Großmehring
Die Vertrauenskasse macht's möglich

Gärtnerei in Großmehring bietet schon jetzt Gemüsepflänzchen an - ab Montag gibt es wieder Blumen

17.04.2020 | Stand 23.09.2023, 11:40 Uhr
Schnittlauch, Kopfsalat und Kohlrabi: Uschi Feuchtmüller füllt das Regal vor der Gärtnerei Schwarz in Großmehring mit Pflänzchen für den heimischen Gemüsegarten. −Foto: Kügel

Großmehring - Ab Montag dürfen die Gärtnereien endlich wieder öffnen.

Findige Köpfe beim Bayerischen Gärtnereiverband haben aber eine Lösung gefunden, wie ihre Mitgliedsbetriebe zumindest Salat- und Gemüsepflänzchen trotz Corona-Schließung schon jetzt an den Mann oder die Frau bringen: die Vertrauenskasse.

Auf dem Weg zum Supermarkt in Großmehring haben die Pophals einen Zwischenstopp bei Blumen Schwarz eingelegt. "Eigentlich wollten wir was für den Balkon", sagt Gabriele Pophal. Auf dem Parkplatz vor dem geschlossenen Laden stehen aber nur einige Regale mit Salat- und Gemüsepflänzchen. Das Ehepaar aus Mailing wäre um die Zeit eigentlich auf Reisen. "Aber heuer bleibt das Wohnmobil wohl aufgebockt", meint Harald Pophal. "Wir genießen jetzt eben Haus und Garten", tröstet sich seine Frau.

Beide achten ganz strikt auf die Hygieneregeln. Wenn am Montag die Geschäfte wieder öffnen, wollen sie deshalb noch zu Hause bleiben. "Da ist uns der Trubel zu groß", sagt Gabriele Pophal. Und ihr Mann stimmt ihr zu: "Wir werden uns sicher nicht in die Menge stürzen! " Für das heimische Gemüsebeet nehmen sie fürs erste nur ein Zucchinipflänzchen mit und werfen zwei Euro in die Kasse: ein Metallrohr mit dem dicken Betonsockel, wie man das von Blumen-Feldern oder Kürbisständen kennt. "Das Wetter lädt zum Garteln ein, die Idee ist gut und der Preis okay", meinen die Pophals und machen sich zufrieden auf den Heimweg.

Die Idee, eine sogenannte Vertrauenskasse aufzustellen, haben Zenta und Emil Schwarz - oder vielmehr ihre Tochter Marina Schmit - wie viele Berufskollegen vom Bayerischen Gärtnereiverband übernommen. "Zuerst hieß es, der Freiverkauf ist erlaubt, dann doch wieder nicht - das war ein ziemliches Chaos", erzählt Zenta Schwarz. Aber seit der Osterwoche sei jetzt der Verkauf von Gemüse, Kräutern, Fruchtpflanzen und Sträuchern wie Himbeeren über die Vertrauenskasse und ohne Kundenkontakt erlaubt, freut sich die Seniorchefin.

"Der Umsatz liegt vielleicht bei zehn Prozent vom normalen Geschäft", schätzt Marina Schmit, die für die Finanzen zuständig ist. Und für die E-Mails vom Berufsverband: "Zweimal am Tag kommt ein Corona-Newsletter - ich komme bald mit dem Lesen nicht mehr nach! "

Nachgezählt hat die Betriebswirtin nicht, aber sie meint, dass die Leute schon ehrlich sind: "Ich glaub', dass die froh sind, dass sie was Vernünftiges kriegen und deshalb sogar eher aufrunden. " Überwiegend kämen ohnehin Stammkunden vorbei, wenn sie auf dem Weg zum Einkaufen sind.

"Ab Montag dürfen wir unsere Eigenproduktion an Sommerpflanzen anbieten", zitiert Schmit aus der jüngsten Verbandsmitteilung. "An ein Einkaufsfeeling ist da eher nicht gedacht", vermutet sie. In ihrem Familienbetrieb werden die Kunden am Montag jedenfalls auf einer "Einbahnstraße" vom Freiflächenverkauf über die Kasse zum Ausgang gelenkt. Die eigentliche Eingangstür wird deshalb nur von innen zu öffnen sein. Als Hygienemaßnahme wurde an der Kasse ein Spuckschutz angebracht, und die Mitarbeiter müssen Handschuhe tragen. Obwohl sich die Kunden auf der großen Fläche gut verteilen werden, bittet sie darum, den Einkauf nicht zum Familienausflug zu machen und sich gegebenenfalls auf Wartezeiten einzustellen. "Es dürfen nur so viele Kunden rein wie Einkaufswagerl da sind", sagt Schmit, die selbst als Ordner drüber wachen wird.

Parallel dazu geht der Lieferbetrieb für Balkonblumen und Grabschalen weiter, obwohl der Aufwand enorm sei: "Statt gleich das Geld in der Kasse zu haben, müssen zuerst Aufträge angenommen und Rechnungen geschrieben werden. " Die Kunden würden sich ihre Pflanzen eigentlich lieber selber aussuchen, weiß Schmit aus Erfahrung: "Sonst fehlt einfach das gewisse Flair! "

DK

 

Sebastian Kügel