Ingolstadt
Nachricht aus Foshan

Wie es Ingolstadts chinesischer Partnerstadt mit Corona geht, berichtet Sun Baozhi von den örtlichen Behörden

29.06.2020 | Stand 23.09.2023, 12:38 Uhr
Gut weggekommen ist die chinesische Millionenstadt Foshan laut Sun Baozhi (kleines Bild), der für die örtlichen Behörden arbeitet. Das Audi-Werk in der Partnerstadt wurde im Februar wegen der Corona-Krise nur kurz stillgelegt. −Foto: Stadt Foshan, privat

Ingolstadt - Eine unabhängige Berichterstattung zur Lage Chinas während der Corona-Pandemie ist keine einfache Aufgabe, denn sowohl die Infektionszahlen als auch ihre Deutung obliegen ausschließlich der Regierung der Volksrepublik.

Im Zuge einer DK-Recherche zur Lage der Ingolstädter Partnerstädte während der Corona-Krise (Bericht Mitte Juni) wurde deutlich, dass auch Informationen, die Aufschluss über die Situation in Foshan geben könnten, etwas auf sich warten lassen werden. Über die Stadt Ingolstadt ist die Anfrage in die Partnerstadt versandt worden. Von den örtlichen Behörden hieß es, dass Ende Juni mit einer Antwort aus Foshan zu rechnen sei - und sie haben Wort gehalten.

Sun Baozhi, 50 Jahre alt und stellvertretender Direktor des Foshan Center for Disease Control and Prevention, also der Seuchenschutz und -kontrollbehörde, beantwortete die Anfrage. Laut Baozhi habe es bisher insgesamt 100 Covid-19-Erkrankungen in Foshan gegeben - Stand 13. Juni. Schon Mitte Mai seien alle diese Patienten geheilt und aus dem Krankenhaus entlassen worden. Es habe keine Toten gegeben und keine Infektionen des medizinischen Personals. Im Moment gibt es laut Baozhi keine bestätigten Fälle.

In Foshan leben etwa 7,1 Millionen Menschen, in Ingolstadt circa 137000. Zum Vergleich: Hier gab es bisher 486 bestätigte Fälle, davon sind 38 gestorben. Aktuell sind 21 Personen mit dem Corona-Virus infiziert (Stand: 29. Juni).

Die Menschen, die in Foshan mit Covid-19 infiziert gewesen seien, habe man in zwei Kliniken verteilt. Ein städtisches Krankenhaus habe sich ausschließlich um die schweren Fälle gekümmert und um Kinder und Frauen, die sich angesteckt haben. Eine weitere Klinik hat Verdachtsfälle aufgenommen und Patienten mit leichten Krankheitsverläufen. Baozhi sagt: "Während des ganzen Behandlungsprozesses standen die beiden Krankenhäuser in engem Kontakt zueinander. "

Während der Corona-Krise rate man den Bürgern zu mehr Hygiene, erklärt Baozhi. Ähnlich wie hier, weise man vor allem auf regelmäßiges Händewaschen und die Hust- und Niesetikette hin. In Foshan gilt ein Sicherheitsabstand von einem Meter. Masken sollen auf öffentlichen Plätzen, im medizinischen Bereich und von Arbeitern in geschlossenen Räumen getragen werden. Außerdem rät die Behörde zu ausreichend Bewegung und gesunder Ernährung. Auf den Kontakt zu wilden Tieren und ihren Konsum solle verzichtet werden. Derzeit wird davon ausgegangen, heißt es etwa auf der Webseite des Robert-Koch-Instituts, dass Sars-CoV-2 zuerst von Fledermäusen übertragen wurde und sich die ersten Patienten Anfang Dezember auf einem Markt in Wuhan, knapp 1000 Kilometer entfernt von Foshan, angesteckt haben.

In China werden Speisen beim gemeinsamen Abendessen geteilt und stehen in der Mitte des Tisches, erklärt Baozhi. Hier sollen Bürger derzeit darauf achten, nicht ihre eigenen Essstäbchen zum Servieren zu benutzen.

Die Menschen in Foshan werden aufgefordert, sich an die Fieberstation des Krankenhauses zu wenden, sobald sie Symptome haben. Besonders Ältere, Kinder, Schwangere, Menschen mit Behinderung oder chronischen Erkrankungen sollen laut Baozhi auf ihren Schutz achten. Das Bewusstsein für die Schutzmaßnahmen habe sich in Foshan verbessert, sagt Baozhi. "Die Leute gewöhnen sich allmählich daran. " Es sei inzwischen normal geworden, beim Betreten von öffentlichen Gebäuden Fieber zu messen. Wie die Lage in der Zukunft aussehen wird, hänge von mehreren Faktoren ab - vor allem von der globalen Lage, glaubt Baozhi.

DK

Laura Csapó