Ingolstadt
Arbeitskampf in Kraftwerken: Die Lichter gehen nicht aus

Verdi hat für morgen rund 150 Mitarbeiter von Uniper in Großmehring und Irsching zum Warnstreik aufgerufen

14.01.2019 | Stand 02.12.2020, 14:51 Uhr
Streikaktionen in den Kraftwerken im Raum Ingolstadt sind ein Novum. Morgen sind in Großmehring (Bild) und Irsching insgesamt rund 150 Beschäftigte zu einem Warnstreik aufgerufen. −Foto: Kügel / Archiv

Ingolstadt (hl) Erstmals führt ein Tarifkonflikt in der Energiewirtschaft auch zu Aktionen in der Region: Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi hat die Beschäftigten der Uniper-Kraftwerke im Raum Ingolstadt zur Bekräftigung ihrer Forderungen in der laufenden Tarifrunde für den morgigen Mittwoch zu einem ganztägigen Warnstreik aufgerufen.

Betroffen sind die beiden Brennstoff-Kraftwerke in Großmehring und Irsching sowie das Wasserkraftwerk an der Ingolstädter Donau-Staustufe. Nach Auskunft der Ingolstädter Verdi-Bezirksgeschäftsstelle sind allerdings keine Auswirkungen auf die öffentliche Stromversorgung zu erwarten. Die, so heißt es, sei durch Notdienstvereinbarungen gewährleistet. Es gehe vielmehr darum, durch den Ausstand interne Abläufe in den Kraftwerken für das Unternehmen spürbar zu beeinträchtigen oder gar zu verhindern.

Bei der Uniper-Gruppe handelt es sich um eine Abspaltung vom E. ON-Konzern, der hier 2016 seine konventionellen Kraftwerke und den globalen Energiehandel unter neuem Namen gebündelt hatte. Verdi beziffert die Zahl der von der jetzigen Tarifrunde betroffenen Mitarbeiter auf rund 5000. Für diese Beschäftigten hat die Gewerkschaft eine Lohnerhöhung von 6,8 Prozent und eine Anhebung der Ausbildungsvergütungen um pauschal 160 Euro bei einer Vertragslaufzeit von zwölf Monaten gefordert. Zwei Verhandlungsrunden sind bereits gescheitert. Uniper hatte nach Angaben von Verdi zuletzt eine zweistufige Erhöhung um 1,8 und 2,2 Prozent bei einer Laufzeit von 25 Monaten angeboten.

Die Fronten sind also offenbar derart verhärtet, dass die Arbeitnehmerorganisation vor dem an diesem Donnerstag anstehenden dritten Anlauf zu einer neuen Vereinbarung in Düsseldorf nun unternehmensweit Druck aufbauen will. Quer durch die Republik sind am morgigen Mittwoch Uniper-Beschäftigte aufgerufen, zwischen 6 und 22 Uhr die Arbeit ruhen zu lassen. Wie Steffi Kempe, Ingolstädter Bezirksgeschäftsführerin von Verdi, gestern auf DK-Anfrage erklärte, ist sie froh und stolz darauf, dass sich nunmehr erstmals überhaupt auch die Mitarbeiter in den hiesigen Uniper-Kraftwerken in eine bundesweite Tarifauseinandersetzung einbringen wollen. Man rechne mit einer großen Streikbereitschaft unter den rund 150 Beschäftigten der beiden Kraftwerke in Großmehring und Irsching, so die Gewerkschaftssprecherin. Der Organisationsgrad sei hier mit rund 80 Prozent sehr hoch. Mit dem Warnstreik hofft die Gewerkschaft die internen Abläufe in den Kraftwerken deutlich zu stören. So dürften am Mittwoch die zahlreichen Fremdunternehmen, die üblicherweise in den Anlagen mit Wartungs- und Reparaturarbeiten beschäftigt sind, mangels ausreichender Aufsicht kaum zum Einsatz kommen.

Die Aktion soll sich morgen zunächst vor dem Werkstor des Kraftwerks Irsching abspielen, wo Steffi Kempe zwischen 7 und 8 Uhr zu den Streikenden sprechen will. Streiklokal ist anschließend die Vereinsgaststätte des TSV Nord an der Wirffelstraße, wo um 8.30 Uhr die Streikversammlung eröffnet werden soll.

Die Mitarbeiter der Wasserkraftwerke an der Donau werden separat von der Verdi-Geschäftsstelle in Landshut zum Streik aufgerufen und betreut.