Ingolstadt
Augustiner: In zwei Jahren Eröffnung

Münchner Brauerei saniert ehemaliges Illinger-Haus

14.05.2019 | Stand 23.09.2023, 6:59 Uhr
Freude auf den bevorstehenden Baubeginn für die Augustiner-Brauerei in der Theresienstraße 15: (von links) Architekt Gunther Partenfelder, Augustiner-Chef Martin Leibhard, Petra Reißner vom Sachgebiet Denkmalschutz, Städtebau- und Wohnungsbauförderung, Augustiner-Bauleiter Robert Hartl, Denkmalschutz-Sachgebietsleiter Josef Dintner und Stadtplanungsamts-Leiterin Ulrike Brand. −Foto: Hammer

Ingolstadt (DK) Zwei Jahre wird es wohl noch dauern, bis im ehemaligen Illinger-Haus in der Theresienstraße eine Augustiner-Gaststätte eröffnet wird - womit ein großer Leerstand verschwindet. Bald, das versicherte Augustiner-Geschäftsführer Martin Leibhard bei einem Termin am Dienstagnachmittag, werde man mit den Bauarbeiten beginnen.

Der Gebäudekomplex, den Augustiner gekauft hat, erstreckt sich von der Theresienstraße bis zur Schulstraße. Es handelt sich um einen dreigeschossigen Steildachbau mit zweigeschossigem Kastenerker und Treppengiebel. Auf dem Grundstück befinden sich auch noch eine ehemalige Seifensiederei und ein früherer Pferdestall. Augustiner will nun das denkmalgeschützte Anwesen komplett instandsetzen und im Erdgeschoss und ersten Stock des Hauptgebäudes ein Wirtshaus betreiben. Die anderen Räume sollen als Wohnungen (elf Einheiten) und Büros (drei Einheiten) genutzt werden. Vor dem Haus in der Theresienstraße sind auch etliche Plätze für die Außengastronomie geplant.


Die Vertreter der Stadt lobten die Zusammenarbeit mit der Brauerei. Man habe gemerkt, dass die Münchner Erfahrung mit denkmalgeschützten Gebäuden hätten, sagte Josef Dintner, bei der Stadt Leiter des Sachgebiets Denkmalschutz, Städtebau- und Wohnungsbauförderung. Bei anderen Projekten habe man mehr Überzeugungsarbeit leisten müssen. Ulrike Brand, die Leiterin des Stadtplanungsamtes, erklärte, sie sei froh, dass nun ein weiteres Gebäude in der Theresienstraße hochwertig saniert werde.

 

 



Augustiner-Chef Leibhard betonte, dass seine Firma in der Regel immer denkmalgeschützte Häuser für seine Wirtschaften nutze, in denen sich dann die ganze Familie wohlfühlen solle. "Wir nehmen das Gebäude so an, wie es ist und machen dann das Beste draus", sagte er. Und das frühere Illinger-Haus sei ein "wunderbares Gebäude mit Geschichte" in einer "wundervollen Stadt".

Architekt Gunther Partenfelder hob hervor, dass die künftige barrierefrei zugängliche Gastwirtschaft - im Erdgeschoss, in dem auch eine Schankanlage steht, sind 130 Plätze vorgesehen und im ersten Stock 67 - große Räume mit großen Fenstern ebenso biete wie gemütliche "introvertierte" Räume, in die sich Gäste quasi zurückziehen könnten. Die Wohnungen und Büros sollen loftartig werden.

Bis dahin muss aber noch einiges getan werden. Der eingeschossige Kern des Gebäudekomplexes stammt aus dem Mittelalter, Ende des 16. Jahrhunderts wurde er aufgestockt. Die Decken sind laut Architekt in einem schlechten Zustand, in Abstimmung mit dem Denkmalschutz müssen man da ran. "Wir werden schon fast zwei Jahre brauchen", erklärte Robert Hartl, der Leiter der Augustiner-Bauabteilung. In zwei Jahren könne man sich ja zur Eröffnung wieder treffen, sagte Augustiner-Chef Leibhard. Dann aber mit Augustiner-Bier.

 

Lange Zeit Seifensiederei

Der Kreis schließt sich mit dem Umbau zur Augustiner-Brauerei: Der erste Eigentümer des alten Illinger-Hauses in der Theresienstraße 15 war nämlich ein Brauer, erklärte Josef Dintner von der Stadtverwaltung den Teilnehmern der kleinen Führung durch den Gebäudekomplex. Seit diesem Kauf 1613 hat das Haus in der Innenstadt einiges erlebt. 
1895 erhielt die Fassade einen Quaderputz mit den zwei noch heute sichtbaren Fresken. Schon ab 1799 wurden in dem Gebäude Seifen produziert, 1896 übernahm dann der aus Freising stammende Seifenfabrikant Joseph Illinger. Dessen Sohn Franz Illinger übernahm die Ingolstädter Seifenfabrik 1925. 
Noch heute gibt es dort Spuren dieser Produktion, die irgendwann vor den großen Märkten und Marken mit ihren billig produzierten Seifen kapitulieren musste. Im Keller der zweigeschossigen ehemaligen Siederei mit Pultdach und immer noch erhaltenen preußischen Kappendecke befinden sich noch mehrere Maschinen, Kessel und ein Kurbelaufzug. Augustiner hat schon Kontakt zum Stadtmuseum aufgenommen, ob man dort nicht Interesse an den historischen Dokumenten der Ingolstädter Seifenproduktion hat. 
Zuletzt hatte die Bäckerei Heiglbeck, die längst ein Haus weitergezogen ist, eine Filiale in dem Haus betrieben, daneben firmierte ein Friseur. Seit dem Auszug der beiden Geschäfte steht das Haus leer. 

Thorsten Stark