Ingolstadt
Mediziner empfehlen Mundschutz

Für Siegfried Jedamzik und Florian Demetz sind genähte Masken eine wesentliche Präventionsmaßnahme

03.04.2020 | Stand 02.12.2020, 11:36 Uhr
Das Klinikum bedankt sich mit dieser Fotocollage für die Hilfsbereitschaft. Unterdessen rufen die Mediziner Florian Demetz (Bild unten Mitte) und Siegfried Jedamzik (links) in einem Presse-Livestream mit Stadtsprecher Michael Klarner zum Tragen von Mundschutz auf. Es gibt verschiedene Modelle - das handgenähte stammt aus dem Stadttheater. −Foto: Klinikum, Stadt Ingolstadt/Betz

Ingolstadt - Mundschutz tragen oder nicht?

 

Diese Frage beschäftigt in diesen Tagen auch die Menschen in Ingolstadt. Im Supermarkt, auf der Straße oder beim Radlfahren entlang der Donau sieht man immer mehr Leute mit unterschiedlichsten Modellen. Jetzt ruft sogar Oberbürgermeister Christian Lösel alle Ingolstädter dazu auf, einen Mundschutz zu tragen. "Oberstes Ziel muss sein, das exponentielle Wachstum der Infektionszahlen zu durchbrechen und deutlich zu verlangsamen! "

Zwei Ingolstädter Mediziner verhelfen Lösels Appell jetzt zu noch mehr Nachdruck: Siegfried Jedamzik, Versorgungsarzt der städtischen Führungsgruppe Katastrophenschutz, und Florian Demetz, Leiter der Notfallklinik am Klinikum, empfehlen der Bevölkerung ebenfalls, das Haus nur noch mit Mundschutz zu verlassen. "Das ist eine ganz wesentliche Präventionsmaßnahme", so Jedamzik. "Ich fordere die Ingolstädterinnen und Ingolstädter auf, sich mit Maskennähen zu beschäftigen. "

Die Statements erfolgen auf einer Pressekonferenz via Livestream: Vor Demetz liegen drei Typen: Ein von der Schneiderei des Stadttheaters genähtes Modell aus Baumwollstoff (grün mit braunen Punkten). Ein blauer Mund-Nasen-Schutz (MNS), auch OP-Maske genannt. Sowie eine FFP2-Maske, die den besten Schutz vor Infektionen bietet (FFP steht für übrigens für "filtering facepiece"). Die Filterschicht ziehe Viren statisch an, so Demetz. Diese Masken trage beispielsweise das Personal im Corona-Testzentrum. "Für normale Bürger sind FFP2-Masken jedoch nicht notwendig. "

 

In den vergangenen Tagen ging die öffentliche Debatte über die Sinnhaftigkeit eines Mundschutzes ja ständig hin und her: Als erste Stadt Deutschlands führt Jena eine Schutzmasken-Pflicht in Supermärkten und öffentlichen Verkehrsmitteln ein. Das Robert-Koch-Institut hatte lange nur Menschen mit einer Atemwegserkrankung geraten, in der Öffentlichkeit einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen.

Doch inzwischen änderte die Behörde ihre Einschätzung: Auf den Internetseiten mit den Corona-Empfehlungen heißt es nun, eine solche einfache Schutzmaske könne das Risiko verringern, eine andere Person durch Husten, Niesen oder Sprechen anzustecken. Es sei zu vermuten, dass auch "Behelfsmasken" eine Schutzwirkung hätten - also solche, die in Heimarbeit genäht werden.

In Ingolstadt tragen immer mehr Menschen solche Masken Marke Eigenbau - aus einem alten Hemd oder Geschirrtuch genäht. "Masken zu nähen, ist doch eine wunderschöne Beschäftigung", sagt Jedamzik im Presse-Livestream. Demetz ergänzt, es sei ein Stoff zu verwenden, der gut waschbar sei - bei 60 bis 70 Grad. "Für jeden Bürger wäre so eine selbstgenähte Maske das Ziel. Denn nicht jeder, der gesund scheint, ist es auch. "

 

Der Versorgungsarzt betont aber auch: "Selbstgenähte Masken schützen nicht vor einer Corona-Ansteckung. Wenn ich eine trage, schütze ich andere, und andere schützen mich", sagt Jedamzik. "Auch mit so einer Maske muss man Abstand halten und darf das Händewaschen nicht vergessen. " Es wäre auch ratsam, Latex-Handschuhe zu tragen. Wichtig sei, die Masken korrekt anzulegen, so Jedamzik. "Beim Einatmen wird die Luft seitlich angesaugt. Daher mein Rat an Bartträger: Verzichten Sie auf Halb- oder Vollbart. " Seine Warnung: "Passen Sie auf, wenn Sie Masken im Internet bestellen. "

Leichte Neidgefühle wecken bei Deutschen inzwischen Bilder aus China oder Indien, wo massenhaft Menschen mit Mund-Nasen-Schutz unterwegs sind. "So etwas würde ich mir auch bei uns wünschen", meint Jedamzik. Sein Kollege weist jedoch darauf hin, in diesen Ländern gehe es auch um den Schutz vor Luftverschmutzung und das "Gebot der Höflichkeit, sein Gegenüber nicht mit Tröpfchen zu belästigen".

Und was ist mit einem Schal als Schutz? Demetz meint, es gebe Schlauch-Schals, die hilfreich sein könnten. "Das wäre ein pragmatischer Ansatz. " Und besser als nichts, fügt Jedamzik hinzu.

Auch jetzt, wo Ostern vor der Tür steht und das Wetter besser wird, seien laut den Medizinern die wichtigen Regeln weiter einzuhalten: soziale Kontakte einschränken, keine Ausflüge machen, mindestens 1,5 Meter Abstand halten und häufig gründlich die Hände waschen. Das erfordere Disziplin, räumt Demetz ein. "Feiern Sie die Partys im Sommer", so Jedamzik, "wenn alles vorbei ist. "

DK