Ingolstadt
Masken statt Kostüme

03.04.2020 | Stand 23.09.2023, 11:30 Uhr
Bernadette Wildegger näht Masken am Stadttheater. −Foto: Eberl

Ingolstadt - Kostüme hängen an Kleiderstangen, sie sind auf die Seite geschoben.

 

Auf den Tischen liegen Stoffbündel - weiß, gepunktet, gestreift. Gummibänder stapeln sich neben Nähmaschinen. Die Mitarbeiter der Schneiderei des Stadttheaters arbeiten gerade an einem Projekt, das so gar nichts mit Bühnenbekleidung zu tun hat: Sie nähen Masken für das Klinikum.

Entstanden ist die Idee auf Initiative der Schneiderei, erzählt der Intendant des Stadttheaters, Knut Weber. Schon in den vergangenen Tagen hat die Schneiderei Masken für die Mitarbeiter im Haus angefertigt, die derzeit noch in die Arbeit gehen, um ihnen einen besseren Schutz vor dem Coronavirus zu bieten, erzählt er. Als das Krankenhaus um Unterstützung bat, wollte das Stadttheater helfen - inzwischen im Auftrag der Stadt.

Beate Langner vom Künstlerischen Betriebsbüro organisierte Helfer und Stoffspenden. Sie sagt: "Diese Masken eignen sich natürlich weniger für Ärzte, die sich auch selbst schützen müssen. Hierbei geht es vor allem um andere medizinische Fachangestellte, um Menschen an der Rezeption, im Putzdienst, an der Essensausgabe, die einen Mundschutz bräuchten. "

Im Moment stellt die Schneiderei ein recht einfaches Maskenmodell aus Oberstoff aus Baumwolle und einem T-Shirt-Stoff für die Innenseite her. Es eignet sich eher für den alltäglichen als für den medizinischen Gebrauch. Beate Langner sagt: "Es ist ja nicht das Ziel, die Masken den ganzen Tag zu tragen. " Regelmäßig sollten diese außerdem bei 60 bis 90 Grad gewaschen werden. "Und draußen oder beim Einkaufen hilft es sicherlich am meisten, weiterhin Abstand zu halten. "

Einige Probemasken wurden an die Klinik gegeben. So konnten die Mitarbeiter der Schneiderei zum Beispiel herausfinden, ob die Länge der Bändchen passt. "Man entwickelt die Technik jeden Tag weiter", sagt Langner. 220 Masken sind bereits ans Klinikum gegangen, ungefähr 250 sollen nächste Woche noch folgen, meint Leiterin Martina Janzen. Intendant Knut Weber sagt: "Es ist toll, dass sich so viele Menschen aus dem Theater in das Projekt einklinken. Das ist ein schönes Zeichen von Solidarität in dieser schwierigen Zeit. " Insgesamt 30 bis 40 Mitarbeiter aus dem Haus nähen, darunter Schneider, Mitarbeiter vom Einlass, aber auch Schauspieler - wie Jan Gebauer: "Ich mache mit, weil die Masken einfach gebraucht werden. Zu Hause sitzen und überlegen, was ich hätte spielen können, ist sicher weniger sinnvoll als mitzuhelfen. " Wer nicht gut nähen kann, könne zum Beispiel beim Vorbereiten der Stoffe helfen. Die Schneiderei freut sich über Stoffspenden, vor allem über Bettlaken aus Baumwolle.

cpl

 

Laura Csapó