Ingolstadt
Gig in Japan

Der Ingolstädter Musiker Perrecy trat in Tokio gemeinsam mit einer japanischen Band auf

19.02.2019 | Stand 23.09.2023, 6:00 Uhr
Gemeinsamer Auftritt: Sänger Perrecy (r.) mit seinen japanischen Bandkollegen (v.l.) Bassist Manabu Nakazawa, Drummer Kuniharu Amano und Gitarrist Hiroshi Tanaka. Auch weibliche Fans hatte Perrecy schnell gefunden, die begeistert ihre neuen Shirts trugen. −Foto: privat

Ingolstadt (DK) Dass Musik überall auf der Welt verstanden wird und sogar über Kontinente hinweg verbindet - diese Erfahrung machte der Ingolstädter Musiker Perrecy heuer ganz persönlich. Er besuchte Hiroshi Tanaka, den er über facebook kennengelernt hatte, in Japan und trat mit dessen Band in Tokio auf.

Alles begann mit einem Video der japanischen Band Veda, die Songs der britischen Indie-Band The Smiths covert. Der Ingolstädter Musiker Perrecy, der die Songs eben dieser Band ins Deutsche überträgt und singt, war vor allem vom Gitarristen Hiroshi Tanaka begeistert und teilte ihm das auch via Messenger mit. "Ich finde es sensationell, wie du Gitarre spielst", schrieb er ihm - und erhielt auch prompt Antwort. Die hörte sich allerdings etwas seltsam an - was der Tatsache geschuldet war, dass der japanische Gitarrist wenig Englisch spricht und den Google-Übersetzer zu Hilfe nahm. Egal. Man tauschte sich aus und schnell entstand der Wunsch, gemeinsam Musik zu machen.

Doch wie, wenn man Tausende Kilometer voneinander getrennt lebt? Moderne Technik macht's möglich. Hiroshi spielte Songs auf der Gitarre ein, schickte sie Perrecy, der sang drüber und mischte beides zusammen. "Das hat uns riesigen Spaß gemacht. Zudem haben wir uns beide selbst gefilmt und daraus noch kleine Videos geschnitten", erzählt der Ingolstädter. Doch im Laufe der Zeit fassten die beiden Musiker den Entschluss, nicht nur virtuell, sondern auch ganz real zusammen zu musizieren. Bald stand fest: Wir geben ein gemeinsames Konzert in Tokio!

Im Januar war es dann soweit: Perrecy flog in Hiroshis Heimat. Und wie war es nun, dem Bandkollegen plötzlich live und in Wirklichkeit gegenüber zu stehen? "Ich wusste, dass Hiroshi mich am Flughafen abholt. Wir haben uns gesehen und sind uns um den Hals gefallen - das war sehr emotional", erinnert sich Perrecy. Der Weg führte die beiden natürlich direkt ins Studio, um Musik zu machen: "Es war schon erstaunlich. Ohne viel Worte haben wir uns musikalisch und menschlich sofort super verstanden."

Für den gemeinsamen Gig in einem japanischen Club hatte Hiroshi noch Bassist Manabu Nakazawa und Drummer Kuniharu Amano organisiert. Das Venue war gut gefüllt, die Stimmung super, sogar einen Livestream des Auftritts gab es, der auch fleißig genutzt wurde. "Ein unvergesslicher Abend", schwärmt der Sänger, der ohnehin sehr japan-affin ist.

Was hat den Ingolstädter denn an Land und Leuten im Allgemeinen fasziniert? "Japaner sind zwar sehr zurückhaltend, aber unglaublich freundlich und hilfsbereit", erzählt Perrecy. "Und das Essen ist hervorragend. Außerdem habe ich grünen Tee für mich entdeckt", berichtet der Musiker. "Aber japanisches Bier ist auch lecker."

Auch Bahn- und Autofahren sei klasse, weil die Menschen sehr höflich und rücksichtsvoll miteinander umgingen. "Es wird gewartet, bis alle aus der Bahn gestiegen sind oder bis das Auto endlich in der Parklücke steht, ohne dass gemeckert oder gehupt wird", meint der Sänger, dem auch auffiel, dass die Leute im Allgemeinen viel leiser sind als in Deutschland. "Man unterhält sich gedämpft und niemand würde sein Handy im Bus laut klingeln lassen. Nur die ewige Bedudelung mit Musik in den U- und S-Bahn-Stationen, Supermärkten und Geschäften ging mir auf die Nerven", lacht der Ingolstädter.

Einen ganz besonderen Traum hat sich Perrecy auch noch erfüllt: Er wollte schon immer einen Sumo-Ringkampf live erleben. "Während meines Aufenthalts in Japan fand ein Turnier statt, da musste ich natürlich hin. Sogar meinen Lieblingsringer habe ich getroffen und ein Foto mit ihm gemacht."

Sein ganz persönliches Highlight betrifft jedoch den Gitarristen Hiroshi Tanaka: "Ich kann ganz klar sagen, dass ich einen Freund und einen musikalischen Seelenverwandten gefunden habe", sagt der Sänger und verrät, dass ein "Rückbesuch" des Japaners in Deutschland ganz fest geplant ist, vielleicht schon im nächsten Winter. Musik kennt eben keine Grenzen, schon gar nicht für Perrecy und Hiroshi.
 

Sabine Kaczynski