Ingolstadt
Für ein paar Bohrer in die Wartezone

Baumärkte dürfen auch im Lockdown verkaufen - aber nicht jeden Kunden in den Laden lassen

07.02.2021 | Stand 23.09.2023, 16:54 Uhr
Eine eher kurze Wartezeit verspricht am Samstagnachmittag ein Besuch von Hornbach. Auch beim Bauhaus konnte am Wochenende ohne große Wartezeiten eingekauft werden. Das war unter der Woche noch anders. −Foto: Brandl

Ingolstadt - Einkaufen im Baumarkt - das geht Corona-bedingt derzeit nur, wenn sich der Kunde als Gewerbetreibender ausweisen kann oder als Privatmann seine Ware vorher bestellt.

 

Dann steht diese in der Regel wenige Stunden später zur Abholung an dem dafür eingerichteten Außenbereich bereit.
Wer werktags um die Feierabendzeit beim Baumarkt seiner Wahl vorfährt, um seine bestellte Ware abzuholen, der muss mit Wartezeiten rechnen. So auch am vergangenen Dienstag, als sich im Abholbereich bei Bauhaus am Westpark von einem Moment auf den nächsten plötzlich eine beeindruckende Schlange aus Fahrzeugen von der Warenausgabe bis zur Einfahrt bildet. Eine halbe Stunde Ausharren kann dann durchaus zusammenkommen, bis ausgehändigt, bezahlt, verstaut und wieder angegurtet ist. Im Vergleich zu der Geduld, die Lkw-Fahrer vor Weihnachten an der Corona-bedingt geschlossenen Grenze zwischen Großbritannien und der EU aufbringen mussten, ist das freilich ein Klacks. Das dürften auch die allermeisten Kunden so sehen. Augenscheinliche Anzeichen von Ungeduld sind unter ihnen an diesem Abend zumindest nicht zu bemerken.
Am Samstagnachmittag ergibt sich ein anderes Bild: Der klassische Baumarkteinkaufstag gestaltet sich etwa bei Hornbach an der Manchinger Straße entspannt. Von einer Schlange ist weit und breit nichts zu sehen. Das ist laut Markus Weiher, stellvertretender Marktleiter, jedoch keine Ausnahme. "Es läuft. Alles ist gut organisiert. Es gibt bei uns keine großen Wartezeiten", sagt er, räumt aber ein: "Wenn alle auf einmal kommen, kann es auch mal dauern. " Mit dem System "Reservieren und Abholen" habe man zudem lange Erfahrung, so der Verkäufer. Hornbach verfüge außerdem über zwei Abholbereiche, so dass sich der Andrang entsprechend entzerre. Größere Märkte wie etwa in München hätten sogar vier Abholbereiche. Dass es an diesem Samstag so ruhig zugeht, dafür hat Weiher eine Erklärung: "Uns fehlen heute die gewerblichen Kunden", sagt er.

Ob der Einkauf mit Gewerbenachweis immer einem gewerblichen Zweck dient, weiß freilich allein der Kunde. "Wir ziehen gerade um", sagen gewerbliche Kunden auf Nachfrage. Online einkaufen komme für sie nicht in Frage. "Ich will sehen, was ich kaufe", sagt die Frau. "Es gibt Leute, die bestellen alles in vier Größen und schicken dann drei wieder zurück", ergänzt der Mann und macht deutlich, dass er für ein derartiges Kaufverhalten kein Verständnis aufbringt. "Es wäre schön, wenn die Läden in der Innenstadt auch einen Abholservice anbieten könnten", findet die Frau.

Eine recht kurze Warteschlange aus Fahrzeugen bildet sich am Nachmittag in der Abholgasse bei Bauhaus am Westpark. Die Abfertigung erfolgt zügig. "Ich habe ein paar Bohrer gekauft", erzählt ein Ingolstädter, der den Service das erste Mal nutzt. Das Bestellen und Benachrichtigen habe "super funktioniert", versichert er. Wenn er etwas brauche, versuche er zuerst, die Ware lokal zu bekommen. "Man muss Amazon schließlich nicht größer machen, als es schon ist", sagt er.

Eine Gastronomenfamilie aus dem Landkreis Neuburg-Schrobenhausen packt eben den Kofferraum voll. "Wir haben Fliesenprofile, Silikon und Montageschaum eingekauft", berichtet die Frau. Auch sie lege Wert darauf, die Ware vor dem Kauf in natura sehen zu können. Online bestelle sie deshalb nicht. Zwar versetze sie die Atmosphäre im Markt nicht unbedingt in Einkaufsstimmung - "überall traurig, keine Lichter, keine Musik, richtig tot", beschreibt sie ihre Eindrücke - froh ist sie doch, dass sie überhaupt einkaufen kann. So hätte sie neulich ein Geburtstagsgeschenk gebraucht. "Das haben wir dann im Supermarkt aus dem Spielwarenregal gekauft", sagt sie.

Mag es um die Disziplin beim Einkaufen und Warten auch gut bestellt sein, trifft dies auf die Maskenpflicht auf den Parkplätzen nur bedingt zu. Da wird vor und nach dem Einkauf geraucht, geplaudert oder die Maske schon auf dem Weg zum Auto lässig unters Kinn gezogen. "Hast du den Gewerbeschein eingesteckt? " Diese Frage bewegt einen jungen Mann mehr als die Tatsache, dass er Mund und Nase während der Unterhaltung mit seiner Begleiterin auf dem Parkplatz nicht bedeckt.

DK

Michael Brandl