Ingolstadt
"Die Kommunalwahl ist das Herzstück"

Hans Süßbauer hört im April als Kreischef auf, bereitet aber noch die CSU-Kandidatenliste mit vor

11.01.2019 | Stand 02.12.2020, 14:52 Uhr
"Nach zwölf Jahren gehört was Neues her": CSU-Kreisvorsitzender Hans Süßbauer tritt im April nicht mehr an. 2020 will er trotzdem für den Stadtrat kandidieren. −Foto: Eberl

Ingolstadt (DK) Er hat die Ingolstädter CSU bei Weitem nicht so dominiert wie der frühere Kreischef Elmar Spranger, aber von den Amtsjahren als Vorsitzender hat Hans Süßbauer jetzt als Einziger eine ähnliche Größenordnung wie der ehemalige Übervater der Christsozialen erreicht. Nach zwölf Jahren an der Spitze wird Süßbauer bei der Neuwahl am 10. April nicht mehr antreten.

"Es wird einen neuen Kreisvorsitzenden oder eine neue Kreisvorsitzende geben", sagte der pensionierte Polizeibeamte, der 65 Jahre alt ist und am 20. April 2007 zum ersten Mal gewählt wurde, auf DK-Anfrage. "Nach zwölf Jahren gehört was Neues her", stellt Süßbauer fest, der damals Nachfolger von Wolfgang Beckstein wurde. Schon vor zwei Jahren hatte man in der Partei damit gerechnet, dass Alfred Grob die Führung im Kreisverband übernimmt. Der war zu dieser Zeit noch amtierender Chef der Kriminalpolizei. Inzwischen sitzt er für die CSU im Landtag.

Unter Elmar Spranger, sagt Süßbauer, war die Trennung von Parteiamt und Bundestags- oder Landtagsmandat noch ein fester Grundsatz. "Damals war das noch richtig, aber das war eine ganz andere Zeit. Heute ist das nicht mehr angemessen." Inzwischen sei es die absolute Ausnahme in den CSU-Kreisverbänden, dass ein Nicht-Berufspolitiker - so wie er selbst - den Vorsitz habe. Zu seiner Nachfolge sei "das letzte Wort noch nicht gesprochen".

Zumindest wäre es für die Öffentlichkeit keine große Überraschung mehr, wenn nach dem 10. April der neue Vorsitzende der Ingolstädter CSU Alfred Grob heißt. Der Abgeordnete wollte sich am Freitag dazu nicht äußern. Darüber seien noch Abstimmungsgespräche notwendig, ließ er wissen. Ende Januar sollen im Kreisvorstand die Weichen gestellt werden.

Wie üblich bei den Christsozialen stehen vor der Abstimmung über den Kreischef im Frühjahr wieder die Wahlen in den einzelnen Ortsverbänden und Untergliederungen an. Und die sind diesmal - ein Jahr vor der Kommunalwahl - von besonderem Interesse für alle, die sich einen aussichtsreichen Platz auf der Stadtratsliste ausrechnen. Keiner großen Diskussion bedarf der Spitzenplatz. Am 15. Mai will, so lautet der derzeitige Terminplan, die CSU Amtsinhaber Christian Lösel offiziell erneut zum OB-Kandidaten ausrufen. Nicht ganz so einfach dürften die anschließenden Gespräche auf der Listenklausur am 18. Mai verlaufen. Und bis zur endgültigen Aufstellung der Kandidatenliste kurz vor der Sommerpause sind nach aller Erfahrung Korrekturen jederzeit möglich.

"Bei der Landtagswahl sind wir mit einem blauen Auge davongekommen", findet Süßbauer. Trotz des insgesamt prozentual enttäuschenden Ergebnisses seien die CSU-Direktkandidaten gewählt worden, Alfred Grob in den Landtag, Michael Kern in den Bezirkstag. "Aber die Kommunalwahl ist das Herzstück." Und auch auf der Stadtratsliste werden beide Namen relativ weit vorn auftauchen, daran hat der Kreisvorsitzende keinen Zweifel.

Bei der Kommunalwahl 2014 blieben die Christsozialen mit 22 Mandaten (plus OB) unter der absoluten Mehrheit der Sitze. Selbst parteiintern erwartet niemand 2020 einen Zuwachs, zumal die AfD mittlerweile als neue Konkurrenz im konservativen Spektrum aufgetaucht ist. Ob die CSU wie gewohnt den zweiten hauptamtlichen Bürgermeister stellen kann, ist durchaus fraglich. Albert Wittmann (66) jedenfalls wird er dann nicht mehr heißen. Das steht fest. Der frühere Finanzreferent darf aus Altersgründen für diesen Posten nicht mehr kandidieren. "Er wird aber auf die Liste gehen und will Christian Lösel weiter helfen", erklärt sein Kreisvorsitzender.

Anders der frühere Fraktionschef Joachim Genosko, der ebenso wie der Klinikums-Chefarzt Michael Wenzl nicht mehr kandidieren will. Große Fragezeichen setzt Süßbauer noch hinter Brigitte Fuchs, Karl Spindler, Franz Wöhrl und Christina Hofmann. Die Ex-Bürgermeisterin Fuchs (70) werde vielleicht noch aus dem hinteren Feld Stimmen bringen, Kreishandwerksmeister Spindler überlegt noch, Lehrerin Hofmann möchte "aus familiären und beruflichen Gründen eine Auszeit" nehmen und ebenfalls nur weiter hinten kandidieren.

Franz Liepold aus Zuchering und Michael Oblinger aus Mailing hören möglicherweise auf. Der Unsernherrner Landwirt Franz Wöhrl "zögert noch" (Süßbauer), doch nach seinem "Superergebnis" bei der Wahl von 2014 wird die Partei wohl alles tun, um ihn von einer weiteren Kandidatur zu überzeugen. Wöhrl hatte damals einen Riesensprung von Listenplatz 24 auf Rang 6 geschafft und war problemlos in den Stadtrat gekommen. Für eine andere Wählerklientel ist Eva-Maria Atzerodt "unsere Kulturrepräsentantin", wie Süßbauer sich ausdrückt. "Sie würde uns als Stadträtin weiterhin guttun." Im Landtags- und Bezirkstagwahlkampf haben sich Matthias Schickel und Nicole Wittmann bekannt gemacht. Sie dürften auf der CSU-Stadtratsliste 2020 zu finden sein.

Wie ein Kuriosum aus der Kommunalwahl 2014 zeigt, kann manchmal ein Name auf der Liste stehen, den die Partei dort eigentlich gar nicht mehr haben will. So belegte damals offiziell Platz 23 der Kandidat Daniel Hillerbrand, gegen den jedoch nach der Nominierung die Staatsanwaltschaft einen Strafbefehl wegen Urkundenfälschung verhängte. Ihn noch von der Liste zu streichen, war der CSU dann aus formalen Gründen nicht mehr möglich.