Ingolstadt
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Offener Upcycling-Treff wandelt Abfallprodukte und Reste in Nützliches für den Alltag um

13.08.2017 | Stand 02.12.2020, 17:39 Uhr
Neues aus alten Zeitungen und Eierschachteln: Dass Upcycling auch kleine Kunstwerke hervorbringen kann, zeigt Shadli mit ihrer Skulptur. Praktischer hingegen ist diese verschließbare Box für Kleinigkeiten wie Tabletten und Pflaster. Fotos: Brandl −Foto: Brandl, Michael, Ingolstadt (Brandl, Michael, Ingolstadt)

Ingolstadt (DK) Eine Schale aus Tonpapier, eine Tablettenbox aus einer alten Shampooflasche oder ein Bilderrahmen aus leeren Milchtüten – das alles sind Dinge, die es so nicht zu kaufen gibt. Hergestellt aus Alltagsmüll oder Materialresten, die ansonsten entsorgt würden.

Kreative Tüftler wie Bettina, Shadli, Christoph, Hans und Jens machen genau das nicht. Sie schonen den heimischen Abfalleimer und überlegen sich, wie Altes zu Neuem umfunktioniert werden kann. Oft schon mit ein paar Handgriffen. Upcycling nennt sich der Trend der kreativen Resteverwertung mit Kleber und Schere. Der offene Treff Ingolstadt kam am Samstag in den Künstlertonnen des Vereins Kunstwerk im Klenzepark zusammen, um gemeinsam zu basteln und sich auszutauschen. Dass sich dabei künstlerische Freiheit und Nützlichkeit der hergestellten Sachen quasi die Hand reichen, macht den kreativen Prozess um so faszinierender.

So wie bei Shadli, die erst Pappmaché anrührt und die Masse dann zu einem Kopf formt, der entfernt an die Moai auf der Osterinsel erinnert. Das quaderförmige Haupt wird bemalt und erhält einen Sockel und einen Deckel aus einer Eierschachtel. Fertig ist das Kunstwerk. Auch Jens widmet sich einem Kunstprojekt. Er arbeitet an piktogrammartigen Bildcollagen aus Reißzwecken. Bei Bettina dagegen kommt die praktische Ader zum Vorschein. Sie zerschneidet eine leere Shampooflasche und entnimmt daraus eine Schnittmusterform, die sie zusammenfügt und mit einem Druckknopf versieht. Zu verwenden ist die entstandene kleine Box für Kleinigkeiten. „Zum Beispiel als Reiseapotheke mit Pflaster und Aspirin“, sagt sie.

Monika aus Ingolstadt schaut beim Treff vorbei, um sich Anregungen zu holen. „Ich bastle selbst Engelchen aus gebrauchten Kaffeekapseln, vom Upcycling hatte ich bisher aber nur eine vage Vorstellung“, sagt sie. Bettina präsentiert ihr ihre neuste Idee, die sich noch im Entwicklungsstadium befindet: ein Rollo aus leeren Verpackungen für Kaffeebohnen. Hans schafft es sogar ohne einen einzigen Handgriff, schmale Holztäfelchen, die als Plaketten dienten, einer neue Verwendung zuzuführen. „Die kann ich im Biergarten unter den Tisch legen, wenn er wackelt“ sagt er augenzwinkernd.

„Im Schnitt zehn Leute nehmen am Upcycling-Treff teil“, sagt Bettina. „Viele schauen auch spontan herein, wenn sie im Park spazieren gehen“, weiß sie. Das soll auch so sein. Eine Anmeldung ist für die Teilnahme nicht erforderlich.