Gaimersheim
Trotz schwerer Zeit kein Pessimismus

Die Betriebe in den Gaimersheimer Gewerbegebieten nehmen die Herausforderungen der Corona-Krise offensiv an

30.04.2020 | Stand 02.12.2020, 11:26 Uhr
In den Gaimersheimer Gewerbegebieten halten sich die negativen Auswirkungen der Corona-Krise bei den meisten Betrieben in Grenzen. −Foto: Schalles (Archiv)

Gaimersheim - Die Corona-Pandemie hat heftige negative Auswirkungen auf viele Teile des Wirtschaftslebens.

 

Aber eben nicht auf alle. Vor großen Herausforderungen stehen freilich alle Unternehmen. Und auch die Kommunen, in denen die Firmen angesiedelt sind. Dies zeigt sich auch bei Unternehmen in den beiden Gaimersheimer Gewerbegebieten - und bei der Marktgemeinde selbst.

In Gaimersheim herrsche allgemein eine "realistisch gedämpfte Stimmung, aber keine Panik", so der zweite Bürgermeister Günther Bernhardt, der in den vergangenen Tagen die im Urlaub befindliche Bürgermeisterin Andrea Mickel vertrat. Die Marktgemeinde habe sich darauf eingestellt, dass Betriebe anstehende Gewerbesteuervorauszahlungen herabsetzen, einige hätten diese Herabsetzungen auch schon gemeldet. Die Pandemie betrifft laut Bernhardt die Unternehmen in den Gaimersheimer Gewerbegebieten branchenbedingt jedoch sehr unterschiedlich.

Das bestätigt auch Roland Wild, Vorsitzender der Gewerbegemeinschaft Gaimersheim. Auch wenn er corona-bedingt zuletzt "deutlich weniger Kontakte zu den Unternehmen" gehabt habe als sonst, wisse er, dass gerade die Ingenieursdienstleister - zumindest in manchen Geschäftsbereichen - Kurzarbeit hätten. Deutlich zu erkennen sei dies auch an den "ziemlich leeren Parkhäusern" im Gewerbegebiet, was allerdings auch darauf zurückzuführen sei, dass sich zahlreiche Mitarbeiter im Home-Office befänden. Dagegen "läuft auf der Handwerksschiene alles normal", so Wild. Er wisse von Handwerksbetrieben, die "restlos ausgebucht" seien.

Gut zu tun hat derzeit auch die Edeka Südbayern, die im Gewerbegebiet Gaimersheim neben der Unternehmenszentrale und einem Großhandelslager auch mit der Produktion und einem Backstubenladen der Backstube Wünsche sowie dem E-Center Gaimersheim und dem "Marktplatzerl" der Backstube Wünsche ansässig ist. Die Corona-Krise stelle die Edeka Südbayern vor große Herausforderungen, so Unternehmenssprecher Christian Strauß. Die volle Konzentration gelte dabei der Aufrechterhaltung des Warenverkehrs. "Das war und ist aufwendig", so Strauß. Seit Wochen würden alle Unternehmensbereiche mit großem Einsatz und unter Hochdruck an einer optimalen Warenversorgung arbeiten - von den Mitarbeitern im Einzelhandel, in der Logistik und Produktion bis hin zur Verwaltung, die sich beispielsweise um die Warenbeschaffung kümmere.

Strauß betont, dass die Edeka Südbayern gerade in dieser Zeit von der langjährigen Partnerschaft mit regionalen Erzeugern und Lieferanten auf allen Ebenen profitiere - vom Roggen aus der Nähe von Wolnzach über die Fleisch- und Wurstwaren der Südbayerischen Fleischwaren mit Produktionssitz in Ingolstadt, deren Fleisch von bayerischen Landwirten stammt, bis hin zum Obst- und Gemüsebereich in den Edeka-Märkten, die ebenfalls durch kurze Lieferwege und zuverlässige Partner aus der unmittelbaren Nachbarschaft gewännen.

Ganz anders sieht es dagegen nur wenige Meter weiter beim Möbelhaus Gruber aus. Dessen Chef Hans-Jürgen Gruber sagt, Möbel Gruber sei "voll betroffen". Seit Mitte März habe er "keinen Pfennig Umsatz gemacht". Es sei seitdem lediglich noch ausgeliefert und auch montiert worden, "was wir danach noch bekommen haben". Dass seit diesem Donnerstag Teile des Küchenstudios und die komplette Gartenmöbelabteilung wieder geöffnet seien, bezeichnet Gruber als "Tropfen auf den heißen Stein". War zuletzt etwa ein Drittel der Gruber-Belegschaft bei der Arbeit, ist es jetzt mit der Teilöffnung wieder etwa die Hälfte. Gruber hofft nun, dass er ab 11. Mai wieder komplett öffnen kann. Aber selbst wenn dies der Fall sein sollte, weiß er, dass die verlorenen zwei Monate nicht mehr aufzuholen seien.

Tadeusz Lacny wiederum ist ein Vertreter der stark betroffenen Ingenieursdienstleister. Der Geschäftsführer der Lacny Automotive Engineering GmbH gibt offen zu: "Es sieht nicht gut aus. " Nach dem Diesel-Skandal habe man sich gerade erst wieder gefangen. Das Unternehmen sei zwischen November und Februar "voll da" gewesen, ehe dann plötzlich "alles gestoppt" worden sei. "Aber weinen hilft nicht, man muss positiv denken", so Lacnys Einstellung. Er sei deshalb zuversichtlich, habe "Aufträge und Aussichten". Um die Durststrecke seines Unternehmens, die seiner Meinung nach bis Mitte Juni dauert, überwinden zu können, hofft Lacny aber auch auf die Hilfe von Banken, um beispielsweise auch mal Kreditlinien erweitern zu können. "Wir tun viel dafür, dass es weitergeht. Wenn es boomt, kann's doch jeder", fasst Lacny zusammen und beweist, dass er seinen Humor trotz der schwierigen Situation nicht verloren hat.

Für das IT-Unternehmen Prosis GmbH hat sich unterdessen ausgezahlt, dass es sich schon seit 2018 "in Richtung Home-Office vorbereitet" habe, so Geschäftsführer Ivan Wyberal. Deshalb habe Prosis beim Aufkommen des Coronavirus sehr schnell darauf reagieren können. Die Mitarbeiter seien zwar nicht zur Arbeit zu Hause verpflichtet worden, aber aktuell würden sich 96 Prozent der Belegschaft im Home-Office befinden, nur vier Prozent im Firmengebäude im Gewerbegebiet arbeiten. Dort sei auch ein sehr großer Sicherheitsabstand gewährleistet, so Wyberal. Das Gebäude werde zudem täglich desinfiziert. Prosis habe bisher alle Mitarbeiter, die im engeren IT-Kontext arbeiten, weiterbeschäftigen können. Lediglich vom Rest der Belegschaft sei derzeit nur etwa ein Viertel an Bord. "Heute sieht es nicht schlecht aus", fasst der Prosis-Geschäftsführer deshalb zusammen. "Was an Aufträgen weggefallen ist, konnten wir bisher kompensieren. " Allerdings gebe es derzeit keine Neueinstellungen.

Michael Neisen, Vorsitzender der Geschäftsführung der Asap Holding, sagt zwar, dass der Ingenieursdienstleister zu kämpfen habe, "was die Auslastung angeht". Er fügt aber gleichzeitig an, dass er nicht pessimistisch gestimmt sei und Asap "mit recht positivem Blick nach vorne schaut". Neisen begründet dies damit, dass der Asap-Standort Gaimersheim den Vorteil habe, dass man sich dort technisch auf zukunftsorientierte Themen spezialisiert habe, "und die laufen noch relativ gut". "Wir hängen nicht an der Produktion, sondern an der Entwicklung", erläutert Neisen. Dennoch müsse man das Hochfahren der Autoproduktion abwarten und sehen, ob es eventuelle Budgeteinschränkungen gebe und wo die künftigen Prioritäten lägen. Hinzu käme außerdem, dass derzeit eine strategische Ausrichtung recht schwierig sei. Positiv wirkt sich laut Neisen dagegen aus, dass Asap vor einiger Zeit mit ZF Friedrichshafen einen großen Automobilzulieferer als Mitgesellschafter gewinnen habe können.

DK