Ingolstadt
Doppelter Lockdown

Ingolstädter Schmutzler-Brüder drehen im Homeoffice über Filmemacher in Quarantäne - Bald auf Netflix?

28.04.2020 | Stand 02.12.2020, 11:27 Uhr
"Vermummtes" Film-Team: Toby Schmutzler, Caroline Muhl, Lydia Wrensch, Klaus Kneist und Kevin Schmutzler (von links). −Foto: privat

Ingolstadt - Corona hat die Welt fest im Griff.

 

Das Virus beeinträchtigt alles und jeden - manche Berufsgruppen trifft es jedoch besonders hart. Die Kreativbranche gehört dazu, das mussten auch die beiden Schanzer Regisseure Kevin und Toby Schmutzler am eigenen Leib erfahren. "Dort sind viele Selbstständige unterwegs oder man ist an Institutionen wie Theatern beschäftigt, die nun geschlossen sind. So saßen auch wir erst mal rum", blickt Kevin Schmutzler zurück. Keine externen Aufträge, die eigenen Projekte auf Eis gelegt - was also tun? Die Brüder wollten in der Corona-Krise einen Beitrag für die Gesellschaft leisten, die Menschen unterhalten und dabei im besten Fall noch ein bisschen Geld in die eigene leere Kasse spülen. So entstand die Idee zum "Lockdown-Movie".

Für das Mini-Team, bestehend aus Kevin und Toby Schmutzler sowie ihren drei engsten Mitarbeitern, war es eine völlig neue Erfahrung, einen Film in diesem kleinen Rahmen und unter Beachtung der einzuhaltenden Hygienebestimmungen zu drehen. "Es kam uns zugute, dass wir alle keine eigenen Familien haben und daher weitestgehend ungebunden sind", erzählt der Ingolstädter. So wurde das Schmutzler-Büro kurzerhand nicht nur zum Drehort, sondern gleichzeitig zum freiwilligen Quarantäne-Headquarter umfunktioniert, in dem sich die Fünf - bis auf kurze Schlafpausen zu Hause - rund um die Uhr aufhielten. Abstandhalten und Maskentragen inklusive.

"Der Film spiegelt unsere eigene Situation wider. Es geht um einen Filmemacher, der während des Lockdowns im Büro festhängt und den Entschluss fasst, einen Film zu drehen", verrät Kevin Schmutzler, dessen Bruder Toby den Part des Eingeschlossenen übernommen hat. "Zudem spielen wir mit der Tatsache, dass sich während der Ausgangssperre jeder Tag gleich anfühlt. So durchlebt unser Protagonist täglich dieselben Routinen, in die ihn sein Film, der sozusagen zu seinem Gegenspieler wird, zwingt. Im Laufe des Streifens muss er lernen, daraus auszubrechen", beschreibt der Regisseur die Story.

Die beiden Brüder setzen dabei in ihrem "Lockdown-Movie" auf einen Genremix aus Comedy-, Horror- und Mystery-Elementen, zudem verschwimmen Traum und Wirklichkeitsebenen miteinander, ähnlich wie bei den Kinoerfolgen "Inception" oder "Matrix". "Wir haben viel mit Filmzitaten gearbeitet und glauben, dass ein ganz witziges Endprodukt herauskommen wird", meint der Ingolstädter.

Prominenten Support bekamen die Schmutzlers von Bayern-3-Frühaufdreher-Moderator Sebastian Winkler und Instagram-Influencerin Louisa Dellert, die sich mit politischen Themen und Nachhaltigkeit auseinandersetzt: "Sebastian hat uns einige Nachrichten-Einspieler gedreht, die unser Hauptdarsteller auf seinem Laptop anschaut, und Louisa verkörpert die Freundin unseres Protagonisten. Wir haben quasi per Fernregie die Anweisungen gegeben, wie die beiden zu agieren haben", sagt Kevin Schmutzler und zählt noch weitere Unterstützer auf: "Ein Münchener Kameraverleiher hat uns hochwertiges technisches Equipment zur Verfügung gestellt, auch viele Freunde und Bekannte haben kostenlose Hilfe angeboten, die wir aber ablehnen mussten, weil es nicht mit den Hygieneauflagen zu vereinbaren war. "

Eine große Herausforderung war für die beiden Schmutzlers die Realisierung des Projekts mit einem Team aus nur vier Personen plus einen Schauspieler. "Normalerweise sind zehn bis zwanzig Mal so viele Leute an einem Dreh beteiligt. Jetzt hat unser Kameramann gleichzeitig das Licht gemacht und bei der Ausstattung geholfen. Ich selbst war für die Regie verantwortlich, habe aber auch Kameraassistent gespielt - jeder hatte also mehrere Jobs zu erledigen. Dadurch sind die Drehtage auch exorbitant lang geworden", erzählt der Ingolstädter.

Positiv dagegen war, dass die Brüder durch die Beschränkung auf die vorhandenen Büroräume und Requisiten keine Rücksicht auf Motivgeber nehmen mussten - umgekehrt standen sie im Vorfeld aber vor der Problematik, aus genau diesen wenig veränderbaren Gegebenheiten eine unterhaltsame Geschichte kreieren zu müssen. "Unser Gedanke war, etwas Positives in diese Zeit zu bringen. Die Aussage des Films ist: Versucht mit dem, was da ist, etwas auf die Beine zu stellen", fasst der Regisseur zusammen.

Die Dreharbeiten sind nun abgeschlossen, ein Trailer wird gerade produziert. Wann und wo das etwa einstündige "Lockdown Movie" schließlich veröffentlicht wird, entscheidet sich demnächst.

Plattformen wie Netflix sind denkbar, auch eine Eigenvermarktung ziehen die Brüder in Erwägung. Eines ist aber sicher: Der Film wird schon sehr bald zu sehen sein - die Menschen im Lockdown dürfen sich also auf Abwechslung freuen.

DK