Gaimersheim
Morgenkreis per Videobotschaft

Gaimersheimer Haus für Kinder Blumenwiese nutzt digitale Medien, um mit Familien in Kontakt zu bleiben

27.03.2020 | Stand 23.09.2023, 11:23 Uhr
Wie alle Kindertagesstätten in Bayern ist das Haus für Kinder Blumenwiese in Lippertshofen seit rund zwei Wochen geschlossen. −Foto: Haus für Kinder Blumenwiese

Lippertshofen - Seit gut zwei Wochen sind im Zuge der Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus alle Kindertagesstätten geschlossen. Das Haus für Kinder Blumenwiese im Gaimersheimer Ortsteil Lippertshofen setzt jetzt - wie die Schulen auch - verstärkt auf digitale Medien, um mit den Familien in Kontakt zu bleiben.

 

"Wir haben heute von einer tollen Aktion gehört, bei der Kinder einen Regenbogen malen und diesen als Zeichen gegen Corona in die Fenster oder an die Tür hängen." Diese Nachricht hat das Blumenwiese-Team über einen QR-Code (ein verschlüsselter Zeichensatz in zweidimensionalem Aufbau, den Nutzer per Scan auslesen können) zusammen mit einem zweiten Code für eine Ausmalvorlage an die Eltern der verschickt. Die Botschaft: Andere Kinder können die Regenbögen beim Spazierengehen suchen und dadurch erfahren, "dass eine Menge anderer Kinder auch zu Hause bleiben müssen".

Der Regenbogen-Auftrag ist nur eine von vielen Nachrichten, über die Alexandra Mödl, Leiterin der Einrichtung, und ihre Mitarbeiterinnen gerade in dieser für alle "schwierigen und herausfordernden Situation" den Kontakt zu den daheimgebliebenen Familien aufrechterhalten wollen. "Wir haben uns Gedanken gemacht, was wir machen können, damit die Kinder uns nach fünf oder mehr Wochen nicht vergessen", erläutert Mödl. "Bestimmte Rituale wollen wir deshalb beibehalten." Jeden Tag werden die Kleinen aus Krippe und Kindergarten deshalb mit Materialien versorgt, damit keine Langeweile aufkommt. So verschickt das Team neben den QR-Codes zum Beispiel Videos mit dem Morgenkreis und alltäglichen Liedern oder Links mit Arbeitsblättern und Bastelaktionen. "Wir versuchen, das Beste daraus zu machen, und sind überzeugt, durch unsere digitalen Möglichkeiten den Kindern und Eltern eine kurze, fröhliche Zeit nach Hause bringen zu können", meint die Leiterin.

Gerade über die Videos können die Kinder ihre Bezugspersonen also trotzdem regelmäßig sehen. "Wir versprechen uns davon einen schnelleren und unkomplizierteren Wiedereinstieg der Kinder in den Alltagsrhythmus außerhalb des Elternhauses", merkt Mödl für die Zeit der Wiedereröffnung an. "Denn nach diesen langen Ferien werden neue Herausforderungen auf uns alle warten, und bei vielen wird eine Eingewöhnung neu starten."

Für die Verbreitung der Materialien nutzt das Team eine Kita-App, die das Haus für Kinder sowieso schon seit September zur Kommunikation mit den Eltern einsetzt - und zwar im Zuge des seit anderthalb Jahren laufenden Modellversuchs "Medienerziehung in der Frühpädagogik" der Bayerischen Staatsregierung und des Staatsinstituts für Frühpädagogik. Die Lippertshofener Einrichtung ist die einzige im Landkreis Eichstätt, die zur Teilnahme des Modellversuchs ausgewählt worden ist. "Mit dem Projekt wird der digitale Medieneinsatz im Kindergarten getestet", erläutert Mödl. "Für uns macht das absolut Sinn. Es bringt uns Erleichterung, Zeitersparnis, und die Eltern sind immer greifbar, was früher ein bisschen schwieriger war."

Nun hat die App eine ganz neue Bedeutung für das Blumenwiese-Team gewonnen. "Die Eltern sind dankbar für die Ideen, und gerade die Krippenkinder freuen sich und wollen die Videos mit uns Betreuerinnen mindestens hundertmal angucken." Schließlich ist die Sehnsucht auf beiden Seiten groß: "Wir vermissen uns gegenseitig", sagt Mödl fast ein wenig wehmütig.

Nach der Gewöhnung an die Situation - "für Mitarbeiter und Eltern herrschte erst einmal Unsicherheit, wie es weitergeht" - haben Mödl und ihre Kolleginnen die Zeit zunächst zum Saubermachen und zur Neustrukturierung der Ersten Hilfe genutzt. "Wir haben noch keine Notgruppe, sind aber im täglichen Austausch mit den Eltern", sagt die Leiterin. Nun geht es vor allem darum, "ganz normal" die Anmeldungen für das nächste Kindergartenjahr zu koordinieren. "Es gibt schließlich eine Zeit nach Corona."

DK

Tanja Stephan