Ingolstadt
"Danke, Ingolstadt"

Gut besuchtes Weinfest endet nach 16 Tagen - Anregung: Wieder Bürgerfahrten nach Carrara

30.06.2019 | Stand 23.09.2023, 7:35 Uhr
Dolce Vita am Rathausplatz: Bei einem guten Lugana oder Primitivo kommt auch in Ingolstadt italienische Lebensfreude auf. Die italienischen Klassiker, die Pierantonio spielte, gefielen dem Nachwuchs. Beste Laune herrschte bei den Mitarbeitern, wie man sieht. −Foto: Eberl

Ingolstadt (DK) Hitze?

Darüber kann Gianni nur müde lächeln. Für die Deutschen, so sagt der Wirt des Carrara-Weinfestes, mag die vergangene Woche vielleicht heiß gewesen sein. Aber für einen Italiener seien das völlig normale Temperaturen. Dabei ist es am Samstagabend am Rathausplatz sogar tatsächlich vergleichsweise angenehm, nachdem die Sonne hinter den Häusern verschwunden ist. Allerdings sind viele Besucher wegen der Hitze erst später gekommen: Zur Öffnung um 17 Uhr war es noch zu heiß.

16 Tage und so lange wie noch nie in der 40-jährigen Geschichte des Weinfestes der ältesten Ingolstädter Partnerstadt dauerte heuer die Präsentation überbordender italienischer Lebensfreude auf dem eher grauen Granitpflaster des Rathausplatzes - an dem Gianni, einer der beiden Wirte, aber auf jeden Fall festhalten will. Der Platz habe die richtige Größe, liege zentraler als der Paradeplatz und sei auch besser zu erreichen. Auch mit dem Zuspruch der zahlreichen Gäste ist er mehr als zufrieden. "Danke, Ingolstadt", sprudelt es zwischen dem ansonsten italienischen Wortschwall hervor. Und Gianni macht dem weiß-blauen Teil der Gemellaggio mit Carrara ein großes Kompliment. Ein sehr großes sogar: Die Ingolstädter haben mittlerweile wesentlich mehr Ahnung von italienischem Wein, sagt er. Sie bestellen gezielt, fragen auch nach und wissen die guten Tropfen durchaus zu schätzen, die Gianni und seine 15-köpfige Mannschaft aus Carrara mitgebracht haben. Dabei genossen nicht nur die Schanzer Wein, Käse, Pizza, Mandelkuchen und Dolce Vita aus Carrara. Gäste aus der ganzen Region, ja sogar eine Fußballmannschaft aus Nordrhein-Westfalen stattete dem Fest einen Besuch ab.

Die einzige kleine Eintrübung am ansonsten strahlend blauen Himmel der vergangenen Tage war ein einziger Anruf einer Anwohnerin, der die Musik am späten Abend zu laut war. "Wir wollen verbessern, was zu verbessern ist", verspricht Gianni für das nächste Jahr. Und das betreffe nicht nur die Lautstärke, sondern auch die Container, die kleiner werden sollen, und die Küche: Er will den Ingolstädtern neue Schmankerl aus Italien vorstellen - welche das sind, will er aber nicht verraten.

Nach ein paar Jahren Pause war heuer Michaela König wieder mit von der Partie, nachdem sie 25 Jahre beim Weinfest mitgearbeitet hatte. "Carrara ist die einzige Partnerstadt, die so etwas macht", sagt die hervorragend Italienisch sprechende Ingolstädterin. "Die Leute wollen dieses Italien-Feeling. " Auch die italienischen Gastwirte in der Stadt haben öfters vorbeigeschaut, was durchaus für das Weinfest spricht.

Sie findet es nur schade, dass die anderen neun Partnerstädte sich nicht so engagieren. Die Stadt Ingolstadt ihrerseits sollte freilich auch wieder Bürgerfahrten in die Partnerstädte anbieten, wie dies früher der Fall war. Dies könnte die Partnerschaften auf eine breitere Basis stellen und intensivieren. Umgekehrt hat sie den Carraresen während ihres Aufenthalts in Ingolstadt auch die oberbayerische Lebensweise etwas nähergebracht - natürlich inklusive Besuch einer Traditionsgaststätte.

Bernhard Pehl