Ingolstadt
„Geschichtsrevisionisten, wie sie im Buche stehen“

Bündnis „Ingolstadt ist bunt“ rief zu Protestkundgebung gegen ZFI-Tagung auf

17.06.2018 | Stand 02.12.2020, 16:13 Uhr
Guido Hoyer, Landesgeschäftsführer der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN), bei seiner Rede auf der Protestkundgebung gegen die ZFI und ein Teil der Teilnehmer. −Foto: Schmidl

Ingolstadt (nos) Mit einer Protestkundgebung wollte „Ingolstadt ist bunt“, ein offenes Bündnis gegen Rechts, am Samstag darauf drängen, dass die Stadt Ingolstadt künftig der Zeitgeschichtlichen Forschungsstelle Ingolstadt (ZFI) keine städtischen Räume für ihre Tagungen mehr zur Verfügung stellt. Rund 40 Teilnehmer versammelten sich deshalb am Carraraplatz vor dem Gebäude der Volkshochschule, wo die ZFI im Rudolf-Koller-Saal ihre Mitgliederversammlung abhielt.

„Die Mitglieder der ZFI sind Geschichtsrevisionisten, wie sie im Buche stehen“, sagte Eva Bulling-Schröter, ehemalige Bundestagsabgeordnete der Partei Die Linke und neben Grünen-Bezirksrat Joachim Siebler Sprecherin von „Ingolstadt ist bunt“. Das Bündnis habe deshalb zu der Kundgebung aufgerufen, „weil wir keinerlei Verständnis dafür haben“, dass die Stadt es immer wieder ermögliche, dass die  ZFI in städtischen Räumen tage. Weil dies nicht das erste Mal so sei, kündigte Siebler zudem gleich an: „Wir kommen so oft, bis die ZFI raus ist aus den Räumen.“
 
Der städtische Kulturreferent Gabriel Engert sagte dazu auf Anfrage unserer Zeitung, er sei „selber nicht glücklich“ mit der Situation, aber es sei diesbezüglich bereits alles „intensiv rechtlich geprüft worden“. Die Stadt sei verpflichtet, städtische Räumlichkeiten wie den Koller-Saal an alle zu vermieten, „es sei denn, man würde dort generell keine politischen und weltanschaulichen Veranstaltungen zulassen“. Aber dann, fügte Engert an, dürften dort beispielsweise auch keine CSU- oder SPD-Veranstaltungen mehr stattfinden.
Der Hauptredner der Protestkundgebung, Guido Hoyer, Landesgeschäftsführer der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN), prangerte mit Nachdruck  die Machenschaften des „Geschichtsfälschervereins ZFI“ an. Wer nach dem Zweiten Weltkrieg die Verbrechen des Naziregimes geleugnet hätte, wäre sofort ins Irrenhaus gekommen, so Hoyer. Doch die Zeiten hätten sich leider geändert. Der 2015 gestorbene ZFI-Mitgründer Alfred Schickel sei 1989 mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande „hoch dekoriert“ worden anstatt ins Irrenhaus eingeliefert zu werden, nannte er ein Beispiel und meinte generell: „Das Treiben der ZFI ist ein Skandal.“ Empörend sei zudem, dass die ZFI als gemeinnützig gelte. Wer aber wie die ZFI Terrorismus verherrliche und Ausländerhetze betreibe, sei nicht gemeinnützig, sondern „schlicht und einfach kriminell“. Hoyer fasste schließlich zusammen: „Die ZFI will die Demokratie zerstören.“
 
Auch deshalb sagte Agnes Krumwiede von den Grünen, es sei ihr wichtig, eine Antifaschistin zu sein. Sie sei „fassungslos“, dass die ZFI schon wieder in der VHS tagen könne und erkannte eine „Verhöhnung“ von Naziopfern, wenn bei der Tagung etwa Helmut Golowitsch aus Linz, ein vormaliger Aktivist der neonazistischen österreichischen NDP, oder Felix Dirsch aus München, unter anderem Autor für die neurechten Zeitungen „Junge Freiheit“ und „Sezession“, referierten.
 
Schließlich wandten sich auch Roland Hopp, Vorsitzender der Ingolstädter Linken, und ein Sprecher der Gruppe Lara La Resistance gegen die ZFI-Tagung. Letzterer sagte, er sei sehr froh, dass es die Protestkundgebung gebe, aber er meinte gleichzeitig auch: „Wir müssen noch mehr werden.“