Ingolstadt
Kampf um die Manege

Circus Krone will ab 2019 jährlich mit einem Weihnachtszirkus in Ingolstadt gastieren - Tierschützer formieren sich schon

01.06.2018 | Stand 23.09.2023, 3:24 Uhr
Die "Wappentiere" des Circus Krone sind Elefanten, hier beim jüngsten Gastspiel in Ingolstadt im Frühjahr 2015. Beim Weihnachtszirkus (ab 2019) dürften auch wieder Wildtiere im Programm sein. −Foto: Foto: Eberl/Archiv

Ingolstadt (DK) Die Nachricht ist noch nicht einmal richtig an die Öffentlichkeit gekommen, da formieren sich Aktivisten bereits zum Widerstand und bringen den fortwährenden Kampf von Tierschützern gegen Großzirkusse nach Ingolstadt.

Ziel ist der größte der Branche in Europa, der Circus Krone aus München, der mit einem jährlich wiederkehrenden Weihnachtszirkus ab Dezember 2019 in Ingolstadt "eine Tradition" starten will. Entsprechende Pläne mit einem Vertrag mit der Stadt über mindestens fünf Jahre für den Volksfestplatz werden am kommenden Mittwoch im Stadtratsausschuss für Sport und Veranstaltungen (Sitzung ab 17.30 Uhr im Neuen Rathaus) erstmals öffentlich diskutiert. Der Großzirkus würde etwa die Hälfte des Festplatzes an der Dreizehnerstraße für sein zweieinhalbwöchiges Gastspiel (mit Auf- und Abbau knapp einen Monat) belegen. Laut dem städtischen Kulturamt, dessen Vertreter mit den Zirkusleuten in den vergangenen Wochen verhandelten, soll die "neue Produktion (. . . ) zu einem kulturellen Highlight und zu einer Tradition in Ingolstadt werden".

Nun ist der Umstand, dass ein Zirkus (mit einem eigenen Weihnachtsprogramm) kommt, vielleicht eine Überraschung, aber noch nicht strittig. Doch das Kulturamt weiß selbst um die brisanten Showteile: "Da der Auftritt von Wildtieren (Löwen und Tiger) in der Manege zu den Markenzeichen des Circus Krone gehört, würden Wildtiere auch beim Ingolstädter "Circus KRONE - Weihnachtscircus" mit eingebunden werden. " Entsprechend, so führt das Kulturamt selbst aus, würde der vom Stadtrat in seiner Februarsitzung beschlossene Grundsatz, wonach die Stadtverwaltung "alle rechtlich zulässigen Möglichkeiten zur Vermeidung von Auftritten von Zirkusunternehmen mit Wildtieren auszuschöpfen" habe, sich hier nicht umsetzen lasse. Das dürfen die Stadträte am Mittwoch "zur Kenntnis" nehmen, ein echtes Entscheidungsrecht haben sie bei der Vertragsvergabe in diesem Fall nicht.

Enttäuscht reagiert aus diesem Kreis besonders Christian Höbusch (Grüne), der auf politischer Ebene ein Auftrittsverbot für Zirkusse mit Wildtieren auf städtischen Flächen in Ingolstadt durchsetzen wollte. Die Rechtslage dazu ist komplex. Ein Verbot in städtischem Alleingang womöglich kaum haltbar. Eine gesetzliche Regelung in Berlin gilt als überfällig. In mehreren Diskussionsrunden im Stadtrat wurde aus Höbuschs Vorstoß der erwähnte "Auftrag an die Verwaltung", der mehrheitlich mitgetragen wurde. Höbusch beklagt nun, Ingolstadt falle "aber leider schon bei der ersten Nagelprobe nach dem Beschluss des Stadtrates komplett durch". Er werde, so kündigt er für Mittwoch an, "mein Bestes für die Tiere und für die Bürgerinnen und Bürger, die keine Wildtiere im Zirkus in Ingolstadt mehr wollen, geben, denn die Hoffnung stirbt zuletzt, und die guten Argumente sind auf unserer Seite".

Höbusch hat mitbekommen, dass sich in Reihen der bekannten Anti-Zirkus-Lobby bereits Widerstand formiert hat. Die "Aktionsgruppe Tierrechte Bayern" mit Sitz in Roth hat eine Online-Petition an OB Christian Lösel und die Stadttochter IFG, die den Volksfestplatz vermietet, aufgelegt. Sie will den Auftritt des routiniert mit dem Dauerprotest umgehenden Circus Krone verhindern, dem sie Tierquälerei vorwirft. Die Pferde, Löwen und Elefanten des reisenden Trosses würden Verhaltensstörungen zeigen. Bis Redaktionsschluss am Freitag hatten auf www. change. org mehr als 1100 Menschen unterzeichnet. "Ich bitte Sie eindringlich, diese Kooperation zu überdenken und den Tierschutz in Ingolstadt nicht mit den Füßen zu treten", schreibt Simon Fischer, Sprecher und Mitbegründer der Aktionsgruppe, in einem Begleitschreiben an das Rathaus.

Weitere politische Unterstützung kommt von den Linken, die aber nicht im Stadtrat vertreten sind. Kreissprecherin Eva Bulling-Schröter: "Es ist schon lange überfällig, dass auch die Verantwortlichen im Rathaus in Ingolstadt die Zeichen der Zeit erkennen und keinem Zirkus mit Wildtieren mehr eine Chance geben. Die Gesellschaft ist angehalten, Tierleid zu verhindern. "

Christian Rehberger