Ingolstadt
Fahrplan aus der Corona-Krise

Zweckverband der Verkehrsgemeinschaft bringt 365-Euro-Ticket auf den Weg und verschiebt Tariferhöhung

25.06.2020 | Stand 23.09.2023, 12:33 Uhr
Die Preise bleiben stabil: Der Zweckverband sprach sich gegen eine Tariferhöhung in diesem Jahr aus. −Foto: Hammer (Archiv)

Ingolstadt - Eigentlich hätte die Zweckverbandssitzung der Verkehrsgemeinschaft Region Ingolstadt auch mit einer Kennenlern-Runde beginnen können.

 

Immerhin trat das Gremium mit Vertretern aus der Stadt Ingolstadt und den drei benachbarten Landkreisen am Donnerstag zu seiner ersten Sitzung in neuer Besetzung zusammen. Die erste Amtshandlung war die Wahl eines neuen Vorsitzenden. Einziger Bewerber war Ingolstadts neuer Oberbürgermeister Christian Scharpf (SPD). Er wurde einstimmig gewählt und folgt damit auch in diesem Amt seinem Vorgänger Christian Lösel (CSU) nach. Zur Wahl des Stellvertreters schlug der Landrat von Neuburg-Schrobenhausen, Peter von der Grün (FW), einen weiteren "alten Hasen unter den neuen Gremiumsmitgliedern" vor. Eichstätts Kreischef Alexander Anetsberger (CSU) wurde ebenfalls ohne Gegenstimme bestimmt.

Geschäftsleiter Robert Frank stellte dem Gremium seinen Tätigkeitsbericht vor. Man sei nach der Einführung des Gemeinschaftstarifs im Oktober 2018 auf einem guten Weg gewesen. Verbesserungen in Sachen Handyticketing, eine Standardisierung der Infrastruktur, Abstimmungen mit den Busunternehmen - all das sei engagiert vorangetrieben worden. "Und dann kam Corona. " Seit Mitte März seien die Fahrgastzahlen um 80 bis 90 Prozent eingebrochen. Zwei Busunternehmen hätten zwischenzeitlich eine "Entbindung von der Bedienpflicht" beantragt, da sie die von ihnen befahrenen Linien nicht mehr versorgen konnten.

Auch wenn Frank mit diverser Unterstützung von Bund und Freistaat rechnet, werde die Verkehrsgemeinschaft mit einem deutlichen Jahresverlust abschließen. Zu erwarten sei ein Einnahmerückgang von rund 10,7 Millionen Euro im Jahr 2020. Die Geschäftsleitung hat deswegen einen Sieben-Punkte-Plan erstellt, wie sie den Auswirkungen der Corona-Krise begegnen will. In dem Fahrplan sind neben etlichen weiteren Zielen unter anderem die "Wiedergewinnung des Vertrauens der Fahrgäste", der weitere Ausbau der Echtzeitinfo und die Digitalisierung des Angebots enthalten. Dazu die Bewerbung um den Titel "Modellregion Klimaschutz", einem Förderprogramm des Bundes, von dem die Verkehrsgemeinschaft mit bis zu 30 Millionen Euro profitieren könnte. Außerdem sollen mit gezieltem Marketing neue Kunden für Bus und Bahn in der Region gewonnen werden. Der Erfolg der Bemühungen werde genau beobachtet und analysiert.

Zwei Maßnahmen aus dem Sieben-Punkte-Plan wurden dem Zweckverband der Verkehrsgemeinschaft zur Abstimmung vorgelegt, da mit ihnen eine Verringerung der zu erwartenden Einnahmen verbunden sind. So spricht sich die Geschäftsleitung der Verkehrsgesellschaft dafür aus, die eigentlich für den 1. September 2020 geplante Tariferhöhung auszusetzen. Es wäre "schwer vermittelbar", sollten in der aktuell angespannten Phase die Ticketpreise erhöht werden, erläuterte Frank. Stattdessen sollte den Fahrgästen eine "Atempause" gegeben werden. Für die Busunternehmen des Verkehrsverbundes bedeute dieser Schritt Mindereinnahmen von insgesamt rund 814000 Euro, rechnete Frank vor. Die müssten von den Kreisen und der Stadt Ingolstadt übernommen werden. Es stehe allerdings in Aussicht, dass der Freistaat die Hälfte der Summe bezahlt.

Die Verbandsmitglieder wollten den Einnahmeverlusten allerdings nicht so ohne Weiteres zustimmen, da die endgültige Entscheidung darüber eigentlich den jeweiligen Kreistagen und dem Ingolstädter Stadtrat obliegt. Da aber niemand mit Widerstand in den heimischen Versammlungen rechnete, wurde der Antrag schließlich "unter Vorbehalt der Zustimmung der Gremien" einstimmig beschlossen.

Die Geschäftsführung sprach sich außerdem für die Einführung eines 365-Euro Tickets für Schüler und Auszubildende aus. Das Angebot wird von der Bayerischen Staatsregierung in allen Verkehrsverbünden vorangetrieben. Zwei Drittel der zu erwartenden Einnahmerückgänge werden deswegen vom Freistaat übernommen. Das letzte Drittel müssen aber die "beteiligten Aufgabenträger" übernehmen. Der Zweckverband stimmte dennoch dafür, dass ein Konzept zur Einführung eines 365-Euro-Tickets für die Region erarbeitet wird. Ziel ist, das 365-Euro-Ticket ab 1. August 2021 anzubieten.

DK

Johannes Hauser