Ingolstadt
VHS-Leiterin Petra Neumann: "Präsenz ist einfach unschlagbar"

Die Volkshochschule darf als Bildungseinrichtung den Betrieb aufrechterhalten und hofft, dass das auch so bleibt

30.10.2020 | Stand 23.09.2023, 15:07 Uhr
In der Volkshochschule am Carrara-Platz geht der Unterricht vorerst weiter. Die Hygieneregeln werden streng eingehalten. Im Kurs "Schafkopfen" tragen die Teilnehmer Handschuhe. −Foto: Hauser, Archiv

Ingolstadt - In der bayerischen Verwaltungswirklichkeit gibt es erstaunliche Eigentümlichkeiten zu entdecken, auch wegen des gegenwärtigen Ausnahmezustands.

In der Dritten Bayerischen Infektionsschutzmaßnahmenverordnung (3. BayIfSMV) vom 1. Mai 2020 fallen etwa Discos, Sauna- und Badeanstalten, Spielhallen, Bordellbetriebe, Museen, Theater, Bibliotheken, Wellnesszentren und Volkshochschulen in die selbe Kategorie. Das hätte vor der Corona-Krise wohl auch keiner gedacht. Alle genannten Einrichtungen und Amüsierangebote haben zumindest eines gemeinsam: Sie dienen laut der 3. BayIfSMV "nicht notwendigen Verrichtungen des täglichen Lebens, sondern der Freizeitgestaltung", deshalb war ihnen der Betrieb während des ersten Höhepunkts der Viruspandemie untersagt.

Mit der BayIfSMV Nummer 4 und Nummer 5 durften die Freizeiteinrichtungen unter Hygieneauflagen wieder in den Alltag zurückkehren. Die Museen und Volkshochschulen freut es ganz besonders, dass sie gemäß der 5. BayIfSMV vom 29. Mai nicht mehr mit Saunas und Bordellen gleichgestellt sind, sondern befördert wurden. Darauf weist Petra Neumann, die Leiterin der Ingolstädter VHS, sichtlich amüsiert hin: "Wir gehören jetzt zu den Bildungseinrichtungen mit eigenem Paragrafen in der Infektionsschutzverordnung. " Es ist der § 16, Ziffer 2: Erwachsenenbildung ist zulässig, wenn in den Präsenzveranstaltungen der Abstand gewahrt wird und weitere Infektionsschutzauflagen erfüllt sind. "Wir werden jetzt wie eine Schule behandelt. "

Die VHS ist ja auch eine Schule - für Erwachsene. Petra Neumann und ihr Team dürfen bis auf Weiteres (wie die Schulen) den Präsenz-Lehrbetrieb aufrechterhalten. Sie hoffen, dass das so bleibt. Museen, Theater, Fitnessstudios und andere Sphären der Freizeitgestaltung müssen im November schließen.

Auch die VHS hat die Hygienevorschriften penibel umgesetzt. "Wir sind da ganz streng", sagt die Leiterin. Dozenten und Kursteilnehmer tragen grundsätzlich eine Mund-Nasen-Schutzmaske, wenn nötig auch Handschuhe, etwa im Kurs Schafkopfen, und man sitzt weit auseinander. "Da hat ein Italienischkurs zum Beispiel nur sechs Teilnehmer", berichtet Petra Neumann, das lasse sich flexibel organisieren. Viele Kurse finden im geräumigen Rudolf-Koller-Saal statt.

"Das Herbst-Wintersemester ist sehr gut angelaufen", sagt Petra Neumann. "Die Kursteilnehmer sind dankbar, dass sie endlich wieder ein Präsenzangebot wahrnehmen können und bei uns andere Leute treffen. " Distanziert natürlich, doch immerhin. Die Volkshochschule biete auch Onlinekurse, "aber Präsenz ist einfach unschlagbar".

Neumann sieht in ihrem Haus an der Hallstraße "wenig Gefahr". Die Beachtung der Hygieneregeln "klappt sehr gut, es gab kaum Beschwerden". Momentan sei der Kursbetrieb samt dem Sportangebot also "nicht gefährdet", sagt die VHS-Leiterin. "Wir machen jetzt mal so weiter. "

Alle in der Hoffnung vereint, dass die Bildungseinrichtung nicht doch noch schließen muss. So wie Saunas, Bordelle, Theater und Museen.

DK

Christian Silvester