "Eine Frau hat mir gesagt, dass sie ihr Testament geändert und sich eine andere Stiftung gesucht hat. " Das sei eine durchaus vermögende Dame.

Ob der Imageverlust durch die finanzielle Misere im Jubiläumsjahr auch die Suche nach Pflegekräften weiter erschwert? Die Vermutung liegt nahe, obwohl andere Heimträger ebenfalls über Personalmangel klagen. Die im Neuburger Kasten versammelten Diskussionsteilnehmer waren sich zumindest darin einig, dass der Verein jetzt versuchen sollte, sein Anliegen entweder dem Oberbürgermeister oder dem Stiftungsrat direkt vorzutragen.

Schon bei der Stadtratssitzung am kommenden Donnerstag, appellierte Vereinssprecher Rachner an die Runde, solle man starke Präsenz zeigen. SPD-Fraktionschef Achim Werner, der an die immer noch ausstehende Behandlung des Stiftungsabschlusses 2017 erinnerte, pflichtete ihm bei: "Bitte kommen Sie recht zahlreich zu der Sitzung! " Zu einer größeren Demo werde er auch die VdK-Mitglieder aufrufen, versprach der Vorsitzende des Verbands.