Ingolstadt
IG Metall sieht gewaltige Herausforderungen durch Corona

Gewerkschaft spricht sich für zweites Konjunkturpaket und Prämie für den Kauf von Verbrenner-Autos aus

12.10.2020 | Stand 23.09.2023, 14:43 Uhr
Sie rüsten sich derzeit für die neue Tarifrunde bei der IG Metall Ingolstadt: Tamara Hübner, Zweite Bevollmächtigte (v.l.), Andreas Domke, Vorsitzender der IG Metall bei Airbus, Jörg Schlagbauer, Vorsitzender der IG Metall bei Audi und der Erste Bevollmächtigte Bernhard Stiedl. −Foto: Brandl

Ingolstadt - Zum aktuellen Stand der Vorbereitungen für die Tarifrunde und der gegenwärtig laufenden bundesweiten Beschäftigten-Befragung informierte die IG Metall Ingolstadt am Montag in einem Pressegespräch.

 

Bernhard Stiedl, Erster Bevollmächtigter der Ingolstädter Metaller, hob in diesem Zusammenhang erneut die gewaltigen Herausforderungen hervor, die im Zuge der Corona-Krise auch die Metall- und Elektroindustrie erreicht haben. Es seien durch die Pandemie "längere wirtschaftliche Auswirkungen" zu erwarten, als zunächst angenommen, so Stiedl. Er rechne damit, dass eine Stabilisierung der Verhältnisse erst in ein bis zwei Jahren erreicht sei.

Der Klimawandel, die Transformation in der Industrie sowie die Digitalisierung kämen dabei als weitere Kraftakte, die es zu meistern gelte, hinzu. Stiedl sieht darin aber auch eine Chance und die Grundlage für eine Debatte über ein neues solidarisches Miteinander in der Gesellschaft, wie er sagte. Dazu müssten freilich auch die Arbeitgeber ihren Beitrag leisten. Er habe deshalb kein Verständnis dafür, dass diese jetzt Errungenschaften wie die Grundrente und eine geplante Steuerreform wieder in Frage stellten. Kurzarbeitergeld und Steuerstundungen seien richtige Instrumente des Staates gewesen, so Stiedl. Er sagte aber auch, dass Betriebe, die staatliche Hilfe in Anspruch genommen hätten, jetzt auf Kündigungen verzichten sollten.

Um die Wirtschaft weiter anzukurbeln, schlägt die IG Metall ein zweites Konjunkturpaket vor. Nachgedacht werden sollte außerdem über eine staatliche Impulsprämie als Austauschprogramm, das auch für Pkw mit Verbrennungsmotor greife.

Ein Vorschlag, den auch Jörg Schlagbauer, Vorsitzender der IG Metall bei Audi, klar befürwortete. Um Beschäftigung zu sichern, wiederholte Stiedl zudem die Forderung nach einer Vier-Tage-Woche mit einem Teillohnausgleich. Dies jedoch als Optionsmodell nach Ausschöpfung der Kurzarbeit, wie er erklärte. Wie sich der Teillohnausgleich beziffern sollte, dazu wollte sich der Erste Bevollmächtigte auf Nachfrage noch nicht festlegen.

Schlagbauer sagte in seiner Stellungnahme, man sei einerseits froh über die langsame Erholung in der Branche, andererseits gebe es "Einschläge im Konzern", wie etwa bei MAN in München, wo derzeit über Stellenstreichungen und Umbaupläne diskutiert wird. Schlagbauer sprach in dem Zusammenhang von einem Kulturbruch in der Mitbestimmungslandschaft. Der Zukunftsplan, der im vergangenen November für Audi geschmiedet worden sei und unter anderem eine Beschäftigungsgarantie bis 2029 enthalte, gehe jedoch weiter. Das habe Audi-Chef Markus Duesmann kürzlich gesagt, so Schlagbauer.

Seit Montag führt die IG Metall bundesweit eine Beschäftigten-Befragung durch. Diese dauert bis zum 30. Oktober und verläuft ausschließlich online, erklärte die Zweite Bevollmächtigte Tamara Hübner. Die Ergebnisse sollen demnach in die neue Tarifrunde mit einfließen. Sie seien zudem ein "Pulsmesser für die Stimmung in den Betrieben", so Hübner. Rund 1000 Beschäftigte hätten sich bereits beteiligt. Ein Ergebnis der letzten großen Befragung der IG-Metall-Mitglieder sei der sogenannte T-Zug gewesen, also das tarifliche Zusatzgeld mit der Wahloption für die tarifliche Freistellungszeit für Betrieb in der Metall- und Elektroindustrie, sagte Hübner.

Für Airbus in Manching erklärte der dortige IG-Metall-Vorsitzende Andreas Domke, dass der Betrieb wegen seiner Ausrichtung auf den Militärsektor bisher mit einem blauen Auge aus der Krise gekommen sei. Kurzarbeit gebe es dort aktuell nicht. Er sehe die Zukunft in Manching derzeit durch Projekte wie die Entwicklung neuer militärischer Flugzeuge und Drohnen gesichert, sagte er.

DK

Michael Brandl