Ingolstadt
Erst der Stillstand, dann der Wechsel

Im Sommer hält Audi die Bänder bis zu vier Wochen an - im Herbst geht Werkleiter Mayer in Ruhestand

18.07.2019 | Stand 23.09.2023, 7:51 Uhr
Die noch laufende Umstrukturierung einer der Produktionslinien für mehr Flexibilität mit gewaltigen Umbauten gehört zu den größten Projekten, die Albert Mayer (2. von links) in seiner Zeit als Ingolstädter Werkleiter zu betreuen hatte. Hier ist er mit Ralf Feigl, dem Leiter der Montagelinie 2, und Gesamtprojektleiter Klaus Budweiser (r.) zu sehen. Der Neuburger geht im Herbst mit dann 65 Jahren in Ruhestand. Sein Nachfolger ist Achim Heinfling, der Chef von Audi Hungaria (kleines Bild). −Foto: Hammer/Archiv

Ingolstadt (DK) Im Audi-Stammwerk brechen andere Zeiten an. Und das ist mal nicht im globalen Gesamtzusammenhang gemeint, sondern ganz konkret für zwei Themen. Erstens steht die Ferienzeit bevor, die den Autobauer an der Ettinger Straße in der kommenden Woche schon vor dem letzten Schultag erreicht. Ab Mittwoch steht die A-Linie, auf welcher der A3 und Q2 gebaut werden, als erste komplett still. Und zwar mehr als drei Wochen bis 17. August.

Die beiden B-Montagelinien (A4/A5) folgen am 12. August. Während das Band 1 bis 30. August gestoppt ist, sind es bei Band 2 sogar einige Tage mehr. Die flexiblere der beiden Fertigungslinien, auf der auch schon der A3 mitmontiert wird, läuft erst in der Nacht zum 9. September wieder an. Und an den ersten drei Tagen zudem nur in der Frühschicht und Nachtschicht.

Hintergrund hierfür ist der seit ein paar Jahren laufende Umbau mit Modernisierung der B-Linien, von denen eben die Linie 2 dann jedes Modell aufnehmen können soll. Während der Werksferien steht dafür ein nächster zentraler Schritt an: Große Bandabschnitte (namentlich 5 und 6), die in den vergangenen Monaten aufgebaut wurden, werden nun mit vor- und nachgelagerten Fertigungspunkten gekoppelt. "Hier gibt es zeitintensive Umbaumaßnahmen", teilt Audi dazu auf Anfrage mit.

Die Mitarbeiter gehen in dieser Zeit versetzt in den Sommerurlaub, da die Bänder in den Modellsegmenten unterschiedlich getaktet stehen. "Aus diesem Grund brauchen wir in der Fertigung in diesem Sommer nur wenig Unterstützung", teilt das Unternehmen mit und damit erklärt, warum man komplett ohne Ferienarbeiter auskommt. In Ingolstadt wie in Neckarsulm übrigens, wo die Bänder von 5. bis 23. August ganz "regulär" drei Wochen ruhen.

Der lange Stillstand in Ingolstadt kommt bei einer Auslastung des Werks von gut zwei Dritteln, wie es jüngst bei der Betriebsversammlung hieß. Heuer wird mit einer Produktion von um die 450000 Fahrzeugen gerechnet. Im Jahr 2016 waren es fast 600000 gewesen, was einen Rekord für Ingolstadt bedeutet hatte.

Sobald alle Bänder mit Ferienende wieder laufen, kommen auf die Mannschaft schon wieder neue Zeiten zu, da ein Wechsel an der Spitze der Werkleitung erfolgt. Wie gestern offiziell bekannt wurde, aber schon länger klar ist, geht Albert Mayer mit dann 65 Jahren in den Ruhestand. Der Neuburger, der seine Karriere vor 40 Jahren bei Audi als Sachbearbeiter in der Inspektion Montagen und Lackiererei begonnen hatte, war seit April 2016 auf dem Posten und damit für alle fertigungsrelevanten Bereiche und standortspezifischen Themen wie zum Beispiel Werklogistik, Umweltschutz und Werksicherheit zuständig.

Audi-Produktionsvorstand Peter Kössler- übrigens Mayers Vorvorgänger als Standortchef (2007 bis 2015) - würdigte sein Engagement: "Albert Mayer hat sich als Werkleiter in den vergangenen dreieinhalb Jahren dem Audi-Heimatstandort Ingolstadt verschrieben, sich für sein Werk und die Belange seiner Mannschaft mit Leib und Seele eingesetzt. " Besonders die Flexibilisierung in der Produktion haber er erfolgreich vorangetrieben. Und bis zu seinem Ausscheiden im Herbst "wird er nach wie vor mit vollem Elan Werkleiter sein - ganz Albert eben", so Kössler.

Der neue Mann an der Spitze des Stammwerks ist seit gestern auch schon bekannt: Achim Heinfling, der Vorstandsvorsitzende von Audi Hungaria - auf diesem Posten übrigens wiederum der Nachfolger von Produktionsvorstand Kössler, der über den 56-Jährigen sagt: "Mit Achim Heinfling haben wir fachlich und menschlich einen würdigen Nachfolger für Albert Mayer als Werkleiter gefunden. " Der gebürtige Burgauer (Landkreis Günzburg), ein gelernter Maschinenbau-Ingenieur und seit fast 30 Jahren bei Audi, vereine "große Expertise im Automobil- und Motorenbau mit einem hohen Maß an analytischer Kompetenz und Empathie".

Ein Chef für Audi Hungaria und damit das Werk in Györ ist auch schon benannt: Alfons Dintner, gebürtiger Hepberger und aktuell Leiter des Vorseriencenters in Ingolstadt, geht nach Ungarn.

Christian Rehberger