Ingolstadt
Rapkonzert durch die Windschutzscheibe

Ausverkaufter Festplatz und viel gute Laune zum Auftakt des Bayern-3-Auto-Live-Sommers mit Alligatoah

05.06.2020 | Stand 02.12.2020, 11:13 Uhr

−Foto: Brandl

Ingolstadt - Eine La-Ola-Welle zum Mithupen? In Zeiten von Corona geht das. Am Freitagabend schwappt sie stimmungsvoll über den Festplatz. Wohlgemerkt nicht in Form hochgerissener Hände, wie sie im Stadion eine Welle durch die Zuschauerränge bilden, sondern als akustisches Pendant in Form von schrillen Hupsignalen. Was wäre den zahlreichen Besuchern des ersten Konzerts im Rahmen des Bayern-3-Auto-Live-Sommers auch anderes übrig geblieben? Während der Rapper Alligatoah auf der Bühne seinen viel umhupten Auftritt hinlegt, harren sie wegen der Kontaktbeschränkungen im Auto aus – mit dem Künstler und seiner Show lediglich verbunden mit Blicken durch die Windschutzscheibe und einer UKW-Frequenz.

Wer im Freien steht, so wie etwa die Medienvertreter, der bekommt von der Musik freilich so gut wie nichts mit, denn Lautsprecherboxen gibt es bei dem Auftritt (wie auch bei allen noch folgenden) nicht. Die Gäste, sie kommen aus München, Nürnberg, Ebersberg, Weilheim. Aber auch aus dem Vogtlandkreis und Ravensburg. Fast 1000 Pkw – ausverkaufter Platz. Nach Ingolstadt haben die Insassen alle vor allem eines mitgebracht: viel Vorfreude auf das Konzert und jede Menge gute Laune, wie sich herausstellt.
Jule (25) und Sabrina (24) sind aus Heidelberg angereist. Sie outen sich als gediegene Fans des Musikers. „Düsseldorf war ausverkauft, Hannover zu weit weg, da sind wir gerne hergekommen“, sagen sie fröhlich. Die beiden schätzen die Texte des Rappers, die auch zum Nachdenken anregen. „Zum Beispiel, wenn es um das Konsumverhalten geht“, sagen sie.

In zwei Wochen wollen sie ihr nächstes Alligatoah-Konzert im Auto in Mannheim erleben. In einem zweiten Fahrzeug sitzt ihre Freundin Romina mit einer Bekannten. Sie hätte an diesem Wochenende eigentlich Hochzeit gefeiert, verrät sie. „Aber dann kam Corona dazwischen“, so die 24-Jährige. Der Tipp ihres Verlobten Christopher, der nicht mit nach Ingolstadt gekommen ist: Ablenkung. Die wird neben der Musik versüßt mit einer Box Schokoriegel, Chips, Kaffee und Erdbeeren.
Sabrina und Niki aus Bad Tölz haben sich in Hawaii-Hemden gewandet und ein Banner über die Motorhaube gespannt, um ihre Verbundenheit zu Alligatoah zu demonstrieren. Der habe ja schon Maske getragen, bevor es in war, stellen sie darauf fest. Eine Mutter sitzt außerdem mit ihren beiden jungen Töchtern im Auto. Eine von ihnen strahlt mit glühenden Wangen über beide Ohren, so sehr freut sie sich auf den besonderen Abend. „Es ist ein einmaliges Erlebnis“, schwärmt sie dabei vor sich hin, und die Mutter nickt schmunzelnd.

Die Narrwalla organisiert mit einigen Leuten von Order Local die mobile Verpflegung der Besucher. Sie sind eifrig mit Bollerwagen, vollgepackt mit Snacks und Getränken, und Transporträdern unterwegs, um die Bestellungen zu den Fahrzeugen auszuliefern. Nicht jeder greift auf das Angebot zurück. „Wir haben heute schon Leute gesehen, die hatten ihren Toaster dabei“, heißt es von den Helfern. Als es dann endlich losgeht, sind Burger und Börek zunächst vergessen. In den Autos wird zur Musik mitgewippt und mitgesungen, und die Lichthupen blenden im Takt auf. Hier und da leuchtet eine Lichterkette auf der Armatur auf. Einmalig eben – so wie es das Mädchen aus Bad Tölz sich erträumt hat.