Ingolstadt
Die nächste Runde in der Manege

Stadträte beschäftigen sich wieder mit umstrittenem Gastspiel des Circus Krone - 100000 unterzeichnen Online-Petition

29.06.2018 | Stand 23.09.2023, 3:36 Uhr
Einen Weihnachtscircus wird es ab 2019 in Ingolstadt nur mit Wildtieren geben, betont der Circus Krone. Allerdings will er dabei im Winter keine Elefanten ins Programm aufnehmen. −Foto: Foto: Eberl/Archiv

Ingolstadt (DK) Manege frei für den zweiten Anlauf für den "Circus Krone Weihnachtscircus" in Ingolstadt.

Am kommenden Mittwoch steht das Thema wieder auf der Tagesordnung des Veranstaltungsausschusses (tagt ab 16.30 Uhr im Neuen Rathaus), wo es schon einmal Anfang Juni zu finden war. Dann zog das Kulturamt die Vorlage kurz vor Beginn zurück. "Klärungsbedarf", war das Wort, das fiel.

Hintergrund ist freilich, dass das Gastspiel des größten und bekanntesten Zirkusses Europas in Ingolstadt längst nicht mehr unumstritten ist. Krone möchte sich ab 2019 für mindestens fünf Jahre jeweils über Weihnachten auf dem Volksfestplatz einquartieren und dort Shows bieten. "Die neue Produktion soll zu einem kulturellen Anziehungspunkt und zu einer Tradition in Ingolstadt werden", heißt es dazu aus der Stadtverwaltung. Mit ihren großen Plänen in Ingolstadt rufen die Zirkusleute aber erwartungsgemäß die Tierschützer auf den Plan, die ihren Feldzug gegen die reisende Showtruppe wegen der Wildtiere im Tross führen. Wie berichtet, hat die Aktion Tierrechte Bayern eine Online-Petition eingerichtet, in der sie Stadträte und die Rathausspitze aufruft, das Gastspiel zu stoppen, bevor es überhaupt begonnen hat. Wie der betreffenden Seite change. org zu entnehmen ist, wurde kürzlich die Marke von 100000 Menschen geknackt, die sich (theoretisch weltweit) gegen Krone in Ingolstadt wenden.

Wie groß das Mitspracherecht der Stadträte im Ausschuss ist, ist die Frage. Der Tagesordnungspunkt ist eigentlich nur als zur "Kenntnisnahme" deklariert, da Vertragsabschlüsse für Gastspiele in dieser Form tägliches Verwaltungshandeln sind und normalerweise keinen politischen Segen brauchen. Allerdings ist die Brisanz natürlich auch den Kulturamtsmitarbeitern klar.

Eine intensive Diskussion wird am Mittwoch auf alle Fälle zu erwarten sein, da sich (angeführt von Grünen-Vertreter Christian Höbusch) im Gremium - wie berichtet - vor einigen Monaten eine knappe Mehrheit gefunden hat, die generell ein Auftrittsverbot für Zirkusse mit Wildtieren auf städtischen Flächen durchsetzen möchte. Das hatte letztlich im Stadtrat keinen Bestand mehr. Die Diskussion dürfte aber auch dadurch intensiv neu befeuert werden, da die Stadt Ansbach in dieser Woche ein Wildtierverbot beschlossen hat.

Krone hat der Stadt Ingolstadt inzwischen mitgeteilt, dass ein Wintercircus nur mit Wildtieren stattfinden würde. Allerdings haben Kulturamt und Zirkus in einem (Klärungs-)Gespräch vor zwei Wochen vereinbart, dass "aufgrund der winterlichen Temperaturen" keine Elefanten in das Programm aufgenommen werden. Der Hintergrund dürfte auch sein, dass Krone kürzlich einer der Dickhäuter im rheinland-pfälzischen Neuwied entkommen war und medienwirksam durch den Ort marschierte.

Amtlicherseits bekommt der Circus Krone in Ingolstadt übrigens nur gute Noten, wie das Veterinäramt bestätigt: Bei den Kontrollen der Raubtierhaltung während der bisherigen Gastspiele habe es keinerlei Probleme gegeben - alle rechtlichen Vorgaben seien eingehalten worden, so die Aufsichtsbehörde.

Christian Rehberger