Ingolstadt
Der Audi-Bahnhalt rollt heran

Baugenehmigung ist erteilt - Millionenprojekt wird allerdings deutlich teurer als geplant

22.11.2017 | Stand 02.12.2020, 17:10 Uhr
Spatenstich im Februar, Vollsperrung für Gleisarbeiten im Mai und Juni: An der Bahntrasse Ingolstadt-Treuchtlingen wird in den kommenden Monaten für den Bahnhalt direkt am Audi-Werk angepackt. Die zukünftige Baustelle besichtigten gestern (von rechts) Audi-Projektleiter Gabor Vörös, OB Christian Lösel, Werkleiter Albert Mayer, Stadtbaurätin Renate Preßlein-Lehle, Sven-Christian Schuster (Oberste Baubehörde des Innenministeriums) und Audi-Betriebsratsgeschäftsführer Klaus Mittermaier. −Foto: Eberl

Ingolstadt (DK) Fast auf den Tag genau in zwei Jahren wollen Stadt, Bahn und Audi den Schienenhalt am Werk des Autobauers eröffnen. Die Baugenehmigung liegt jetzt vor. Allerdings wird das bisher auf 13 Millionen Euro angelegte Gemeinschaftsprojekt aufgrund der Baukonjunktur um mehr als 10 Prozent teurer.

Werkleiter Albert Mayer ist begeisterter Hobbygärtner mit offenbar entsprechender Ausrüstung. Ein Utensil hat er für die kommenden Monate bereits auserkoren: seinen Spaten! Den werde er schön polieren und auch schärfen, gab der Audi-Manager gestern freudig zu Protokoll. Damit er und die anderen Honoratioren voraussichtlich im Februar symbolisch die ersten Bauarbeiten am Bahnhalt "Ingolstadt Audi", wie er genannt wird, einleiten können. Wie Mayer und seine Gäste gestern beim Ortstermin am Gleiskörper bekannt gaben, wird der 1. Dezember 2019 der große Stichtag für eine Zeitenwende sein: Bei Audi soll der erste Regionalzug halten. "Als Autohersteller war das nicht ganz leicht, einen Bahnhalt zu planen", sagte Audi-Projektleiter Gabor Vöros. Man habe aber "die Zeichen der Zeit erkannt": Die Verkehrssituation rund ums Werk soll "entzerrt" werden.

Darauf setzen auch OB Christian Lösel ("Kann zu einer deutlichen Entlastung für den Verkehr führen") und die anderen Vertreter, die sich in dem Viererbündnis aus Stadt, Audi, Deutscher Bahn und Freistaat zusammenschlossen - wobei sich Letztere natürlich eher von dem Argument einer ausreichenden Anzahl von Fahrgästen und einer Kostenaufteilung überzeugen ließen.

Rund ein Drittel zahlen die Partner, wobei Freistaat/Bahn zusammen agieren. Und alle müssen tiefer in die Tasche greifen als für die bisher aufgerufenen 13 Millionen Euro. Das ist schon jetzt klar, da die Baugenehmigung gerade erteilt ist und das die Ausschreibung der Deutschen Bahn (als ausführender Bauherr) bereits ergeben hat. Um mehr als zehn Prozent wird der Bahnhalt mindestens teurer. Dafür könne aber keiner etwas, es liege an der Konjunktur. "Die Baupreise sind in ganz Bayern angespannt", sagte Lösel. Man müsse fast froh sein, dass es überhaupt ein (vernünftiges) Angebot eines Bauunternehmens gegeben habe, ergänzte die Stadtbaurätin Renate Preßlein-Lehle. Sie betonte mit den anderen Vertretern, die Infrastruktureinrichtung "mit Strahlkraft in die ganze Region (Lösel) sei "allen Partnern so wichtig, dass sie trotz der Mehrkosten natürlich daran festhalten".

Auf die Stadt kommen Mehrkosten von 600 000 Euro (Freistaat zahlt 800 000, Audi wollte seinen Anteil gestern nicht beziffern) zu, über die heute im Finanzausschuss beraten werden. Eine Zustimmung gilt als sicher. Die Stimmen der SPD mit Audi-Betriebsräten wie Geschäftsführer Klaus Mittermaier in ihren Reihen dürften sicher sein. Er erinnerte gestern daran, dass die Mitarbeitervertretung schon vor 30 Jahren den Zug aufs Gleis setzen wollte. Mittermaier freute sich sehr, dass es jetzt klappt. Eine Studie und Befragungen bei Audi ergaben, dass wohl mit mindestens 1500 Fahrgästen täglich zu rechnen ist. "Gewünscht wären natürlich viele, viele Leute mehr", sagte Mittermaier. Jeder kann den Bahnhalt benutzen, nicht nur Audianer. Mit dem Fahrplanwechsel 2019/20 sollen die ersten Züge des Regionalexpresses München-Treuchtlingen der Deutschen Bahn im Stundentakt direkt am Werk halten. Sven-Christian Schuster von der Obersten Baubehörde im Innenministerium berichtete auf DK-Nachfrage von konkreten Plänen, die Agilis-Linie (aus Regensburg kommend) vom Nordbahnhof über Audi bis nach Gaimersheim zu verlängern. "Aber dazu brauchen wir den Bahnhofsumbau in Gaimersheim." Und der sei bis zur Landesgartenschau 2020 in Ingolstadt, zu welcher der Audi-Bahnhalt auf alle Fälle fertig sein soll, nicht in Sicht. Ebenso wenig wie dauerhaft der ICE: Denn der taucht bekanntlich kurz vor Audi in den Tunnel Richtung Nürnberg ab.