Planung für 2022
Ingolstadt: Herzogsfest sticht Bürgerfest

Ausschussgemeinschaft FDP/JU will 2022 tauschen, stößt aber mit Antrag auf Widerstand - Stadtrat entscheidet

13.10.2021 | Stand 17.10.2021, 3:33 Uhr
Action beim Herzogsfest 2018: Diese Ritter liefern sich einen Schwertkampf. −Foto: Archiv

Ingolstadt - Kein Fest ist in Ingolstadt so beliebt wie das Bürgerfest. Es lockt etwa 120.000 Besucher an, und viele "ausgewanderte" Schanzer kommen von weit her angereist, um es nicht zu verpassen. Denn nirgendwo trifft man so viele alte Bekannte wie auf dem Bürgerfest. Kein Zweifel: Es wirkt identitätsstiftend und trägt zur Belebung der Innenstadt bei.

Starke Argumente, die für den Antrag der Ausschussgemeinschaft von FDP und JU sprechen, im Jahr 2022 anstelle des Herzogsfestes ein Bürgerfest zu veranstalten. Trotzdem stieß der Vorschlag am Dienstag im Ausschuss für Sport, Veranstaltungen und Freizeit auf breite Ablehnung, so sehr FDP-Stadtrat Karl Ettinger kämpfte - auch unter Hinweis auf die Lage der Gastronomen und Künstler.

Selbst wenn der Vorschlag "charmant" sei, so Steffi Kürten (Grüne), so müsse der Turnus bleiben. So argumentierte auch Klaus Mittermeier (SPD): "Wir teilen alle die Meinung von Karl Ettinger, dass kein Fest so emotional ist und die Leut' zusammenbringt. Es jährlich zu veranstalten, birgt aber die Gefahr, dass es nicht mehr so begehrt ist. Darum bitte ich, es beim Zwei-Jahres-Rhythmus zu belassen."

Es bleibt also - vorbehaltlich der Entscheidung des Stadtrats - beim Herzogsfest 2022. "Es soll Bezug nehmen auf die Universitätsgeschichte und das 550-jährige Jubiläum der Gründung der Hohen Schule", so Kulturreferent Gabriel Engert. Außerdem: Unter Pandemie-Bedingungen wie 2G-Regeln sei das Herzogsfest durchführbar, das Bürgerfest nicht.

KOMMENTAR

Hielten nicht Ende Juli noch so ziemlich alle Fraktionen den Vorschlag für ein Bürgerfest im Jahr 2022 für eine gute Idee ("Wir unterstützen die Idee", hieß es beispielsweise bei den Grünen, "Herzogsfest im Sommer, Bürgerfest im Spätsommer" bei der CSU; Donaukurier vom 20. Juli 2021)? Als nun der Vorschlag von JU/FDP am Dienstag erstmals Thema in einem Stadtratsgremium ist, erntet er allerdings unisono zustimmende Ablehnung. Und zwar mit höchst fadenscheinigen Argumenten: Klaus Mittermeier (SPD) spricht sich dagegen aus, obwohl er frank und frei erzählt, dass er eigentlich der Ansicht ist, dass sich bei einer Abstimmung 90 Prozent der Ingolstädterinnen und Ingolstädter für ein Bürgerfest aussprechen würden. Aha. Bei so einem Abstimmungsverhalten fühlt man sich als Bürger vom Stadtrat hervorragend repräsentiert.

Auch sonst finden alle das Bürgerfest ganz toll. Aber man habe doch eh schon so viele Feste in der Innenstadt, da wolle man den Bewohnern nicht zu viel zumuten. Aha. Dann können wir uns den großen Altstadt-Belebungsprozess gleich sparen, auf dass wir den Altstadtbewohnern nicht zu viel Belebung zumuten! Außerdem, so hieß es, freue man sich umso mehr auf das Bürgerfest, wenn es nicht so oft stattfindet. Aha. Einmal im Jahr ist zu viel - sieht man ja am Oktoberfest.

Darüber hinaus sei die Stadt finanziell und organisatorisch nicht in der Lage, ein Bürgerfest und ein Herzogsfest in einem Jahr zu organisieren. Wenn man sieht, zu was Bürger, Geschäftsleute und Wirte in der Corona-Krise in der Lage waren, mag man aber auch dieses Argument nicht gelten lassen.

Markus Schwarz