Ingolstadt
Zweites Impfzentrum in Betrieb

Kritik an hohen Kosten - Ab April soll mehr Impfstoff kommen - Herdenimmunität bis Ende Juni?

16.02.2021 | Stand 23.09.2023, 17:04 Uhr
Pressetermin im zweiten Impfzentrum: Am heutigen Mittwoch soll es in Betrieb gehen. Referent Dirk Müller, OB Christian Scharpf und BRK-Kreisgeschäftsführer Firat Avutan (von links) lieferten beim gestrigen Rundgang interessante Informationen. −Foto: Eberl

Ingolstadt - Einst Brötchen, jetzt Biontech: Diesen Mittwoch geht Ingolstadts zweites Impfzentrum im ehemaligen Edeka-Supermarkt auf dem Gelände des Donau-City-Centers an der Frühlingstraße in Betrieb.

 

Die Stadt habe damit ihre von der Staatsregierung aufgetragenen Hausaufgaben gemacht, sagte Oberbürgermeister Christian Scharpf (SPD) beim Presserundgang am Dienstag. Schade nur, dass noch immer nicht genug Impfstoff nach Ingolstadt geliefert wird. Egal, wie viele Menschen geimpft werden - die Infrastruktur steht. Und das kostet ordentlich Geld: Die Rede ist von rund drei Millionen Euro pro Monat allein für das zweite Impfzentrum.

So manchem Stadtrat blieb fast das Herz stehen, als diese Zahl vergangene Woche im Plenum genannt wurde - im nichtöffentlichen Teil. Aber der DK erfuhr aus zuverlässigen Quellen davon, und auch SPD-Stadtrat Anton Böhm kritisiert öffentlich, die Impfzentren verschlängen "unerklärlich hohe Summen" (siehe Kasten). Im Interview mit unserer Zeitung wollte OB Scharpf die drei Millionen nicht kommentieren, da es sich um eine Ausschreibung handele. Aber er dementierte die Ausgaben auch nicht. Einziger Trost: Die Stadt bekommt das Geld vom Freistaat erstattet, der ja die Vorgaben macht.

Die Impfdosen: Aktuell erhält Ingolstadt 1000 bis 1500 Impfdosen wöchentlich. Bis zu 2500 Impfungen wären jederzeit in den zwei Impfzentren (300 davon im Orbansaal) sowie über mobile Teams möglich. Laut Sicherheitsreferent Dirk Müller von der Führungsgruppe Katastrophenschutz werden ab dem zweiten Quartal größere Mengen in Aussicht gestellt: "Ab April können wir mit 8000 bis 9000 Impfdosen pro Woche rechnen, bis Ende des dritten Quartals mit insgesamt 220000. Damit können wir Herdenimmunität erreichen. "

Nach Aussagen von Thomas Buchhold, Verwaltungsleiter der Impfzentren, könne die Herdenimmunität in Ingolstadt sogar bereits Ende Juni erzielt werden, wenn 70 bis 80 Prozent der Bevölkerung geimpft seien. Er berichtete, über mobile Teams, und in den zwei Impfzentren seien bis 14. Februar in Ingolstadt 4964 Erstimpfungen und 2665 Zweitimpfungen vorgenommen worden. Damit seien bis Ende voriger Woche rund die Hälfte der Personen aus der Prioritätsstufe 1 versorgt worden. "Das ist ein Erfolg", so Buchhold.

Das neue Impfzentrum: Das ebenerdige Impfzentrum im Donau-City-Center ist mit rund 2200 Quadratmetern Fläche nicht nur ausreichend groß, direkt vorm Haus sind auch genug Parkplätze vorhanden. Träger ist der BRK-Kreisverband. Der "Impfling", wie ihn BRK-Kreisgeschäftsführer Firat Avutan nennt, kann beim Betreten erst einmal eine Nummer ziehen und tritt dann zum Check-in. Dort erhält er die notwendigen Formulare, die er in der Wartezone ausfüllen kann. An der Wand hängt ein Bildschirm, wo ein Video in Endlosschleife mit allgemeinen Informationen über die Impfung gegen Corona läuft - inklusive Übersetzung in Gebärdensprache. Schließlich geht es in eines der 25 Impfzimmer, wo der "Impfling" eine persönliche Beratung und den Piks erhält. Danach muss er zur Sicherheit 15 Minuten in der "Chill-out-Area" Platz nehmen und warten.

 

Treten Komplikationen auf, wird der Geimpfte in einem Zimmer für Notfälle, das mit der entsprechenden Ausrüstung ausgestattet ist, behandelt. "In diesem Bereich befand sich früher einmal die Edeka-Metzgerei", fügte Avutan an und wies zugleich auf die Toiletten hin; eine davon ist behindertengerecht. Denn auf Wunsch können nicht mobile Personen auch mit dem Fahrdienst ins Impfzentrum gebracht werden. Am Schluss verlässt der "Impfling" das Zentrum über den Check-out, wo gleich der zweite Impftermin vereinbart wird. Das ganze Impfzentrum funktioniert nach dem Einbahn-System. "Es steht noch eine Fläche frei für einen Ausbau um weitere 10 bis 15 Impfkabinen", schloss Avutan seine Führung.

Die Gesamtkosten: Bis Ende des Sommers soll im Freistaat jeder impfwillige Bürger sein versprochenes Impfangebot bekommen. Laut Vorgaben der Taskforce "Impfen" des bayerischen Gesundheitsministeriums soll das zweite Impfzentrum in Ingolstadt daher zunächst bis Ende September in Betrieb bleiben - mit Aussicht auf Verlängerung. Nach Berechnungen der Stadt fallen bis dahin Kosten in Höhe von rund 37 Millionen Euro an. Für das Impfzentrum im Orbansaal sind bis Ende September Ausgaben von rund 7 Millionen Euro angesetzt.

Und weitere Corona-Kosten stehen an: Denn außerdem plant die Stadt, im ehemaligen Landratsamt Auf der Schanz eine gut erreichbare Schnelltest-Station einzurichten.

DK

 

 

Suzanne Schattenhofer