Ingolstadt
Draußen nur im Sitzen

Ab Mittwoch gelten strengere Corona-Maßnahmen auch in der Gastronomie - zwei Dehoga-Sprecher äußern sich dazu

23.11.2021 | Stand 23.09.2023, 21:57 Uhr
Wer seinen Kaffee draußen genießen möchte, kann dies im Sitzen tun. Pavillons müssen von zwei Seiten offen sein. −Foto: Brandl

Ingolstadt - Die ab Mittwoch in Kraft tretenden, härteren Gegenmaßnahmen angesichts der anhaltend hohen Corona-Infektionszahlen haben auch Auswirkungen auf die Gastronomie.

So müssen Restaurants um 22 Uhr schließen und der Verzehr von Speisen und Getränken ist auf Außenflächen nur an Sitzplätzen an Tischen zulässig. "Das gilt auch für Stehtische mit Barhockern", sagt Harald Mödl, Kreisvorsitzender des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) Bayern im Gespräch mit dem DK. Die Zahl der gleichzeitig anwesenden Gäste sei zudem auf die Zahl der vorhandenen Sitzplätze zu begrenzen.

Viele Lokale haben inzwischen auf ihren Außenflächen Pavillons aufgestellt, um den Aufenthalt für Gäste angenehmer zu gestalten. "Sie gelten aber nur als Außenfläche, wenn sie nach zwei Seiten geöffnet sind", erklärt Mödl. Zudem sei außen zwischen den Sitzplätzen ein Mindestabstand von 1,5 Metern einzuhalten. "Gäste dürfen sich selbst an der Theke bedienen. Es muss aber auch hier eine FFP2-Maske getragen werden", so Mödl. Der Ausschank von Alkohol to go, also zum Mitnehmen, sei verboten. "Das gilt auch für Fieranten", so der Wirt. Fest zugeteilte Plätze müssten von Fieranten zudem mit einem Zaun eingegrenzt werden.

2G sei für ihn nicht die brennende Frage, so Mödl. "Auch mit der Sperrstunde und dem Alkoholverbot können wir leben", sagt er. Er befürchtet vielmehr eine zunehmende Verunsicherung bei den Gästen. Wirte wiederum könnten resignieren und ihre Lokale womöglich ganz geschlossen lassen. "Das Personal heimzuschicken wäre allerdings fatal", findet er. Dies auch hinsichtlich des Weihnachtsgeschäftes, das ohnehin zu großen Teilen ausfalle. Den Beschäftigten fehle so dann auch noch das Trinkgeld - für viele ein nicht unwesentlicher Teil der Einkünfte.

Mödl rechnet außerdem damit, dass der Zeitraum, für den die Verschärfungen zunächst gelten, über den 15. Dezember hinaus aufrechterhalten bleiben könnte. Schließungen ab einer Inzidenz von 1000 halte er für das "verkehrte Zeichen", sagt er. "Weil Infektionen nachgewiesenermaßen nicht in der Gastronomie stattfinden", so Mödl weiter. Die Gastronomie ließe sich kontrollieren, was bei Privatfeiern nicht der Fall sei.

Das sieht auch der Ingolstädter Hotelier Stefan Wild, Präsidiumsmitglied beim Dehoga Bayern so. Er spricht angesichts der strengeren Maßnahmen von einem Lockdown light. Geschäftsreisen würden schon jetzt "gegen null" gehen, so Wild. Grund sei, dass bei einer sich verändernden Infektionslage gerade in der Region die Industrie als erstes die Türen schließe. "Das wird so heftig, dass es Tourismus, Gastronomie und Hotellerie hart trifft", sagt er. Zudem sei mit Beginn der vierten Infektionswelle inzwischen nahezu das gesamte Weihnachtsgeschäft storniert worden. "Fast 98 Prozent der Kollegen in Bayern haben ihr Weihnachtsgeschäft verloren", so Wild. Der Verband fordere deshalb eine klare Haltung der Regierung: "Wenn die Barrieren so hoch werden, dass keine Umsätze mehr möglich sind, muss es Kompensationsleistungen geben", sagt er hinsichtlich drohender Schließungen ab einer Inzidenz von 1000. Die Leistungen müssten sich dann an den Umsatzausfällen orientieren und keine reinen Kostenbeihilfen sein.

"Grundsätzlich ist jede Hilfe willkommen", sagt Wild zu Verlängerung des Überbrückungsgeldes III für Betriebe. Es könne für das erste Quartal 2022 jedoch noch nicht beantragt werden, weil die Regularien noch fehlten. Ebenso müssten für die Weiterbeantragung des Kurzarbeitergeldes triftige Gründe angeführt und Zahlenmaterial vorgelegt werden. Dazu treibe die Gastronomie die Angst vor weiterem Personalverlust um. "Ein Dilemma, und das vor Jahresende", so Wild.

An Firmen, die keine Weihnachtsfeiern ausrichten, appellieren sowohl Mödl als auch er, Gutscheine für die Belegschaften zu erwerben. So könne die lokale Gastronomie trotz der gegenwärtigen Situation unterstützt werden.

DK

Michael Brandl