Ingolstadt
Sirius kann wieder Gassi gehen

Weniger Spenden durch Lockdown - Tiervermittlung ist wieder angelaufen

12.06.2020 | Stand 02.12.2020, 11:11 Uhr
Gassigehen fast wie vor Corona: Sabine Wächter (v. l.), Bulldogge Sirius, Leiterin Katja Payer und Vereinsvorsitzender Karl Ettinger spazieren mit Maske gemeinsam durch das Freigelände des Tierheims an der Alfred-Brehm-Straße. −Foto: Brandl

Ingolstadt - Sie müssen zwar keine Maske tragen, und Abstandsregeln gelten für sie nicht, dennoch sind auch die Tiere im Tierheim Ingolstadt von der Corona-Krise und ihren Auswirkungen auf alltägliche Abläufe und Routinen betroffen.

 

Der strenge Lockdown, der seit Mitte März bis in den Mai Gültigkeit hatte, traf vor allem die Hunde im Heim. Sie wurden nicht wie gewohnt von ehrenamtlichen Mitarbeitern abgeholt, die sie regelmäßig zum Gassi gehen ausführen. Auch Besucher durften das Tierheim nicht betreten. Die Tiervermittlung sei demnach „vollständig eingebrochen“, wie Leiterin Katja Payer sagt. Hinzu kam, dass die hauptamtlichen Kräfte pro Schicht in nur einer möglichst kleinen Besetzung arbeiteten, um sich gegenseitig vor einer möglichen Ansteckung zu schützen. „Die Infektionsgefahr für das Personal wollten wir so weitgehend ausschließen“, sagt Payer. Denn wäre das Virus ins Tierheim gelangt, hätte das bedeutet, dass der komplette Betrieb zum Erliegen gekommen wäre. Für die Tiere, die täglich gefüttert und gepflegt werden müssen, eine katastrophale Situation. 

Mittlerweile findet die Tiervermittlung wieder statt, aber „streng nach Terminen“, wie es heißt. Und auch langjährige Gassigeher wie Sabine Wächter und Michael Gaschka holen Hunde wieder ab und nehmen sie für ein paar Stunden mit hinaus ins Grüne –  für viele Vierbeiner eine willkommene Abwechslung vom Alltag im Zwinger. Wächter führt sie seit 15 Jahren spazieren. Seit etwa einem Jahr ist sie mit Bulldogge Sirius unterwegs. „Ich dachte in den vergangenen Wochen viel an die Hauptamtlichen, die quasi rund um die Uhr arbeiten mussten, und natürlich an die Tiere. Ich habe gehofft, dass sie keinen Käfigkoller bekommen, wenn sie im Heim auch in guten Händen sind“, sagt sie. 

Offenbar war dem so, denn Payer und ihre Mitarbeiter hätten mit den Hunden und Katzen neben allen sonstigen Pflichten immer wieder gespielt, erzählt sie. „Wir haben es geschafft, wenn auch Verwaltungsarbeit liegengeblieben ist. Doch die Tierpflege erforderte unseren vollen Einsatz“, sagt sie. Das Gassigehen mit den Hunden sei noch aus einem anderen Grund wichtig, so die Leiterin. Erfahrene Gassigeher könnten demnach bei den Spaziergängen an der Leine quasi in der Praxis beobachten, wie sich die Hunde gegenüber Radfahrern, Kindern und Joggern verhielten. Das könne beim Aufenthalt im Tierheim so nicht gemacht werden.

Die Corona-Krise bescherte dem Tierheim über alledem auch Einbußen finanzieller Art, wie Vorsitzender Karl Ettinger berichtet. „Wir hatten sechs Wochen lang kein Laufpublikum und damit weniger Spenden als sonst“, sagt er. Auch der Tag der offenen Tür sei im Frühjahr ausgefallen. In den Oster- und Pfingstferien habe das Heim darüber hinaus keine Einnahmen aus der Tierpension erzielt, so Ettinger. „Eine Online-Spendenaktion hat nur wenig eingebracht“, räumt er ein. Zuwendungen habe das Tierheim jedoch aus dem Sozialfond der Stadt sowie von Audi erhalten – laut Ettinger insgesamt über 5000 Euro. Im Vergleich zu den über 150 000 Euro, die die Einrichtung jährlich selbst aufbringen muss, um die Gesamtausgaben in Höhe von 300000 Euro zu decken, klingt das freilich wie ein Tropfen auf den heißen Stein. „Es ist für uns also nicht gerade leichter geworden. Corona hat alles durcheinander gebracht und die Arbeit auf jeder Ebene beeinflusst“, sagt Ettinger. 

Eine gute Nachricht gebe es dennoch. Die starke Nachfrage nach einem Haustier, die im Zuge der Corona-Lockerungen offenbar aufkam, habe dazu geführt, dass das Katzenhaus inzwischen nahezu geräumt sei, so der Vorsitzende. Die Tiere seien alle gut vermittelt worden, ergänzt Payer.