Ingolstadt
Keimfrei durch UV-Licht

Zwei Ingolstädter Brüder entwickeln Desinfektionsbox - erster produktiver Einsatz im "fahrerlos"

27.11.2020 | Stand 23.09.2023, 15:42 Uhr
Mit UV-Licht gegen Keime und Bakterien: Maximilian und Johannes Sendtner (v.l.) demonstrieren gemeinsam mit Projektleiter Lutz Morich, wie der Mikrokiller befüllt wird. −Foto: Brandl

Ingolstadt - Im April konnten sich die Brüder Johannes und Maximilian Sendtner aus Ingolstadt über einen Sonderpreis für ihren Erfindergeist freuen.

Im Rahmen der Veranstaltung sprint4local erhielt ihr Startup Glacis die Auszeichnung für die Entwicklung einer Desinfektionsbox, die mit Ultraviolettstrahlung arbeitet. Derzeit befindet sich der sogenannte Mikrokiller im praktischen Gebrauch.

"Wir setzen sie im Rahmen einer Probanden-Studie im Forschungsprojekt SAVe bei uns im fahrerlos erstmals produktiv ein", sagt Projektleiter Lutz Morich von Audi.

Das "fahrerlos" ist ein interaktiver Showroom für autonome Mobilität in der Ludwigstraße 39. Verwendet wird die Box, um Hardware wie etwa Notebook und Computermaus nach der Benutzung durch die Probanden zu desinfizieren. Aber auch Bücher, Smartphones, Stifte und Atemschutzmasken könnten mit der Box innerhalb weniger Minuten keimfrei gemacht und so zur nachhaltigen Wiederverwendung aufbereitet werden, erklärt das Brüderpaar. "Desinfektion ist aktuell Gegenstand vieler Überlegungen und Diskussionen. Wir haben uns deshalb die Frage gestellt, wie man möglichst vielen Menschen die Gelegenheit bietet, Gegenstände kostengünstig zu desinfizieren und Schmierinfektionen zu unterbinden", sagen Johannes (23), der an der THI Bio-Electrical-Engineering studiert und Maximilian (20), Auszubildender zum Bankkaufmann. Durch die verwendete UV-C-Strahlung wird die Erbsubstanz von Mikroorganismen wie Bakterien und Viren geschädigt. So werden Keime effektiv und ohne Verwendung chemischer Mittel abgetötet.

Zwar gebe es schon vergleichbare Produkte auf dem Markt, räumen die Brüder ein. Diese seien jedoch oft teurer. Ziel sei es deshalb gewesen, eine kostengünstigere Alternative zu entwickeln. Anwendungsbereiche für ihre Box sehen sie in privaten Haushalten, Büros und öffentlichen Einrichtungen. In einem nächsten Schritt arbeiten sie daran, das Prinzip in die Mittelkonsole eines Audi-Pkw zu integrieren. Smartphones, die hier etwa zum induktiven Aufladen abgelegt werden, könnten so gleichzeitig keimfrei gemacht werden.

UV-C-Strahlung sei grundsätzlich in der Lage auch Viren abzutöten. Mit den bisher in Auftrag gegeben Labortests hätten die Brüder die allgemeine Wirksamkeit des Gerätes gegen Viren jedoch noch nicht nachweisen können, da damit lediglich Bakterien- und Pilzpopulationen sichtbar gemacht werden könnten, sagen sie. "Dennoch besteht meiner Meinung nach eine große Wahrscheinlichkeit, dass das Gerät auch für den Einsatz gegen Covid-19 geeignet sein könnte. Wir haben uns beim Bau für eine UV-C-Röhre von Osram entschieden, da der Hersteller mit diesen bereits nachgewiesene Erfolge gegen Covid 19 aufweisen kann. Das deckt sich auch mit bereits existierenden Studien, dass UV-C-Strahlen allgemein Sars-CoV-2 abtöten kann", so Johannes Sendtner. Die Brüder stehen mit dem brigk Gründerzentrum und dem brigk Makerspace in Verbindung, um mit deren Unterstützung die Produktion ausweiten zu können.

DK

Michael Brandl