Reichertshofen
"Mit der Situation bei uns nicht zu vergleichen"

Verein Afroskop mit Sitz in Reichertshofen unterstützt die Kampagne "KICKIN' CORONA! - Solidarity with Kenya"

08.04.2020 | Stand 23.09.2023, 11:32 Uhr
Viele Menschen in Kenia brauchen dringend Hilfe, die Lust auf ein Gruppenfoto haben sie aber alle (oben). Auch dank des Einsatzes von Lena Haber (mittleres Bild, rechts) gibt es Washing Stations (links) und natürlich Essensausgaben. −Foto: Naminieli Obura, Santiago Engelhardt

Reichertshofen - Bohnen, Maismehl, Reis, Bratöl und Zucker.

 

Diese Zutaten und noch einige andere sollen in Kenia Leben retten. Lena Haber hat den gemeinnützigen Verein Afroskop mit Sitz im Markt Reichertshofen vor acht Jahren gegründet. Sie will die Ehrenamtlichen der kenianischen Organisation New Paradigm dabei unterstützen, die lokale Bevölkerung mit Lebensmitteln und Seife zu versorgen. Haber sagt: "Wenn wir jetzt nicht handeln, führen die Ausgangsbeschränkungen der kenianischen Regierung zu einer humanitären Katastrophe, die mit der Situation bei uns zu Hause nicht zu vergleichen ist. "

 

"Personally I feel scared, for my country, my family and myself?, sagt die Ehrenamtliche Jenipher Adhiambo über die Corona-Situation in Kenia. Angst hat sie - um ihr Land, ihre Familie und sich selbst. Jenipher lebt mit ihrem Mann, ihren Zwillingen  Lena und Liam (rund 1,5 Jahre alt)  und ihrer Tochter Mercy (8 Jahre) am Stadtrand von Kisumu. Jenipher engagiert sich für die lokale Fraueninitiative New Paradigm Community Based Organization (NPCBO), mit der der Verein Afroskop zusammenarbeitet. Lena Haber ist ständig in Kontakt mit den Menschen, die sie unterstützt.

 

Die Afroskop-Vorsitzende erklärt die Situation: "Um der Ausbreitung des Virus vorzubeugen, hat die kenianische Regierung alle Märkte unter freiem Himmel geschlossen, auf denen ein Großteil der Bevölkerung nicht nur Lebensmittel bezieht, sondern auch arbeitet. Viele Menschen fragen sich nun, ob sie zuerst an dem Virus oder an Hunger sterben werden. Die Preise für Seife sind in den vergangenen Wochen so in die Höhe geschnellt, dass Menschen, die ohnehin schon an der Armutsgrenze leben, nicht einmal die Hygieneempfehlungen der Regierung umsetzen können. " Die Corona-Pandemie ist laut Angaben der WHO bereits in 43 afrikanischen Ländern angekommen. Kenia verfügt laut Haber über kein gutes Gesundheitssystem. In wirtschaftlicher und sozialer Hinsicht sei das Land unzureichend auf diese Krise vorbereitet. Die Folgen für die Bevölkerung seien so gesehen "weitaus dramatischer, als wir sie gerade in Deutschland zu spüren bekommen. " 

 

Haber ruft zur Solidarität auf: "Gerade jetzt ist es wichtig, dass wir das soziale Engagement der lokalen Bevölkerung in Ländern wie Kenia fördern! " Afroskop unterstützt die Ehrenamtlichen von New Paradigm dabei, Lebensmittelpakete zu verteilen. "Diese werden die in Kenia üblichen Grundnahrungs- mittel umfassen wie Bohnen, Maismehl, Reis und Weizenmehl sowie Bratöl, Zucker, Salz und schwarzen Tee. " Da auch in Kenia das Händewaschen wichtig im Kampf gegen das Virus ist, werden zudem Seifenpakete gepackt. Haber: "Ein Seifenpaket wird dem Bedarf eines Haushalts angepasst werden. "

Der Verein Afroskop unterstützt vor allem Frauen und Kinder - die am meisten benachteiligten Bevölkerungsgruppen weltweit. Haber: "Insbesondere in Krisensituationen sind Frauen einer besonderen Gefahr ausgesetzt. Da sie sich um das Überleben ihrer Kinder sorgen, ernähren sie sich bei Lebensmittelknappheit meist schlechter, um genügend für ihre Kinder übrig zu lassen. Wir wollen verhindern, dass diese Frauen durch Mangelernährung anfälliger werden für den Virus. "

Aber nicht nur Unterstützung, auch Aufklärung vor Ort soll einen entscheidenden Beitrag leisten. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Einrichtung von "Washing Stations" mit Seife und sauberem Wasser. New Paradigm hat bereits eine erste solche Station an einer Bushaltestelle im Dorfzentrum Gita eingerichtet. Hinsichtlich der Ernährung soll ein weiteres Projekt des Vereins, das Projekt "Essen macht klug", auf Mitnahmeservice umgestellt werden. Außerdem soll die Belieferung der Frauen erfolgen, die ihr Mittagessen aus gesundheitlichen Gründen nicht selbst abholen können oder sollten.  Und natürlich ergänzend: "Die Versorgung der Mitglieder unserer Partnerorganisation mit Lebensmittelpaketen".

 

Verena Vogl