Ingolstadt
"Das wäre ein herber Schlag"

Galeria Karstadt-Kaufhof: Mitarbeiter bangen um Filiale - Primark hat seit dem Shutdown noch immer zu

14.05.2020 | Stand 02.12.2020, 11:21 Uhr
Von der Schließung bedroht: Die Ingolstädter Filiale der Galeria Karstadt-Kaufhof. −Foto: Eberl

Ingolstadt - Corona hat auch für den Handel mitunter überaus schwerwiegende Folgen. So geht in Ingolstadt dieser Tage insbesondere bei den Mitarbeitern der Galeria Karstadt-Kaufhof die Angst um.

 

Am Montag hatte die Unternehmensleitung bundesweit per Mitarbeiterbrief Filialschließungen und Arbeitsplatzverluste angekündigt. Ob die Ingolstädter Filiale in der Ludwigstraße von einer Schließung betroffen ist, ist noch völlig unklar. Für die Innenstadt wäre es "ein herber Schlag, wenn das wegbrechen würde", sagte IN-City-Vorsitzender Thomas Deiser am Donnerstag auf Anfrage unserer Zeitung. Die Galeria Karstadt-Kaufhof, 1952 als Kaufhaus Merkur eröffnet, war bereits damals zentraler Mittelpunkt der Ingolstädter Fußgängerzone.

Angesichts der Corona-Krise hat die Warenhauskette ein sogenanntes Schutzschirmverfahren eingeleitet. Bis Ende Juni muss dem Amtsgericht Essen ein Sanierungsplan vorgelegt werden, wie das Unternehmen aus der Krise geführt werden soll. Nach einem Bericht des "Manager Magazins" könnte Galeria Karstadt-Kaufhof bis zu 60 seiner rund 170 Filialen in Deutschland schließen. Durch das Öffnungsverbot und verhaltenes Einkaufsverhalten in der Corona-Krise rechnet die Warenhauskette dem Bericht zufolge mit Umsatzeinbußen in Milliardenhöhe. "Ich kann dazu überhaupt nichts sagen, wenden Sie sich bitte an die Pressestelle in Essen", antwortete Markus Pinzner, seit März Geschäftsführer der Ingolstädter Filiale in der Ludwigstraße, vom DK nach der Zukunft der Filiale befragt. Eine Antwort der Pressestelle blieb am Donnerstag aus.

 

Deutlich gesprächiger gab sich Hubert Thiermeyer, Landesfachsbereichsleiter Handel der Gewerkschaft Verdi. Er geht davon aus, dass in dieser und auch in der nächsten Woche noch keine konkreten Standortschließungen bekanntgegeben werden. Die "unrühmliche Ankündigung" des Arbeitgebers in Form des Mitarbeiterbriefes hält er für "extrem schädlich für die Beschäftigten". Darin seien die Mitarbeiter auf zu erwartende Filialschließungen und Arbeitsplatzverluste vorbereitet worden, zugleich habe man sie aufgefordert, "alles dafür zu geben, um unsere Kunden von uns zu überzeugen". Auf ihrer Homepage bezeichnet Verdi dieses Vorgehen als "Armutszeugnis". Die Folge: Unter den Beschäftigten verbreite sich "dramatische Unsicherheit", und so etwas wiederum gehe "aufs Immunsystem", was gerade in einer Zeit der Pandemie fatale Auswirkungen haben könne. Verdi-Bereichsleiter Thiermeyer bezeichnet das, was sich bei Karstadt-Kaufhof abspiele, als "Anschlag aufs Immunsystem der Beschäftigten". Die Zahl der Mitarbeiter erscheint bereits jetzt ausgedünnt. Nach Informationen unserer Zeitung waren im September vergangenen Jahres 60 Mitarbeiter sozialversicherungspflichtig und 6 Mitarbeiter geringfügig bei der Galeria Karstadt-Kaufhof beschäftigt.

Nur ein Steinwurf von der Galeria entfernt liegt der 2018 in Ingolstadt eröffnete Primark. Die Ingolstädter Filiale des irischen Textilriesen hat wie derzeit alle Primark-Filialen seit der Corona bedingten Schließung noch immer zu. Auf seiner Homepage zeigt das Unternehmen bis Ende Mai die Schließung an. Ob es danach weitergeht, ist unklar. "Wir werden unsere Stores in Deutschland erst wieder eröffnen, wenn wir überzeugt, sind, dass dies sicher und in Ordnung ist", teilt eine für die Medienarbeit des Unternehmens in Deutschland zuständige Agentur auf Nachfrage mit. "Wir erwarten, dass dies bald sein wird." Nichts sei dem Unternehmen "wichtiger, als die Gesundheit und das Wohlbefinden unserer Kunden und Mitarbeiter". Primark folge den Sicherheitshinweisen der Behörden und sehe diese als "Mindeststandard für unsere Stores." Seit der Schließung der Primark-Stores in Deutschland erhielten alle Mitarbeiter Kurzarbeitergeld, das Primark "auf 90 Prozent des sozialversicherungspflichtigen Nettogehalts aufgestockt hat". Im September 2019 hatte die Ingolstädter Filiale laut Informationen unserer Zeitung rund 120 sozialversicherungspflichtige und 35 geringfügig beschäftigte Mitarbeiter.

 

Dass die Sorge um Kunden und Mitarbeiter der einzige Grund ist, warum Primark seine Filialen noch nicht wieder geöffnet hat, glaubt Verdi-Bereichsleiter Thiermeyer nicht. Zu den seiner Auffassung nach echten Gründen wollte er sich am Donnerstag aber nicht äußern. "Das wäre Spekulation." IN-City-Vorsitzender Deiser hofft, dass auch Primark bald wieder aufmacht.

Die Besucherfrequenz in der Ludwigstraße nach dem Shutdown gebe Anlass zur Hoffnung. Laut einer Auswertung von Hystreet, einer Datenbank, die Passanten in verschiedenen Städten misst, habe Ingolstadt am Samstag mit 73 Prozent die bundesweit höchste Rückkehrerquote gehabt. Im Durchschnitt lag sie bei 52 Prozent. Allerdings hatten am vergangenen Samstag die Konkurrenten Westpark und FOC noch nicht geöffnet, so Deiser. Was das Einkaufen anbelangt, seien die Ingolstädter noch verhalten. "Momentan wird eher das Notwendige gekauft", so die Erfahrung des IN-City-Chefs. "Das muss sich noch ändern."

Vielleicht, wenn der TK Maxx seine fürs Frühjahr 2020 angekündigte neue Filiale in der Ludwigstraße eröffnet. Wann dies der Fall sein wird? Die Pressestelle von TK Maxx kann dazu "zum jetzigen Zeitpunkt leider keine Auskunft geben".

DK