Ingolstadt
Frischluftkur für die Partyszene

Clubkommission entscheidet am Dienstag, wer, wo Open-Air-Discos veranstalten darf

16.07.2020 | Stand 02.12.2020, 10:58 Uhr
Historische Partylocation: Dass im Reduit Tilly gut gefeiert werden kann, hat das Taktraumfestival mehrfach bewiesen. Jetzt sollen hier auch Clubbetreiber Open-Air-Partys anbieten dürfen. Die Stadt will sie damit während der Corona-Beschränkungen unterstützen. Die Veranstalter würden lieber heute als morgen losfeiern, müssen sich aber noch gedulden. −Foto: Hauser (Archiv)

Ingolstadt - Spontane Partys sind oft die schönsten.

 

Veranstaltungen, für die die Stadt mitverantwortlich ist, bedürfen dagegen einiges an Vorlauf. Das gilt auch für die geplanten Freiluft-Discos, für die der Stadtrat und der Kulturausschuss - nach Antrag des Linken-Stadtrats Christian Pauling - zuletzt die Erlaubnis gegeben haben. Ingolstädter Club- und Diskothekenbetreiber würden am liebsten sofort loslegen, alleine die Verwaltung hat noch keine Genehmigung für einzelne Veranstaltungen erteilt. Das sei so schnell nicht möglich, erklärt Kulturreferent Gabriel Engert, der findet, dass die Stadtverwaltung in der Sache ein durchaus "sportliches Tempo" an den Tag gelegt habe.

Der Stadtrat hatte die Ämter nach Paulings Antrag am 15. Juni wie berichtet beauftragt, eine Vorgehensweise zu erarbeiten, um möglichst schnell Freiluft-Diskotheken zu ermöglichen. Darüber hat der Kulturausschuss am 8. Juli beraten, das Konzept verabschiedet und eine Bewerbungsfrist ausgerufen, die am heutigen Freitag endet. Clubbetreiber können sich mit einem Konzept für eine Open-Air-Disco bewerben. Am Dienstag, 21. Juli, tagt dann die neu gegründete Clubkommission (Ordnungsamt, Rechtsreferat, Kulturreferat, städtische Veranstaltungs GmbH, IFG und Armeemuseum), um über die Einreichungen zu entscheiden und jedem Konzept einen passenden Veranstaltungsort zuzuschreiben. Bisher liegen sieben Bewerbungen vor. Infrage kommen als Veranstalter nur Betreiber von Clubs, Bars und Diskotheken, die derzeit geschlossen haben, betont Engert. Die Veranstaltungsreihe ist ausdrücklich als Unterstützung der Branche gedacht.

Möglich sind die Partys im Reduit Tilly, dem Turm Baur, oder auf den obersten Decks der Parkhäuser am Haupt- und Nordbahnhof. Noch am Dienstag sollen die Veranstalter informiert werden. "Das sind dann gerade einmal zwei Wochen nach der Ausschusssitzung", rechnet Engert vor. Eine kürzere Bewerbungsfrist als eine Woche wäre nicht sinnvoll gewesen, ist er überzeugt. Schließlich müssten die Bewerber ein Konzept vorlegen, das sich nicht auf die Schnelle erstellen ließe. Nicht jeder will das einsehen. "Partys auf dem Parkhaus und im Reduit Tilly hat es schon gegeben. Man weiß doch, dass das funktioniert", sagt einer aus der Szene. "Ich glaube, es wäre schneller gegangen. Die ersten Partys könnten schon laufen. "

Dass so mancher Clubbetreiber am liebsten gleich nach der Stadtratssitzung zur Open-Air-Party geladen hätte, versteht Pauling. "Die sitzen natürlich auf Kohlen", sagt er. Diskotheken und auch Bars sind von den geltenden Beschränkungen wegen der Corona-Pandemie schließlich besonders hart getroffen. Sie sind seit März geschlossen, Aussicht auf eine baldige Wiedereröffnung besteht nicht. "Aber ich verstehe natürlich auch, dass die Verwaltung Rechtssicherheit haben muss", so Pauling. Behörden und Ämter benötigten nun mal etwas Zeit. "Das muss ich teilweise auch erst lernen", räumt der 29-Jährige ein, der im Mai zum ersten Mal in den Stadtrat gewählt worden ist. Er habe sich jedenfalls sehr über die große Zustimmung gefreut, die sein Vorschlag im Stadtrat erhalten hat. Die Entscheidung, Open-Air-Partys zu ermöglichen, fiel einstimmig. "Das hat mich damals schon überrascht. "

Jetzt muss es schnell gehen. Die Open-Air-Party-Saison ist kurz. Im Idealfall sollte die erste Veranstaltung schon am übernächsten Wochenende starten, sagt Engert. Er ist zuversichtlich, dass das möglich ist. "Wir kennen die Bewerber ja. Das sind alle Profis und wissen, was zu tun ist. "

Unter anderem haben sich die Betreiber des Suxul um eine Open-Air-Party beworben. "Es geht nicht nur darum, Geld zu verdienen, sondern endlich einmal wieder etwas zu veranstalten", sagt Emanuel Mayr, der für Booking und Marketing zuständig ist. Auch Fritz Dippert von der Lago Bar findet die Idee gut, auch wenn die geltenden Corona-Regeln die Sache natürlich einschränken. Höchstens 200 Gäste darf eine Freiluftveranstaltung ohne feste Sitzzuteilung derzeit haben, um 23 Uhr muss die Party zu Ende sein. "Wenn das Wetter richtig schön ist, kommen die ersten Leute wahrscheinlich erst um 21 Uhr", überlegt Dippert. Und wenn es regnet, gar niemand. Partys im Freien bergen zweifellos ein höheres unternehmerisches Risiko als der Betrieb eines überdachten Clubs. "Vor allem, wenn man sich mit der Ausgestaltung der Location ein bisschen Mühe gibt", sagt Philippe Wanger vom Nest am Auwaldsee. Die Partystimmung will sich die Szene von solcherlei Risiko aber nicht verderben lassen. "Wir warten nur auf das Go", sagt Mayr.

DK