Kösching
Mit dem Smartphone im Klassenzimmer

Digitaltraining und virtueller Rundgang: Köschinger Realschule verlegt ihren Projekttag Corona-bedingt ins Internet

18.11.2020 | Stand 23.09.2023, 15:32 Uhr
Ausnahmsweise dürfen die Fünftklässler das Smartphone im Unterricht nutzen: Digitaltrainer Daniel Wolff erklärt ihnen den sicheren Umgang mit ihrem Gerät. −Foto: Stephan

Kösching - Der Projekttag in Kösching ist heuer Corona-bedingt digital abgelaufen: Während die Jüngeren sich mit dem richtigen Verhalten im Internet auseinandersetzten, nahmen die Zehntklässler an einer virtuellen Führung durch die KZ-Gedenkstätte in Dachau teil.

Es ist ein sonniger Novembertag, an dem die Leiterin der Führung einer langen Allee folgt. Links und rechts sind die Umrisse der einstigen Baracken zu sehen, in denen Tausende Häftlinge untergebracht waren. "Es gab eine Lagerhierarchie", erklärt die Frau. Ganz vorne die deutschen Häftlinge, ganz hinten die Juden. Immer wieder bleibt sie stehen, um Fotos zu zeigen und Zitate Überlebender vorzulesen. Da geht es um "katastrophale hygienische Verhältnisse", die zu ganzen Epidemien führten. Um über Nacht gestorbene Menschen, die die Häftlinge der Vollständigkeit halber zum Morgenappell mitbringen mussten. Um Sauerstoffexperimente mit den Eingesperrten, um zu testen, bis aus welcher Höhe Piloten abspringen können. "Viele sind daran gestorben. "

Die Schüler lauschen aufmerksam - allerdings nicht in Dachau, sondern in ihrem Klassenzimmer. Über einen Bildschirm verfolgen sie die Führung, an der die Köschinger Zehntklässler jedes Jahr am Projekttag der Realschule teilnehmen, die heuer Corona-bedingt aber nur virtuell angeboten werden kann. Immerhin als Livestream, sodass die Jugendlichen per Chat Fragen stellen können. "Corona hat uns einen Strich durch die Rechnung gemacht", sagt Dagmar Felber. Die Fachschaftsleiterin Geschichte hat nach einem "Plan B" gesucht, um ihren Schülern den wichtigen Inhalt trotzdem vermitteln zu können. In Absprache mit der Bildungsabteilung der KZ-Gedenkstätte wurde deshalb der digitale Rundgang organisiert.

Im Anschluss gibt es einen Workshop, in dem die Zehntklässler über verschiedene Themen wie den Todesmarsch sprechen können - ebenfalls online. Dem 15-jährigen Philipp gefällt das Angebot, obwohl er den Ausfall des Ausflugs bedauert. "Wenn man vor Ort ist, ist es ein ganz anderes Gefühl", sagt er. Der virtuelle Rundgang sei aber "besser als gar nichts, weil es wichtig ist, dass über das Thema aufgeklärt wird".

Ähnlich geht es den Fünft- bis Achtklässlern, die sich am Projekttag mit etwas ganz anderem auseinandersetzen: Digitaltrainer Daniel Wolff spricht - per Livestream samt Chatfunktion - über den richtigen Umgang mit der Welt des Internets. Während die Neuntklässler an ihrer Projektpräsentation für Deutsch arbeiten, lernen die Jüngeren, dass online nicht alles Gold ist, was glänzt. Dafür dürfen sie sogar ihr Smartphone anschalten.

Wolff erläutert den Schülern in Mitmachgeschwindigkeit die Privatsphäre-Einstellungen für WhatsApp, schildert, wie "gruselig" Kettenbriefe sein können, und geht darauf ein, wie leicht Identitäten online gefälscht werden können. "Ich kann mich auch als Chantal, zehn Jahre, anmelden und eure Freundin werden", sagt der Digitaltrainer, der abends den Müttern und Vätern einen ähnlichen Vortrag präsentieren wird. Er appelliert an die Kinder, sich zu trauen, Lehrern oder Eltern "komische Bilder oder Videos" zu zeigen.

Die Lehrerin denkt, dass Wolff "das total gut macht". Bis auf drei Mädchen haben ihres Wissens nach alle Schüler ihrer fünften Klasse ein Smartphone. "Die Kinder sind oberflächlich fit", meint Petra Steiger. "Aber viele sind sich der Gefahren nicht bewusst. Da geht es oft darum, cool zu sein. " Auch die elfjährige Magdalena findet es wichtig zu wissen, "was Gefahren sind und was keine Gefahren sind". Was sie vor dem Vortrag schon wusste: "Wenn man etwas postet, kann man das nie mehr ganz aus dem Internet löschen. "

DK

Tanja Stephan